Die Kildare-gedichte; die ältesten mittelenglischen denkmäler in anglo-irischer überlieferung von Dr. W. Heuser ...

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Title
Die Kildare-gedichte; die ältesten mittelenglischen denkmäler in anglo-irischer überlieferung von Dr. W. Heuser ...
Author
Heuser, Wilhelm
Publication
Bonn,: P. Hanstein,
1904.
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"Die Kildare-gedichte; die ältesten mittelenglischen denkmäler in anglo-irischer überlieferung von Dr. W. Heuser ..." In the digital collection Corpus of Middle English Prose and Verse. https://name.umdl.umich.edu/AJT2514.0001.001. University of Michigan Library Digital Collections. Accessed April 24, 2025.

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Vorbemerkung.

Was die Varianten anlangt, so bemerke ich, daß sie sich, wenn nichts weiter dabei bemerkt, auf den letzten der englischen Herausgeber beziehen, also für Sar., XV S., FP., X C., VII S., Christ, Cok., Sat., Frag., Er., El., V evil things auf Furnivall "Early English Poems and Lives of Saints"; für H., Lull. auf Thomas Wright "Reliquiae Antiquae", für Tierf. und Nego auf T. Wright "Political Songs" Camden Society 1839, für Bir. auf Ritson "Ancient Songs and Ballads". Mätzner's Abdruck der vier Predigtgedichte und des Land of Cokaygne in den Ae. Sprachproben hat zum Verständnisse und zur Besserung des Textes sehr viel beigetragen, beruht aber nur auf den englischen Ausgaben, nicht auf der Hs. selber. Furnivall löst zum Teil die Abkürzung a' (= and) durch an auf, stets i c (= ich) durch ic, und ist zuweilen ungenau in Bezug auf den Gebrauch von þ und th, u und v. Wright hat ic für i c und modernisiert u und v, þ und th; ebenso Ritson, der außerdem noch ȝ durch gh und y wiedergibt und a' (= and) mit ant(!) auflöst. Alles dieses habe ich stillschweigend genau der Hs. entsprechend geregelt, ohne die Abweichungen der englischen Herausgeber in die Varianten aufzunehmen. Ebenso habe ich Iesus für die Abkürzung ihc̄, Iesu für die Abkürzung ihū eingesetzt, wo die früheren Ausgaben teils Ihesus, teils ihsu etc. geben. Die Zu|sammenschreibung oder Trennung von Wörtern, die in der Hs. vielfach willkürlich ist (z. B. bi gun für bigun), habe ich still|schweigend geregelt; Fälle wie god is speche sind natürlich nicht angetastet, da sie nicht die Genitivendung, sondern das Possessivpronomen is (= his) enthalten; anderenfalls würde goddis geschrieben sein. Wie Wright und Furn. habe ich h als he und das seltene k als ke aufgelöst.

Die vereinzelten von späterer Hand im Ms. hinzugefügten Überschriften oder Randbemerkungen sind nur ausnahmsweise berücksichtigt.

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Gedichte religiösen und verwandten Inhalts.

I. Hymn by Michael Kildare.

Gedruckt von Thomas Wright, Rel. Ant. II, 190.

Das einzige unserer Gedichte, dessen Verfasser sich direkt nennt, und zugleich das einzige Stück im ganzen Ms., welches den Namen Kildare enthält, verdient schon darum besondere Beachtung. Weiteres wissen wir über den Dichter leider nicht. Wir sind nicht berechtigt, ihn mit Madden und Crofton Croker zum Autor oder gar zum Schreiber des ganzen Ms. zu machen; wir haben nicht einmal das Recht, ihm mit T. Wright die kühne Satire "of men þat woniþ in lond" zuzuschreiben und den Schauplatz derselben nach Kildare zu verlegen. Die Hymne steht mit ihrem kunstvollen Versbau ganz allein da unter den Gedichten des Ms., es ist also durchaus möglich, daß nur dieses eine Gedicht auf Michael zurückgeht. Auch daß Bruder Michael ein Franziskaner war, wie von jeher kurzhin angenommen wurde, ist nicht direkt bezeugt. Wahrscheinlich allerdings hat an der entscheidenden Stelle in Str. 15 þis sang wroȝt a frere noch menour auf der jetzt vorhandenen Rasur gestanden, denn der Reim verlangt ein Wort auf -our. Wäre unser Ms. übrigens nicht eine spezifische Franziskanerhandschrift, so könnte man ebensogut prechour einsetzen und ihn damit zum Dominikaner stempeln. Wir müssen uns also mit dem bloßen Namen be|gnügen, obgleich Form wie Inhalt des Gedichtes einen nicht gewöhnlichen Dichter verraten, der sicherlich nicht nur diesen einen poetischen Versuch gemacht hat.

Der Versbau des Gedichtes ist sehr kunstvoll und hat meines Wissens in der ganzen me. Litteratur kein genau entsprechendes

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Seitenstück. Die verschlungene zehnzeilige Strophe hat die Reimstellung aaabababab, wobei zu beachten ist, daß im 7. und 9. Verse gewöhnlich noch leoninischer Reim auftritt. Der Dichter gebrauchte also in jeder Strophe nicht weniger als acht a-Reime neben vier b-Reimen. Die a-Verse sind viertaktig, die b-Verse dreitaktig, ein a-Vers mit dem folgenden b-Verse zusammen bildet demnach einen regelrechten Septenar. Die Strophe unseres Dichters stellt sich damit als eine Abart der wohl|bekannten altertümlichen vierzeiligen Strophe von Langversen mit durchgehendem Reime heraus und ist daraus hervor|gegangen durch eingeflochtenen Reim und Erweiterung des ersten Septenars (a + b zu aaa + b). Lassen wir die beiden ersten a-Verse weg und sehen wir von dem eingeflochtenen Reim ab, so ist das ursprüngliche vierzeilige Schema wieder hergestellt. Schipper's Ansicht, welcher die Strophe Michael's als eine Er|weiterung der Schweifreimstrophe auffaßt (Engl. Metrik I, 381), kann ich nicht teilen. Die dazu vorausgesetzte Art der Schweif|reimstrophe mit der Reimstellung aaabab ist selbst schon zu selten und wird schwerlich noch weitere Variationen hervor|gerufen haben, während andererseits die Zurückführung auf die beliebten Vier-Zeiler mit durchgehendem Reim keine Schwierigkeit bietet. — Immerhin stellte eine solche Strophe mit ihrer großen Zahl gleicher Reime nicht unbedeutende An|forderungen an das technische Können eines Dichters. Bruder Michael hat die nicht leichte Aufgabe recht glücklich gelöst und zugleich bewiesen, daß er mit dem Wohllaut der Form warme Empfindung und gedankenreichen Inhalt zu vereinen wußte. Sein Thema [Das Gedicht ist keine Hymne auf Jesus, wie Brandl, Grdr. II, 640 meint, obgleich es mit der üblichen Anrufung Jesu beginnt.] war ja das immer wiederkehrende, das sich auch mit den Reimpredigten unseres Ms. eng berührt: Die Vergänglichkeit irdischen Gutes und Glückes und die Mahnung zu rechtzeitiger Umkehr, die er besonders dem Reichen zuruft. Auffallend ist der Reichtum der Sprache an lebhaft geschauten und z. T. länger ausgeführten Bildern, die sich von den typischen Vergleichen anderer me. Dichter vorteilhaft abheben und das ganze Gedicht fast von Strophe zu Strophe durchziehen. So wenn er den Reichen mahnt, daß der Bogen für ihn gespannt ist und das Feuer angezündet,

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daß er selbst einem Holzklotz gleicht, würdig in der "Höllen|kufe" zu brennen, oder einem gebrechlichen Baumstamm von kurzen 7 Fuß Länge, außen geschmückt mit Hab und Gut, doch mit der Axt an der Wurzel, und dahinter der Satan voll Begierde den Stamm zu fällen.

Auch die Predigtgedichte unseres Ms. sind reich an Ge|danken; an Wohllaut der Form und Vollendung der Sprache steht die Hymne weit über ihnen.

Swet Iesus, hend and fre, [folio 9] Þat was istrawȝt on rode tre, Nowþe and euer mid vs be And vs schild fram sinne, Let þou noȝt to helle te Þai þat beþ her inne! So briȝte of ble, þou hire me, Hoppe of alle mankynne, Do us ise þe trinite And heueneriche to winne!
Þis world is loue is gon awai, So dew on grasse in somer is dai, Few þer beþ, weilawai, Þat louiþ goddis lore. Al we beþ iclung so clai, We schold rew þat sore; Prince and king, what weniþ þai To libbe euir [ever] more? Leueþ ȝur plai and crieþ ai: Iesu Crist, þin ore.
Alas, alas, þe [ȝe] riche men, Of muk whi wol ȝe fille ȝur denne? Wende ȝe to ber hit henne? Nai, so mote i þriue! Ȝe sulle se þat al is fenne, Þe catel of þis liue. To Criste ȝe ren and falleþ o knen, [a knen]

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Þat wondis þoliid fiue; For ȝe beþ trenne worþi to brenne In bittir helle kiue.
Godde ȝow hauiþ to erþe isent, Litil dwel ȝov hauiþ ilent, He schal wit, how hit is spent, I rede ȝou, tak hede. If hit be hidde, ȝe beþ ischent, For helle worþ ȝur mede. Þe bow is bend, þe fire itend To ȝow, if ȝe beþ gnede; Bot ȝe [ȝeu, Ms. ȝeu (? ȝen)] amend, ȝe sul be wend In euer glowind glede.
Pouir was þin incomming, So ssal be þin outegoing, Þou ne ssalt [salt] of al þi þing A peni ber to molde. Þat is a rewful tiþing, Whose hit hire wold. Louerd king, to hori ding What makiþ man so hold? In pining ȝiue a ferþing He ne sal, þeȝ he wold.
Riche man beþenche þe, Tak gode hede, wat þou be! Þou ne art bot a brotil tre Of schorte seuen fote, Ischrid wiþ vte wiþ gold and fe — Þe ax is at þe rote; Þe fent vnfre halt al to gle Þis tre adun to rote. So mote ich þe, ich rede þe: fle, And do þi [this] sowle is bote.
Now þou art in ro and rest, [folio 9b] Of al þe lond þou art þe mest, Þou doist no streinþ of god [Godis] is hest;

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Of deþ whi neltov [neltou] þenche? Whan þou wenist libbe best, Þi bodi deþ sal qwench; Þe pouer chest ssal be þi nest, Þat sittist bold a bench; Est and west schal be þi qwest, Ne miȝt þou noþing blench.
Be þou barun oþer kniȝte, Þou salt be a sorful wiȝte, Whan þou liste in bere itiȝte In fulle pouer wede; Nastou noþer main no miȝte, Whil þou no man drede; Wiþ sorwȝful siȝt — and þat is riȝte — To erþe me sul þe lede; Þan ssal þi liȝt turn in to niȝte — Beþench, man, þis i red. [i-red (!), Ms. ired]
Þe pouer man bit uche dai Gode of þe, and þou seiist ai: Begger, [Beggar] wend a deuil wai! Þou deuist [denist] al min ere. Hungir-bitte he goth awai Wiþ mani sorful tere. A wailowai! þou clotte of clai! Whan þou list on bere, Of fow no grai no rede no rai Nastov bot a here.
Crist [Christ] telliþ in holi writte Þat a man of wiþir witte Ibiriid was in helle pitte, Þat in þis lif was riche; Ssal he neuer þan flitte Fram þe sorful diche. He sal sitte in helle flitte Wiþ oute wyn and miche, Þe fent sal sitte is knot to knitte; Sore mai he skriche.

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Þe pouer man goþ bifor þe, Al idriid als a tre, And grediþ: "louerd, help me, Hunger [hungre] me hauiþ ibund. Let me dei pur charite, Ibroȝt ich am to grund." So mot i þe and crist ise: If he dei [die] þat stund, His lif sal be icrauid of þe, Þeȝ þou ȝif him no wonde.
I þe rede: rise and wake [awake] Of þe hori sinne lake. If þou be þer in itake, Iwisse þou schalt to helle, To woni wiþ þe fendis [? fentis, Ms. undeutlich] blake In þat sorful wille. Þi wei þou make, [Ms. mak] þou dri þe stake, [stak] To prest þi sinnes telle; So wo and wrake sal fram þe rake Wiþ fendis [d deutlich] grimme and felle.
If in sinne þi liue is ladde, To do penance ne be noȝt sadde; Who so doþ, he nis noȝt madde, As holi churche vs techithe; [Ms. techith'] Þer of be þou noȝt adradde, Crist sal be þi lech, Þus Crist us radde, þat rode spradde, Wiþ a blisful spech. Whan he so bad, þou miȝt be gladde, Ne louiþ he no wreche.
Iesu, king of heuen fre, [folio 10] Euer iblessid mot þou be! Louerd, i besech þe, To me þou tak hede; Fram dedlich sinne þou ȝem me,

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While i libbe on lede! Þe maid fre þat bere þe So swetlich vnder wede, Do vs to se þe trinite — Al we habbeþ nede!
Þis sang wroȝt a frere [menour], [menour fehlt bei Wright, im Ms. Rasur.] Iesus Crist be is socure, Louerd, bring him to þe toure, Frere Michel Kyldare; Schild him fram helle boure, Whan he sal hen fare! Leuedi, flur of al honur, Cast awai is care; Fram þe schoure of pinis sure Þou sild him her and þare! Amen.
II. Die vier Predigtgedichte.

Gedruckt von Furnivall, EEP. p. 1 ff.; Mätzner, Altengl. Sprachproben 115 ff.

Die vier Gedichte Sarmun, XV Signa, Fall and Passion und X Commandments sind durch Inhalt und Bestimmung, ebenso wie durch Sprachcharakter und Versbau zu einer Ein|heit verbunden, zu der sich als Anhängsel auch noch Tierf. zu gesellen scheint, welches mehrere Strophen mit Sar. gemeinsam hat und abgesehen von den ersten achtzeiligen Strophen ebenfalls in vierzeiligen Strophen von viertaktigen, kreuzweise gereimten Versen abgefaßt ist. Gerade die Vier|zeiligkeit der Strophe ist es, die für unsere Gedichte charak|teristisch ist, da sie sich meines Wissens in der älteren me. Litteratur sonst nicht findet, so häufig auch die achtzeilige Strophe mit Kreuzreimen schon früh in der me. Lyrik auftritt. Auch in späterer me. Zeit blieb die achtzeilige Strophe dieser Art im Übergewicht. Die einfachen Vierzeiler waren für

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unsere Reimpredigten brauchbarer als die kunstvolle lyrische Strophe und nähern sich in dieser Hinsicht dem typischen Versmaß didaktischer und theologischer Dichtungen im Me., den kurzen Reimpaaren. Nicht durch die Schönheit der Form, sondern durch das Packende des Inhalts sollte auf das Publikum gewirkt werden, das vielleicht nicht gerade zu den gewähltesten gehörte. So erklären sich zahlreiche äußere Härten, das Fehlen von Senkungen nicht bloß, sondern hier und da auch von Hebungen, eintönige oder mangelhafte Reime, ja mehrmals Fehlen des Reimes, Schwächen, denen ein durchweg gedanken|reicher Inhalt und kräftiger Ausdruck gegenüber steht. Daß unsere Gedichte Reimpredigten und für den öffentlichen Vortrag bestimmt waren, ergibt sich aus dem Ton derselben und mancherlei unzweideutigen Hinweisen. Das erste derselben wird am Schluß direkt als sarmun bezeichnet und hat daher von allen Herausgebern diesen Titel erhalten. Aber wie die lehrhafte Tendenz und der volkstümliche derbe Ton, so sind die direkten Anreden an die Zuhörerschaft den anderen drei Gedichten ebenso zu eigen.

Sarm. 237 heißt es:

Alle þat beþ icommin here Forto hire þis sarmun

Und ganz ähnlich auch:

Godmen, takiþ nou gome Line XV S. 21 Wate hit is, ich ȝou tel mai Line 132 Þe XV tokningis ichul ȝou telle Line 9 Ichul ȝou telle, sires, beleue! Line FP. 28 Me to spek and ȝou to here, Line 5 Me to teche and ȝou to lere Man and womman, ich red be ware Line X C. 5 Ȝure gret oþis þat ȝe beleue And bot ȝe nul, etc.

Aus derartigen Stellen geht hervor, daß der Dichter zu|gleich Sprecher war und seine Zuhörerschaft vor Augen hatte. Daß seine Zuhörer beiden Geschlechtern angehören, wird bewiesen durch die Anrede: man and womman XV S. 5. 161; X C. 5.

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Ich halte es für wenig zweifelhaft, daß die vier Predigt|gedichte von einem und demselben Verfasser stammen, denn außer der Gemeinsamkeit von Tendenz, Inhalt und Form weisen die Anfänge und Schlüsse wörtliche Ubereinstimmungen auf. Man vergleiche die Einleitungen:

Þe grace of godde and holi chirche, Line Sar. 1 Þroȝ uertu of þe trinite ... Þe grace of Iesu fulle of miȝte Line XV S. 1 Þroȝ prier of ure swete leuedi Mote amang vs nuþe aliȝte ... Þe grace of god ful of miȝt Line FP. 1 Þat is king and euer was Mote amang vs aliȝt ... [Nou Iesu ...] Ȝif vs grace to wirch ... Line X C. 3

Die Schlüsse lauten:

Beseche we him mek of mode Line Sar. 233 Þat soke þe milk of maid is brest, Þat boȝt us wiþ is der blode, Ȝiue us þe ioi þat euer sal lest etc. And after he steiȝ to heuen aboue, Line FP. 213 Þer ioi is þat euer lest etc. Besech we him mild of mode Line X C. 77 Þat sok þe milk of maid is brest Þat boȝt vs wiþ is der blod Ȝiue vs euer in heuen rest. hat keinen Schluß, da unvollständig erhalten. Line XV S.

Die Sprache der vier Predigtgedichte ist in sich ein|heitlich. Reim und Schreibung decken sich vollkommen, fremde Elemente sind nicht nachweisbar. Sie repräsentiert den Kildare-Dialekt in schärfster Ausprägung, wie allein schon aus den Reimen von apan : -an hervorgeht, die sich außerdem nur noch in Tierf. finden. Es kann somit kein Zweifel bestehen, daß die vier Gedichte nicht allein in Irland geschrieben, sondern auch verfaßt sind, und wir werden kaum fehl gehen, wenn wir Verfasser wie Schreiber in Franziskaner|mönchen der mutmaßlichen Heimat unseres Ms., also der Gray Abbey zu Kildare suchen. Der volkstümlich derbe Ton der

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Gedichte paßt durchaus zu einem predigenden Bettelmönch, der bezeichnenderweise zugleich die Rolle des Ablaßspenders übernimmt, wie aus dem Schlusse von Sar. hervorgeht. Bei keinem Mönchsorden aber spielte der Ablaß eine so große Rolle wie bei den Franziskanern. Schon 1223 wurde dem Orden der berühmte Portiuncula-Ablaß erteilt und gar bald war die Berechtigung der Ablaßerteilung auf alle Minoriten|klöster ausgedehnt. Welchen Raum die Indulgentia der Portiunculakirche (Ecclesia Sanctae Mariae de Angelis prope Assisium) in unserem Franziskaner-Ms. einnimmt, geht aus den lat. Stücken Nr. 15-19 der Inhaltsangabe zur Genüge hervor.

Sarmun.

Gedruckt von Furnivall, EEP. p. 1; Mätzner, Ae. Spr. p. 115. Im Ms. und ebenso von den Herausgebern in vierzeilige Strophen abgeteilt.

Der Dichter beginnt mit einem Hinweis auf ein lat. Buch, aus dem er schöpft, und führt den Heil. Bernhard selber, den großen Prediger des frühen Mittelalters, als Gewährsmann an. Er verbreitet sich in zum Teil sehr kräftiger Sprache über die Nichtigkeit alles dessen, auf das der Mensch stolz zu sein pflegt; er warnt die Habsüchtigen und die Reichen und er|innert dabei an die wohl seinen Zuhörern — aber leider nicht uns — bekannte Geschichte von Wlonchargan; er deutet die Schrecken des jüngsten Tages mit wenigen Strophen an und mahnt an die Vergänglichkeit des Lebens, in das der Mensch nichts mit hineinbringt, aus dem er nichts mit fortnimmt. Nachdem er dem Zuhörer die Hölle heiß genug gemacht hat, schließt er mit einem freundlichen Ausblick auf die Freuden des Himmels, der "woningis mani and fale" für die guten Christen hat.

Der Darstellung fehlt es nicht an drastischen Bildern: Schultern und Seite des Menschen als Wildpark, in welchem "luse and flee" zu jagen sind; des Menschen "felle" als Sack, der mit Kot und Schmutz gepudert ist; Hab und Gut als un|getreuer Genosse, der verläßt oder verlassen wird — alles dieses war lebendig genug, um auf die Zuhörer Eindruck zu machen. An Beziehungen zu anderen Gedichten fehlt es nicht. Das jüngste Gericht wird gestreift, wie bereits bemerkt; die Verse 161-172 kehren fast wörtlich in Tierf. wieder; die

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Charakterisierung der Vergänglichkeit mit dem Ausdruck: nou he is and nou he nis findet sich ähnlich VII S. 93 her it is etc., aber ebenso auch sonst im Me., wie z. B. Böddeker, p. 195. Die ausgiebige Verwendung der Würmer, deren Weide der mensch|liche Leichnam ist, war auch sonst beliebt (cf. Böddeker, Altengl. Dichtungen etc. p. 225 þat mon is worm and wormes kok Ant wormes he shal fede). An das volkstümliche Losungswort der nach Selbständigkeit ringenden unteren Schichten im 14. Jahr|hundert: Als Adam grub und Eva spann, wo war denn da der Edelmann? (cf. Grdr. II, 667) klingt bereits eine Stelle in unserem Gedichte an, cf. Vers 33: Sire, whar of is þe gentilman Of eni oþer etc. Alles in allem scheint mir Sarmun das ansprechendste und gedankenreichste unter den vier Predigtgedichten zu sein.

Þe grace of godde and holi chirche, [folio 16] Line 1 Þroȝ uertu of þe trinite, Ȝif ous grace soch workes to wirche Þat helplich to ure sowles be.
Þes wordes þat ich speke nou last, Line 5 In latin hit is iwritte in boke; Wel mow we drede and be agast, Þe dede beþ so lolich to loke.
Þer for he seiiþ "a, man, hab munde Line 9 Þat of þis lif þer commiþ ende! Of erþe and axen is ure kunde And in to duste we schulliþ wende".
So seiþ seint Bernard in his boke Line 13 And techiþ vs ofte and lome To be hend, if we wold loke, Wel file hit is þat of us come.
Man, loke þin ein and þi nosse, Line 17 Þi mouþ, þin eris al aboute! Fram þi girdil to þi hosse, Hit is wel vile þat commiþ vte.
Man, of þi schuldres and of þi side Line 20 Þou miȝte hunti luse and flee; Of such a park ine hold no pride, Þe dere nis nauȝte þat þou miȝte sle.

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If þou ert prute, man, of þi fleisse Line 24 Oþir of þi velle þat is wiþ oute — Þi fleisse nis naȝte bot worme is meisse; Of such a þing whi ert þou prute?
Wormis of þi fleisse schul spring, [folio 16b] Line 29 Þi felle wiþ oute nis bot a sakke, Ipudrid ful wiþ drit and ding Þat stinkiþ lolich and is blakke.
Sire, whar of is þe gentilman Line 33 Of eni oþer þan of þis? Him silf mei se, if gode he can, For he sal find þat so hit is.
Þat hit be soþ and noȝt les, Line 37 Þou loke þi neȝbor: whare and how? Þou loke in is [his] biriles; He was prute, as ert þou.
Whate prude saltou [sastou] se þar Line 41 Bot stench and wormis icrop in dritte? Of such a siȝt we aȝt be ware And in vre hert hit hab iwritte.
Silk no sendale nis þer none Line 45 No bise no no meniuer, Þer nis no þing aboute þe bone To ȝeme þat was ihuddid here.
Þe wiked wede þat was abute, Line 49 Þe wormis hit [þat hit] habbiþ al forsoȝt. Alas, whar of is man so prute, Whan al is pride sal turne to noȝte?
If man is prute of world is welle, Line 53 Ihc hold a fole þat he be; Hit commiþ, hit goþ, hit nis bot dwelle, Bot dritte, gile and wanite.
Lo, þat catel nis bot gile, [folio 17] Line 57 Trewlich ȝe mov isee

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He nel be felaw bot a while, Þou salt him leue, oþer he sal þe.
Hit is mi rede, while þou him hast, Line 61 Þou spen it wel þat helplich be For god, but þou nelt at þe last, Oþer men sulle aftir þe.
Nouþe oþer mister-men þer beþ, Line 65 Þroȝ coueitise hi beþ iblend, Þat wer leuer wend to þe [þere Ms. þe] deþ Þan [þen] spene þe gode þat god ham send.
Þoȝ man hit hab, hit nis noȝt his, Line 69 Hit nis ilend him bot alone Fort to libbe is lif iwisse And help þe nedful þat naþ non.
Nou mani wrecche becommiþ þralle, Line 73 Hi nul noȝt spene, bot ȝime in store; Becom hi beþ þe deuil is þralle, Niȝt and dai hi libbiþ [libbeþ] in sore.
For niȝt and dai is al har þoȝte, Line 77 How hi hit mow hab and winne, Fast to hold and spene riȝt noȝte, And lediþ euer har lif in pinne. [Ms. pine (Strich verwischt)]
Þe wrecchis [Ms. wrechis] wringit þe mok so fast, Line 81 Up ham silf hi nul noȝt spened, Ȝit hi sul dei at þe last, And to þe deuil hi sul wend.
Siþ such a wringer goþ to helle [folio 17b] Line 85 For litil gode þat nis noȝt his, Whate mai ich bi þe riche man telle Þat lediþ al is lif in blisse?
Hit is as eþe forto bring Line 89 A camel in to þe neld is ei As a rich man to bring In to þe blisse þat is an hei.

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Þeiȝ man be rich of lond and lede Line 93 And holdiþ festis ofte and lome, Hit nis no doute, he sal be dede To ȝeld recning at þe dome.
Ȝe sulle we ȝiue acuntis Line 97 Of al þat we habbiþ ibe here, Ȝe, of a verþing, soþ iwisse, Of al þi time fram ȝer to ȝere.
And bot þou hit hab ispend ariȝte, Line 101 Þe gode þat god þe haþ ilend, Of Iesus Criste þou lesist þe siȝt, To helle pine þou worþe isend.
Of helle pine we aȝt be ware Line 105 And euer more hit hab in þoȝt, Ac non nel be oþer iware, For [. fort] ham silf be in ibroȝt.
Þeiȝ freris prech of heuen and helle, Line 109 Of ioi and pine to mani man, Al [Im Ms. am Rande steht: a tale] þat him þenchit bot dwelle, As men telliþ of Wlonchargan.
Ak ȝite þat ilk dai sal be, [folio 18] Line 113 Þer nis non þat nold him hide, So sore we sul drede to se Þe wondis of Iesus Crist is side.
His hondes, is fete sul ren of blode, Line 117 Þou woldist fle, þou ne miȝt noȝ[t] [Ms. noȝ] þan, Þe sper, þe nailes and þe rode Sal crie: "tak wrech of sinful man".
Þe erþe, þe watir þan sal sprede, Line 121 Route and driue al forwode: "Nov Iesus Crist, we sul þe wrekke Of sinful man þat sadde þi blode".
Boþe fire and wind lude sal crie: Line 125 "Louerd nov let vs go to,

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For ich wl blow, þe fire sal berne Vp sinful man þat haþ misdo".
Heuen and erþe sal crie and grede, Line 129 And helle sal berne, þou salt ise. O! sinful man, wo worþ þi rede, Whan al þis wrech sal be for þe.
Hit is so grisful forto loke Line 133 And forto hir þe bittir dome; Angles sul quake, so seiþ þe boke [Ms. bok] And þat þou hirist of[te] [Ms. of] and lome.
Sei, sinful man, whi neltou leue Line 137 Þat al þing sal com to hepe? Wel aȝt þi hert þroȝ-ute cleue, Þin eiine blodi teris wepe.
Hit is to late, whan þou ert þare, [folio 18b] Line 141 To crie "Iesu þin ore"; While þou ert here, be wel iware, Vndo þin hert and liue is lore.
Vndo þin hert þat is iloke Line 145 Wiþ couetise and prvde þer an, And þench þos wordis her ispoke, Forȝite ham noȝt, ac þench apan.
And bot þou nelt þench her apan Line 149 Fort vnderfong gode lore, Iwis for soþ, as þou ert man, Þou salt hit rew bitter and sore.
Man is lif nis bot a schade, Line 153 Nov he is and nov he nis; Loke hou he mei be glade, Þoȝ al þis world miȝt be his.
Wold he þench, þe vnseli man, Line 157 In to þis world whate he broȝte — A stinkind felle ilappid þer an, Wel litil bettir þan riȝt noȝt.

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What is þe gode þat he sal hab, Line 161 Oute of þis world whan he sal go? A wikid wede — whi sold i gab? — For he ne broȝt wiþ him no mo.
Riȝt as he com, he sal wend Line 165 In wo and pine and pouerte; Takiþ gode hede, men, to ȝur end, For as i sigge, so hit sal be.
I note, whar of is man so prute [folio 19] Line 169 Of erþe, axin, fel and bone, For be þe soule enis oute, A uilir caraing nis þer non.
Mani man þenchit on is þoȝt, Line 173 He nel noȝt leue his eir al bare, His eir sal fail and ber riȝt noȝte And wast þe gode wel widewhare.
Ich warne þe, for isold hit sal, Line 177 Al þat þou wan here wiþ pine, A broþin eir sal wast it al And be al oþeris þat was þine.
Nouþ siþ þat þe world nis noȝt [Ms. nåȝt] Line 181 And catel nis bot vanite, Haue [we] [Mä. schiebt we ein, das im Ms. fehlt] god in ur þoȝt And of þe catel be we fre.
Anouriþ god and holi chirch Line 185 And helpiþ þai þat habiþ nede, So god is wil we sul wirch, Þe ioi of heuen hab to mede.
What is þe ioi þat man sal hab, Line 189 If his lif he speniþ wel? Soþ to sigge and noȝt to gab, Þer nis no tunge þat hit mai tel.
If i sal tel al þat i can, Line 193 In holi boke as we can rede —

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Hit is a ioi þat fallit to man, Of hel pine he ne dar drede.
Þe man þat mai to heuen com, [folio 19b] Line 197 Þe swete solas forto se, Seue siþis [heue siþ is, Ms. heuesi þ is (. Seue siþis)] briȝtir þan þe sun In heuen sal man is soule be.
His bodi sal þer be al so Line 201 So fair and strang, ȝe mou wel leue, Iuil is euer fur him fro, Þer nis no þing þat him sal greue.
To met no drink þer nis no nede, Line 205 No for no hungir he ne [no] sal kar — Þe siȝte of god him sal fede, Hit is wel miri to woni þar.
Þer beþ woningis mani and fale, Line 209 Gode and betir, tak god hede; Þe last word bint þe tale; Wo best mai do, best is his mede.
Heuen is heiȝ, boþe lange and wide, Line 213 Mani angles þer beþ an, Boþe ioi and blis in euch side, Þer in sal woni gode cristin man.
Þe lest ioi þat þer is in: Line 217 A man sal know is owin frend, Is wif, is fader and al is kin, Of al þis ioi þer nis non end.
We sul se oure leuedi briȝte Line 221 So fulle of loue, ioi and blisse, Þat of hir neb sal spring þe liȝte, In to oure hert þat ioi iwisse.
Þe siȝte of þe trinite, [folio 20] Line 225 Þe mest ioi þat mai befalle, Boþe god and man in mageste, Þe heiȝ king aboue vs alle.

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Þe siȝt of him is ure vode, Line 229 Þe siȝt of him is ure virst, [Lies fest?] Al ure iois beþ ful gode, Þe siȝt of him is alir best.
Beseche we him mek of mode, Line 233 Þat soke þe milk of maid is brest, Þat boȝt us wiþ is der blode, Ȝiue us þe ioi þat euer sal lest.
Alle þat beþ icommin here Line 237 Fort to hire þis sarmun, Loke þat ȝe nab no were, For seue ȝer ȝe habbiþ to pardoun. [Ms. pdoun]
Quindecim Signa ante Judicium. (Fragment.)

Gedruckt von T. Wright, Chester plays II, p. 219; Furnivall, EEP. p. 7; Mätzner, Ae. Sprachpr. p. 120.

Im Ms. bis V. 44 in vierzeiligen Strophen, von da ab in Langzeilen, die den Eindruck von Reimpaaren (mit eingeflochtenem Reim) erwecken. Im Ms. sind hinter fol. 21 offenbar Blätter ausgefallen, so daß das Gedicht, welches bis fol. 21 b unten reicht, zwar als Fragment erhalten, aber ursprünglich wahrscheinlich vollständig gewesen ist. — Über die Ver|breitung des beliebten Stoffes und die inneren Beziehungen der ver|schiedenen Versionen zu einander vgl. Mätzner, a. a. O. Einleitung; C. Michaelis, Herrigs Archiv 46, p. 33; E. Sommer, Haupt's Zeitschrift III, p. 523; R. Peiper, Arch. f. Litt. IX, p. 117; G. Noelle, Beiträge VI (1879), p. 413, von denen die letzte Abhandlung die ausführlichste und grundlegende ist und auch einen Abdruck der wichtigsten Texte bietet.

Die Vorstellung von dem jüngsten Tage in Verbindung mit dem Untergange der Welt und mancherlei vorausgehenden Zeichen spielt in der christlichen Litteratur des Mittelalters eine sehr bedeutende Rolle und beruht in letzter Linie auf Stellen des Alten und Neuen Testaments, sowie besonders auf dem apokryphen 4. Buch Esra. Mehrfach findet sie sich schon bei den ältesten Kirchenvätern eingeflochten, wenn auch nur mit wenigen Zeichen. Ihre eigentliche Ausbildung scheint sie aber durch ein griechisches Akrostichon erhalten zu haben, das von Augustin in lat. Hexameter übertragen wurde und so die

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weiteste Verbreitung erlangte. Immer zahlreicher, immer be|stimmter ausgeprägt werden von jetzt ab die Bearbeitungen. In dem Akrostichon waren die Zeichen noch nicht nach Tagen geschieden, und auch in der Folgezeit schwankt die Zahl wie die Art derselben noch sehr. Wir finden drei, vier oder — wie in einem ae. Predigtfragment und dem me. Gedicht "Debate between the Body and the Soul" — sieben Zeichen. Die Fünfzehnzahl, welche sich zuerst in einer Beda zugeschriebenen Schrift des Adso findet, herrscht bald allgemein. Unter ihren Vertretern zeigen drei Typen, nämlich Beda (Adso), Comestor und Thomas von Aquino mit ihren Gruppen sowohl in der Reihenfolge wie in der Art der 15 Zeichen unter sich die engste Verwandtschaft. Eine vierte Gruppe, welche haupt|sächlich durch das dem 12. Jahrhundert angehörende westfrz. Gedicht von den Quinze Signes (cf. Gröber's Grundriß für Rom. Phil. II, 691) vertreten wird, fügt nicht weniger als acht neue Zeichen hinzu, zieht andere Zeichen zusammen oder läßt sie weg und hat eine vielfach abweichende Reihenfolge von den zuerst erwähnten Gruppen. Jene berufen sich gleich im Anfang auf den Heil. Hieronymus — und nur auf diesen — als ihren Gewährsmann, das afrz. Gedicht beruft sich mitten im Text auf Augustin und erst an einer zweiten Stelle wird Hieronymus, aber in Gemeinschaft mit anderen genannt

(cf. Saint Gregoire avec saint Jheroime, Saint Ambrose avec saint Augustin Tesmoignent etc.).

Übrigens ist weder über die Beteiligung des Hieronymus noch über die des Ambrosius und Gregor etwas bekannt. Jedenfalls liegt aber ein tiefgehender und offenbar schon von den Quellen herrührender Gegensatz zwischen dem afrz. Gedicht und den übrigen Gruppen vor.

Auf das frz. Gedicht führte zuerst Mätzner und ihm folgend Noelle die me. Version unseres Ms. zurück; Brandl macht Grdr. II, p. 627 demgegenüber die unbegreifliche Bemerkung, daß dieselbe sicher bloß auf lat. Vorlage, auf Petrus Comestor, beruhe. Hat denn Brandl die so leicht zugängige Fassung Comestors überhaupt vor Augen gehabt, als er dies nieder|schrieb? Das me. Gedicht, wenn es auch mit seiner Vorlage frei genug umspringt, hat ganz unverkennbar die charakteristischen

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Zeichen und die selbständige Anordnung des afrz. Gedichtes, und von diesem ist Comestor, wie oben nachgewiesen, grund|verschieden. Es ist auch ziemlich zweifellos, daß die Vorlage unseres engl. Gedichtes nicht eine lat., sondern eine französische war. Wie wollte man sonst wörtliche Übereinstimmungen mit dem frz. Gedichte (gedruckt bei Pallustre: Adam, mystère du XII. siècle), wie die folgenden, beurteilen:

Þat al þing nou sal suffri tene Line V. 32 Que tote rien soeffre dolor Þe first tokning sal be þusse ... Line V. 33 And þat oþer sal be wors Li premiers jors iert tot reals Mes li secund serra plus mals. Þe eiȝt dai so is dotus ... Line V. 113 Ful of tene and angus Li octimes serra dotos Sor toz ices molt anguisos Þe .IX. tokin sal be þus ... Line V. 129 Ouer al þat oþer sal deuers(!) Li novismes sera divers E de toz signes mult dispers Þer nis no seint in heuen abow Line V. 145 In al god is ferred Qu'il n'est nul saint qui tant seit chier El ciel empres son criatur Louerd, ȝif vs ur herbergi Line V. 167 Rent nos nostre herbergerie

Andererseits verfährt der englische Dichter in seiner Reim|predigt sehr frei mit seiner Vorlage: er ändert oft willkürlich, er setzt hier und da auch Zeichen hinzu, die ihm vielleicht aus anderen Quellen geläufig sein mochten, zumal aber kürzt oder unterdrückt er, wohl mit Rücksicht auf sein Publikum, die lang ausgeführten Stellen. So fehlt in dem me. Fragment der Blutregen des ersten Zeichens, im vierten wird die Sonne rot, in der Vorlage der Mond, im neunten sprechen die Himmel (þe skeis), in der Vorlage die Flüsse. Nicht in der Vorlage, aber aus anderen Fassungen wohl bekannt ist im zweiten

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Zeichen, daß die Menschen wie unsinnig hin und her laufen und die Toten auf den Gräbern sitzen, im siebenten das Bluten der Bäume, im achten, daß das Meer aufrecht wie eine Mauer steht (Comestor etc.: sicut murus). Ganz willkürlicher Zusatz ist wohl, daß im 12. Zeichen die vier Elemente Jesu anrufen. Es wäre ja denkbar, daß dem me. Dichter eine von der erwähnten abweichende afrz. Fassung vorgelegen hätte, wesent|liche Unterschiede aber scheinen zwischen den zahlreichen Hss. des afrz. Gedichtes nicht zu herrschen, und lieber als eine verloren gegangene Quelle möchte ich selbständige Änderungen annehmen, die der predigende Bettelmönch sich seinem Publikum gegenüber schon erlauben durfte und für die er ja auch andere Gewährsmänner hätte beibringen können. So fügt auch der ebenfalls dem afrz. Gedichte folgende Cursor Mundi im Anfang eine Stelle ein, die seiner Quelle fremd, aber für Adso und Comestor charakteristisch ist; cf. 22441: Als Ierome sais ... he fand in þe bok o Iuus (Adso, Comestor: invenit Hieronymus in annalibus Hebraeorum).

Zum Schluß möge eine Aufzählung der vielfachen me. Fassungen folgen, nach Gruppen geordnet, da die seinerzeit von Noelle gegebene sehr dankenswerte Liste nicht immer zugängig und veraltet (1879) ist, zumal da sich die Zahl der Versionen um einige neu anfgetauchte vermehrt hat.

I. Dem afrz. Gedichte des 12. Jahrhunderts folgen:
1.
XV signa ante iudicium, Ms. Harl. 913, Fragment (cf. oben).
2.
Les XV singnes de domesday, Ms. Digby 86, ed. Stengel, Fragment.
3.
Ms. Cambr. Univ. Ff. II, 38, ed. Varnhagen, Anglia III, 534 (noch nicht bei Noelle).
4.
Ms. Cott. Cal. A II, ed. Varnhagen, Anglia III, 543 (noch nicht bei Noelle), schließt sich ziemlich eng an die Version des Digby-Ms. an.
5.
Cursor Mundi, V. 22427-22710. (Hier fügt Noelle falsch ein als Nr. 6: Anticrist and the Signs before the Doom, Ms. Cott. Vesp. A III, ed. Morris, Ebert's Jahrbuch V, 191; identisch mit Nr. 5).
6.
XV signa ante diem Judicij, Ms. Cambr., Trin. Coll. B 11. 24, ed. Furnivall, EETS. 24, p. 118. (Von Noelle übersehen).

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II. Beda (Adso) folgt:
7.
Pricke of Conscience, V. 4738-4817.
III. Comestor folgen:
8a.
Metrical Homilies, ed. Small, p. 25. Der eigentliche Bericht beginnt: Sain Ierom telles that fiften ... und enthält 44 Verse.
b.
Die ausführlichere Version des Ms. Harl. 4196, noch un|gedruckt, mit manchen Änderungen, enthält 58 Verse.
9.
Saint Ieremie (= Jerome) telleþ etc. Ms. Laud 622, ed. Furnivall, EETS. 69, p. 92.
10.
Nowe XV signes, while I have space etc., gedr. Wright, Chester plays II, p. 147, enthalten in dem Stück Ezechiel.
11.
The fiffteene toknys aforn the doom, Ms. Harl. 2255, gedr. von Wright, Chester plays II, p. 222.
IV. Nur sieben Zeichen enthält:
12.
Debate of the Body and the Soul, Ms. Harl. 2253, ed. Böddeker; Ms. Digby 86, ed. Stengel.

XV signa ante iudicium. [Überschrift im Ms. in Rot.]
Þe grace of Iesu fulle of miȝte [folio 20] Line 1 Þroȝ prier of ure swete leuedi Mote amang vs nuþe aliȝte And euer vs ȝem and saui.
Man and woman, þou aȝtist tak gome, Line 5 Þis world is ending how hit ssal be, Þe wondres þat sal com befor þe dome, Þat ȝung and old hit sal ise.
Þe .XV. tokingis [? Ms. toknigis] ichul ȝou telle, Line 9 As us techiþ Ysaie; Þe holi gost him taȝt ful welle, And he hit prechid for profecie.
Hit is iwrit in holi boke, [folio 20b] Line 13 As clerkis hit mow se and rede,

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Þat no þing no man mai loke Þat is so grisful forto drede.
Þer nis aliue so sinful man, Line 17 If he þer of wold tak kepe, And he wold þench apan, Þat nold wel sore in herte wepe.
Godmen, [Godmen im Ms.] takiþ nou gome Line 21 Of tokninges þat commiþ bifor, Þe children wiþ in þe moder wome Wel sore sul dute [dicce, Mä. vermutet dute, was auch im Ms. steht.] and drede þer for.
Wiþ in þe moder wom hi sul grede Line 25 Vp Iesu Criste euer to crie: Louerde Crist, þou red vs rede, And of vs þou hab mercie.
We wold, louerd, þat we ner Line 29 In world icom forto bene And vnbeȝet of ure fader wer, Þat al þing nou sal suffri tene.
Þe first tokning sal be þusse, Line 33 Al for soþ we sul hit see, And þat oþer sal be wors, For soþ ȝe mou wel liue me.
Þe sterris þat þou sest so briȝte, Line 37 In heuen aboue þat sit so fast, For man is sin sal ȝiue no liȝt, Ac sal adun to erþe be cast.
As fair and briȝte as þou seest ham, Line 41 Hi worþ becom as blak as cole And be of hiwe durke and wan, For man is sin þat hi sul þole.
[Von hier ab im Ms. Langzeilen.] Þer nis aliue so stidfast man [folio 21] Line 45 Þat þer of ne sal agrise, Him to hide he ne can No whoder to fle, in none wise.

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Bot as bestis þat wer wode Line 49 Aȝe oþir to erne, her and þare; Forþi hi ne sul can no gode, See no lond hi ne sul spare.
Þan þe dede up sal arise, Line 53 Up har biriles forto sitte, Of þilk dai hi sul agrise And lok as bestis þat cun no witte.
Þe þrid dai þan amorow Line 57 Grisful hit sal be to loke Of moch weping and of sorow, As we fint in holi boke.
Þe sone þat nov schiniþ so briȝt Line 61 Þilk dai þou salt ise, Wel grene and wan sal be is liȝt, And þat for dred so hit sal be.
Abute þe time of middai Line 65 He worþ as blak as þe cole, We mov sigge wailawai, Moch is þe pine þat we sul þole.
Þe ferþ dai þat silf son Line 69 Worþ as rede, as hit wer fire, For ferd of dome, þat he [Ms. he dazwischen geklemmt] sold come Bifor Iesus, þe heiȝ sire.
Þe fifte tokning þat sal befal, Line 73 Þat allirkin maner beste Wel sore hi sul quak [quake] wiþ al, Wil þat ilk dai sal lest.
Towar[d] [Ms. to war] heuen behold sul hi Line 77 Wiþ har mund and wiþ har þoȝt Of Iesu Crist merci to cri, Þoȝ þat hi ne mou spek riȝt noȝt.
Alas, louerd, wat sul we tak, Line 81 We þat abbiþ sin iwroȝt?

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Niȝt and dai we aȝt sore quake, Whan we it sold þench in ure þoȝt.
Þe sixte dai ne lef ich noȝt, Line 85 Wan þes montis and þes hille — Al for soþ hit wurþ ibroȝt Þes depe dalis forto fille.
Þer nis castel no ture none Line 89 þat euer was no be salle, Imakid was of lime and ston Þat ne sal adun to-falle.
No no tre in erþ so fast Line 93 Mid al har rotis so fast ipiȝt, Þat ne sal adun to-berst Þilk silue dai, er hit be niȝt.
Þe sefþe dai hi [Ms. hit] sal grow aȝe, Line 97 Har crop adun, har rote an hei. Such wondris we sul ise, For god is wreþ þat sit an hei.
Þe tren [iren, . tren] sul blede, a wonder þing, Line 101 Þe þing þat bodi no flesse naþ non, For dred of þe heuen king Vnkundlich þing ded sal don.
Þan sal dei boþe pouer [poure, Ms. poư] and riche, Line 105 Ne sal þan þer wiþstond no þing, Al we sul ben ilich, Boþe kniȝt and barun, erl and king.
Ne sal þer help castel no ture, [folio 21b] Line 109 Palfrei, chasur no no stede, No for al is moch honour, [honoure] Þat he ne worþ wel sone dede.
Þe eiȝt dai so is dotus, Line 113 And þat ful wel þou salt se, Ful of tene and angus Al þis dai so sal be.

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Al þe see sal [Ms. sel?] draw ifere, Line 117 As a walle to stond upriȝt, And al þos watris þat beþ here Sal cri [crie, Ms. ci] merci up god almiȝt.
Þe fissis þat beþ þer in iwroȝt — Line 121 Þe see so hard sal ham todriue Þat hi wol wene in her [her im Ms.] þoȝt Þat god of heuen nis noȝt aliue.
Þan þe see sal draw aȝe Line 125 Into þe stid, þer hit was, And euch uerisse watir þan sal he Becom to is owin [owni] plas.
Þe .IX. tokin sal be þus, Line 129 Þe wonderis þat worþ þilk dai Ouer al þat oþer sal deuers, Wate hit is ich ȝow tel mai.
Þe holi man telliþ, seint Austin, Line 133 Þat þe skeis so sal spec þan, Wan al þing so sal hab fine, In steuen, as hit wer man.
Hi sul grede lude wiþ al Line 137 In uois of man up god to cri, As heuen and erþe sold to-fal: God and man, nouþ merci.
Louerd, merci of miȝt, Line 141 Nouþ is al ur time ispend, For sinful man is ein siȝt Ne let us neuer ben ischend.
Þer nis no seint in heuen abow Line 145 In al god is ferred, Þat þer of ne sal amoue And of þilk tokin be aferd.
Þus vs telliþ seint leronime Line 149 And seint Gregori al so

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Þat þan sal quake seraphin And cherubin, þat beþ angles two.
Þer nis in heuen angil iwis Line 153 Þat to oþer sal hab spech, So sore iworþ adrad iwis Of Iesus Crist is gremful [Ms. gemful] wreche.
Al þe fendis þat beþ in hel, Line 157 Wiþ grete din hi wol com þan, Har mone þou salt hire ful wel, Hou hi sul cri to god and man.
O, man and womman, þou take hede, Line 161 Hou þe fentis sul men har mone, Wel aȝtist þe fair to lede, Wile þou art in þis wreche wone.
Vp Iesu Crist hi sul cri Line 165 Wiþ such a steuen of pine and wo "Louerd, ȝif vs ur herbe[r]gi, [lies herbergi (.), Ms. herbegi] Aȝe to helle let us neuer go.
Þe .XI. dai fure windis sul rise, Line 169 And þe reinbow þan sal fal, Þat al þe fentis sal of agris And be ifesid in to helle.
For wolny nulni hi sul fle Line 173 And þat in to þe pine of helle, Maugrei ham þer hi mot be Wiþ duble pine þer in to dwel.
Þe .XII. dai þe fure elemens sul cri Line 177 Al in one heiȝ steuene: Merci Iesus, fiȝ Mari, As þou ert god and king of heuene. [Hier bricht das Gedicht, das im Ms. bis unten auf die Seite reicht, ab. Es sind hier also offenbar Blätter ausgefallen.]

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Fall and Passion.

Gedruckt von Furnivall, EEP. p 12; Mätzner, Ae. Sprachpr. I, 124.

Im Ms. geschrieben in Langzeilen von acht Takten (mit eingeflochtenem Reim), ebenso bei Furnivall abgedruckt, während Mätzner in vier|zeilige Strophen abteilt.

In dieser Reimpredigt werden den Zuhörern die beiden Hauptmomente des Alten und Neuen Testamentes vorgeführt: der Sündenfall, dem Lucifers Anmaßung und Erniedrigung vorausgeschickt wird, und die Erlösung durch Christi Leiden und Sterben. Die Darstellung ist einfach erzählend, nur bei der Uberleitung vom ersten Teil zum andern und am Schlusse, bei der Auferstehung, wird sie etwas verwickelter und mit Betrachtung verknüpft. Naiv ist die Frage, die der Dichter sich selbst vorlegt, warum die Schlange lieber zu Eva als zu Adam gekommen sei, und ihre Beantwortung, daß das Weib des Mannes Willen lenken könne, wie es wolle; erwähnenswert der Zug, daß seint Ion, patriarkes and oþer mo von Christus aus der Hölle geholt werden, eigenartig, daß die Mutter des Heilandes bei seinem Tode nur vier bitter teris of blode zu weinen vermochte.

Þe grace of god ful of miȝt [folio 29b] Line 1 Þat is king and euer was Mote amang vs [us] aliȝt And ȝiue vs alle is swet grace:
Me to spek and ȝou to lere Line 5 Þat hit be worsip, lord, to þe, Me to teche and ȝou to bere [lies here?] Þat helplich to ure sowles be.
Þat ich mote wiþ moch worþing Line 9 Þroȝ is miȝt so hit fulfille To ȝov schow is vprising, If hit be his swet wille.
Al þat god suffrid of pine, Line 13 Hit nas noȝt for is owen gilt, Ok hit was, man, for sin þine Þat wer for sin in helle ipilt.

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Þo Lucifer steiȝ in pride Line 17 Þat was angel in heuen so briȝte, Vte of heuen he gan glide, And in to helle sone he liȝte.
And wiþ him mani and mo [. an mo, Ms. a' = and] Line 21 Þat no tunge ne miȝt telle Wiþ him fille adune al so In to þe derk pit of helle.
Seue daies and [Ms. a] seue niȝt, Line 25 As ȝe seeþ þat falliþ snowe, Vte of heuen hi aliȝt And in to helle wer iþrow.
For þe prude of Lucifer Line 29 Þe teþe angle fille in to helle, And al þat to him boxum were Euer in pine hi mot dwelle.
Har stides forto fulfille Line 33 Þat wer ifalle for prude and hore — God makid Adam to is wille To fille har stides þat wer ilor.
Skil, resun and eke [Ms. ek] miȝt Line 37 He ȝef Adam in his mode To be stidfast wiþ al riȝt And leue þe harme and do gode.
God ȝaf him a gret maistri [maistre Ms. maisti] Line 41 Of al þat was in watir and londe, Of paradis al þe balye, [Ms. baly'] Whan him likid to is honde,
Foules, bestis and þe frute — Line 45 Saf o tre he him forbede, Of paradis þe grete dute, And ȝit he sinied þroȝ iuil red.
To him þe deuil had envie Line 49 Þat he in is [his] stid schold be broȝte;

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A serpent he com þroȝ felonie And makid Eue chonge hir þoȝt.
Whi com he raþer to Eue Line 53 Þan he com to Adam? Ichul ȝou telle, sires, beleue, For womman is lef euer to man
Womman mai turne man is wille, [folio 30] Line 57 Whare ȝho wol pilt hir to; Þat is þe resun and skille Þat þe deuil [deuyl] com hir first to.
Ette, he seid, of þis appil, Line 61 If þat þou wolt witti be Þe [. þou] worþ as witti of miȝt and wille As god him silf in trinite.
Hi nad bot þat appil iȝette Line 65 Þat þe sin nas ido; Glad was þe deuil, wol ȝe iwit, For þe sorow þat he [. hi] sold to.
Of paradis hi wer ute pilt Line 69 Wiþ trauail har liuelode to winne And vte flemid for har gilt And neuer efte paradis to com inne.
In þe vale of Eboir Line 73 His liuelod he most swink sore; Wiþ sorow and care and dreri won He liued .IX.C. ȝer and more.
Aftir is lif he had here, Line 77 Nedis he most wend to helle, For þe trepas þat he did here Þer [þere, Ms. þ̛] he most bide and dwelle.
God makid mankin more, Line 81 Ok to helle þe deuil ham broȝt And [þat, Ms. χ = and?] euir ham traiid þroȝ is lore, Non fram him scapid noȝt.

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God is prophetis to ham send Line 85 And seid, hov hi sold be sauid, As bi Moyses þat am wend Aȝe þe propheci ȝit isinid.
God wist wel bi þilk say Line 89 Þat bi no man þat was ycor, Whan [lies what?] bi prophetis no bi lai Þat communelich hi ne wer forlor.
Holi bokis [bok is] fort fulfil Line 93 God is angle anon forþ send, As bi angle Gabriel Þat to þe maid was iwend.
Flees he tok [took] of maid Mari, Line 97 God and man is kund togadir, And þat was a gret maistri Þat þe doȝtir ber þe fader.
Maid bere heuen king Line 101 Þat is al ure creatoure, Maid ber þe swet þing, Þer for sso ne les noȝt hir flure.
God him ȝed an erþ here Line 105 XXX ti winter and somdel mo, As holi writ vs gan lere; He suffrid boþe pine and wo.
Man aȝens god so gilt, Line 109 To heuen non sowle ne miȝte, Fort god is sone in rode was pilt And wan vs heuen liȝt.
Iudas ne cuþe is lord noȝt hold, [folio 30b] Line 113 His owen disciple ȝit he was; For .XXX. peniis he him sold, Ynom and ibund he was.
He was ibobid and ismitte Line 117 And hi spette in is face,

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Hi bede him rede, if he cuþe witte, Woch of ham al hit was.
He was ibund to a tre Line 121 And ibet wiþ scurges kene Þat al þe blode vt gan fle, Ouer al is bodi hit was sene.
Siþ hi nom him as a þef Line 125 And lad him bifor Pilate, For he nas noȝt to ham lef, Hi had to him grete hate.
Pilat bed ham do har best, Line 129 Aȝe þe law be he nold; For no gilt bi him he nist, War for deþ suffri he ssold.
Hi nailed him in hond and fete, Line 133 As ȝe mow al ise; For þe appil þat Adam ete Deþ he þolid opon þe tre
Þe wikkid men nol[d] leue noȝt Line 137 Þat he wer fullich ded so, Fort þer wiþ a sper hi ad him soȝt, And clef is swet hert atwo.
Þer was in þe lond a kniȝt Line 141 Þat het Iosep [ȝosep, Ms. iosep] of Arimathie, Þat louid Iesus wel ariȝt And þoȝt is [bodi] [bodi Konjektur von Mä., fehlt im Ms] wel to honuri.
He wend to Pilat swiþe snel Line 145 And besoȝt him mercy, If hit wer is wil Þe bodi grant biri.
Þo Pilat had igrant is bone, [luue, Ms. boue] Line 149 Glade ynoȝ he [ho] was; He nem þat swet bodi adoun [adun] And biriid hit in a fair plas.

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His moder stode him be side Line 153 And seint Jon ek al so, Bitter teris vte gan glide, Hir þoȝt hir hert wol[d] [Ms. wol] a two.
Hit nas no wonder, þoȝ ȝo wep Line 157 For hir swet child al so; [alowe, im Ms. verwischt (al...)?] Wiþ nailes he was ismit dep, Wiþ sper hi delet him in two.
Al hir ioi was ago, Line 161 Þo ȝo him sei dei in rode, Forto wep ȝo [ȝe] nad no mo Bot .IIII. bitter teris of blode.
Who spekiþ of deil aȝe þat del, [folio 31] Line 165 Neuer such nas þer none, As whan þat hi him beheld, As ȝho makid and seint Ion.
Siþ hi seid at one mouþe Line 169 Þat he wold [wolde] destru temple and chirche And þat he was wel couþe Þat al falsnis [he] [Mä. ergänzt he] schold wirche.
And vp Pilat hi cried apan, Line 173 Euchon at one vois, Þat he schold hold Barabam And do Iesus on þe crois.
In þis maner [manere, Ms. man̛] he was ipinsed, Line 177 As his swet wil hit was, And deþ for mankyn suffred Þe þ[r]id [þrid, Ms. þid] dai vp he ros.
After þat he liȝt in to helle, Line 181 Þer al þe sowles wer iwisse, Al his frendis he broȝt vt al [alle] In to ioi and heuen blis.
Whan in helle was seint Ion, Line 185 Patriarkes and oþer mo,

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Hit [was] [Mä. ergänzt was] isene þer scapid non, Profetis þat god louid al so.
Al in helle were ifast Line 189 Fort Iesus Crist þroȝ is miȝte Of þe pit vte he ham cast And broȝt ham to heuen lyȝt.
Þroȝ is deþ he ouercam, Line 193 As he is manhed siwed, As profetis prechid in his name, So þat he deþ suffrid.
Þo he rose fram deþ to liue, Line 197 As telliþ Daui þe king, Is godhed he gan to kiþe; Holi [holy] boke telliþ is uprising.
Iesus was sikir inoȝ Line 201 Þat seid erlich "ich wol riȝt me" And answard [so Mä.; Ms. asnward. Lies aȝenward = wiederum?] wiþ vt woȝ "After þat deþ ouercom be".
Þe .III. dai he ros to liue, Line 205 Is lore riuedlich he send, His deciplis he makid bliþe, Þer after in þe world ham send.
Of his lore forto preche, Line 209 Hou hi, lord, ssold siu þe And þe sinful folk to tech, Hou meri hit is to wiþ þe be. [so im Ms.]
Þer [An(d), Ms. þ̛] after he steiȝ to heuen aboue, Line 213 Þer ioi is þat euer lest, And þer he sal al vs loue [nach Mä. = laben.] In his swet blisful fest. Amen.

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Ten Commandments.

Gedruckt von Furnivall, EEP. p. 15; Mätzner, Ae. Sprachpr. I, 128.

Im Ms. in Langzeilen von acht Hebungen und so auch von Furnivall gedruckt, während Mätzner wiederum vierzeilige Strophen hat.

In der religiösen Litteratur des englischen Mittelalters begegnen wir, wie zu erwarten, sehr zahlreichen Behandlungen dieses Gegenstandes, teils in größere Werke eingefügt, teils selbständig für sich stehend, wie hier, gewöhnlich aber auch im letzteren Falle begleitet von ähnlichen Gegenständen wie zumal die sieben Todsünden. Nicht selten sind schon die poetischen Bearbeitungen, zahlreicher noch die prosaischen, von denen die größere Menge noch in den Handschriften ver|graben liegt. Günstiger sind wir gestellt in Bezug auf die poetischen Darstellungen, von denen dies kaum anzunehmen ist. Ich erwähne nur die folgenden selbständigen Gedichte:

1.
Ms. Cambr. Univ. Ff. 6, 15, ed. Morris, O. E. Misc. p. 200.
2.
Ms. Cambr. Jesus Coll. Q. T. 3, ed. Halliwell, Rel. Ant. I, 49.
3.
Ms. Lambeth 853, ed. Furnivall, EETS. 24, p. 104.
4.
W. Shoreham, ed. Konrath, EETS. Extra S. 86, p. 86.
5.
cf. Handlyng Synne v. Rob. of Brunne.
6.
cf. Proben aus Ms. Laud 416, gedr. Rel. Ant. II, 27.
Noch ungedruckt:
1.
Eine Version in Ms. Harl. 1706 und Harl. 5396.
2.
Ms. Laud 463 (früher Laud 70) von mir kopiert.
3.
Ms. Arundel 20.

Allen diesen Fassungen gegenüber stellt sich unser Gedicht als die älteste und mit keiner der übrigen verwandte Fassung dar. Die Eigenart unseres Dichters zeigt sich auch hier wieder in sehr freier Behandlung des Stoffes, die sich durchaus nicht eng an die Darstellung der Bibel hält, die Reihenfolge ändert, einige Gebote ganz wegläßt, den eigentlichen Text aufs äußerste kürzt, aber dafür zuweilen in ganz interessanter Weise ab|schweift, wie z. B. wenn er die bösen Kinder mit den jungen Bienen vergleicht, welche die alten austreiben. Wir haben hier einen ganz deutlichen Fingerzeig, wie der Dichter mit seiner afrz. Quelle für die XV signa verfahren sein mag. Recht ausführlich behandelt er gegenüber seinem eigentlichen Thema

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die Einleitung, in der er gegen die "gret oþis" auf Christi Gliedmaßen eifert, wovon wir nicht ablassen, bis wir sie alle durch Schwören geschändet haben (forswore).

Nou, Iesus, for þi derworþ blode [folio 31b] Line 1 Þat þou schaddist for mankyn, Ȝif vs grace to wirch workis gode, To heuen þat we mot entri [enter, Ms. enti] inn.
Man and womman, ich red, be ware Line 5 Ȝure gret oþis þat ȝe beleue, And bot ȝe nul, god nel ȝou spare, Boþe lif and catel he wol ȝou reue.
Hit nis no wonder for soþ iwisse Line 9 Þat gret wreche ne falliþ þer for, [þer fore] For we ne leuiþ of al is limmes Þat we ne habbiþ ham forswore.
Man is wors þan eni hunde, Line 13 Oþer he is to wild and wode, Þat we ssold edwite is worþi wound Þat he þolid for vre gode.
Be aware, whose euer wol: Line 17 Al quelme and sorow þat euir is, At þen end so find we sulle Þat for man is sin it is
Ich rede þat euch be ware iwis, Line 21 In as moch as he [Ms. þe] is man, Whan ȝe sweriþ gret oþis, In rode þou piltist him apan.
God commandid to Ysay Line 25 Þat he ssold wend and prech, Þat was in þe hil of Syna[y], [Ms. syna] Hou he ssold þe folk tech.
And to ssow ham god is defens, Line 29 Boþe to ȝung and to olde,

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Of þe .X. commandemens; Whos wold be sauid, ham ssold hold.
Þe first comondement is þis: Line 33 O god we ssul honuri, Þe heiȝ king of heuen blis, His name wiþ wirssip to worþi.
Loue þou him, as he doþ þe, Line 37 Wiþ al þi miȝt and þi þoȝt; We auȝt ful wel, for hit was he Þat vs wrecchis so dere boȝt.
More harm is: we doþ noȝt so, Line 41 We louid þe ful dritte of grunde. Alas! wrecchis, whi do we so? Hit mai noȝt hold vre lif a stunde.
Ȝe [. Ȝe, Ms. ve] beþ hi þe deuil betauȝt Line 45 Þat liuiþ op goddis mo þan one And makiþ goddis þroȝ wichcraft; Þai ssul al to þe deuil gone.
Þe secunde so is þis: Line 49 Sundai wel þat ȝe holde, To serue god þilk dai wis, Boþe ȝung and eke [Ms. ek] olde.
And now þe sundai opunlich Line 53 Men holt al har cheping; Wonder þat gode ne sent wreech Al an erþe vp mankyn.
Þe þrid is: fader, moder to honuri, Line 57 For [Ms. foȝ.] euch man aȝt ful wel. Moch ten suffrid hi, Her hi [So teilt das Ms. ab, Mä. zieht her hi zum vorigen Vers.] miȝt bring þe wrecche to wel.
Hit falliþ bi children þat beþ quede, [folio 32] Line 61 As fariþ bi been in hiue: Whan fader ȝuief [So im Ms.] ham londe and leede, Þe ȝung wol þe old ut driue.

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Þe verþ: loue þi neiȝbore as þine owe bodi, Line 65 Non oþer þou him wil. Þe fift: wit þe fram licheri. Þe sixt is: no gode of man þou ne stel.
Þe .VII.: manslaȝt [. manslaȝe] þou ne be, Line 69 Ne coueit noȝt neuer a del, Þoȝ þou be stuter þan is he, No is wif no is catel.
Fals witnes þou ne ber Line 73 Forto desteri [destrei, Ms. des'ti] pouer no riche; Sore and bitter þe soule sal der, For hit benimeþ [bemineþ] heuen riche.
Besech we him mild of mode Line 77 Þat sok þe milk of maid is brest; Þat boȝt vs wiþ is der blod, Ȝiue vs euer in heuen rest!
Amen.
III. Seven Sins. (Fragment.)

Gedruckt von Furnivall, EEP. p. 17.

Die Reimpaare des zweiten Teils sind im Ms. und bei Furnivall als Lang|zeilen gegeben.

Über die häufige Behandlung der 7 Todsünden in der me. Litteratur gilt dasselbe, was oben bei den 10 Geboten bemerkt ist. Ich lasse auch hier die Prosabearbeitungen bei|seite und beschränke mich auf die metrischen Fassungen, welche allein überliefert sind oder sich als selbständige Gedichte ab|scheiden lassen.

Davon liegen folgende gedruckt vor:
1.
Ms. Galba E IX (auch in Ms. Rawl. Poetry 225), entsprechend Vers 27524-28065 des Cursor Mundi und von Morris diesen parallel gedruckt. Das Stück des Cursor Mundi war nach

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2.
Auch. Ms., ed. Kölbing, E. St. IX, 42.
3.
Ms. Jesus Coll., Cambr., Q. Γ. 3, ed. Rel. Ant. I, 136 (cf. X C.); nach Ms. Ball. 354 (Oxford) ed. Flügel, Angl. XXVI, 224.
4.
Ein Fragment aus Ms. Harl. 957, ed. Rel. Ant. I, 260.
5.
Ms. Cambr. Ff. I, 6, ed. Furnivall, EETS. 15, p. 215.
6.
W. Shoreham, ed. Konrath, EETS. Extra S. 86, p. 98 (cf. X C.).
7.
Vgl. auch Handlyng Synne von R. of Brunne.
8.
Vgl. ferner Dispute between a good man and the devil, Vernon M. P. I, 329 (EETS. 98).
Noch nicht gedruckt:
9.
Ms. Laud 463 (früher Laud 70), vou mir kopiert (cf. X C.).
10.
Laud 416.
11.
Ms. Cott. Tib. E VII (nicht in Harl. 4196); cf. Horstmann, Altengl. Leg. N. F. LXXVIII.
12.
Ms. Arundel. 20 (cf. X C.).
13.
Harl. 1706.

Wiederum ist die Version des Kildare-Ms. die älteste und mit keiner der anderen näher verwandt. Unter den Dichtungen des eigenen Ms. steht unser Fragment sachlich den 4 Predigt|gedichten sehr nah, einmal weil auch sonst in der me. Litteratur eine Bearbeitung der 7 Todsünden häufig mit einer solchen über die 10 Gebote Hand in Hand geht, wie bei den Versionen 3, 6, 7, 9, 10, 12, 13, andrerseits aber, weil der Charakter einer öffentlich gehaltenen Predigt auch hier unverkennbar ist.

Naturgemäß sind die Anzeichen besonders in der Einleitung zu erwarten, und hier findet sich in der Tat eine wahre Fülle von Hinweisen, welche an Klarheit nichts zu wünschen übrig lassen:

To dai me ȝiue gode beginninge Line 1, 4 Þe king of heuen to worþing And speken of is lore And þat ȝe hit mote vnderstonde, Line 2, 1 . . . þis predicacionne Mi leue frendis, ich ȝou biseche Line 6, 1 . . . Herkniþ to god is speche

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. . . To dai ich wol ȝou teche Line 6, 6 Þat pees þat is in god is huse Line 8, 1 To dai be amangis vse And to ȝou ȝiue gode lusting Line 8, 5 In þis silue place Mi leue frendis, ich wol ȝou tel, Line 9, 2 Nimiþ to me gome!

Diese Einleitung zu dem eigentlichen Thema ist wohl unzweideutig. Der Verfasser bezeichnet sein Werk selber als Predigt (predicacioune) und Gotteswort (god is speche), er erwähnt das Gotteshaus und bittet um gutes Gehör an "diesem selben Platze", er redet fortwährend seine Zuhörer (mi leue frendis) direkt an (ȝe, ȝou, ȝour) und bezieht sich dreimal auf den heutigen Tag (to dai), er will zu ihnen sprechen (tel, spek, teche) und mahnt sie zur Aufmerksamkeit (nimiþ to me gome).

Der zweite Teil enthält wenigstens Anreden wie man and womman 29, herkne nov leue broþer 42 und ähnlich 117, ferner leue breþerin, herkniþ now, and ich wol ȝou tel . . 105.

Was uns veranlaßt, die VII Sins von den 4 Reimpredigten zu trennen, sind zumal äußere Unterschiede. Zunächst sind die VII Sins nicht in dem charakteristischen Versmaße jener überliefert, der vierzeiligen Strophe von Kurzzeilen mit Kreuz|reim, sondern der die Einleitung bildende erste Teil ist in sechszeiligen Schweifreimstrophen abgefaßt, der zweite Teil, welcher die Ausführung geben sollte, aber bei der 3. Todsünde mitten im Text abbricht, enthält kurze Reimpaare von vier Takten, welche aber im Ms. als Langzeilen geschrieben und entsprechend von Furnivall abgedruckt sind. Ferner zeigen die Reime einige Abweichungen von dem Usus der 4 Predigt|gedichte und von dem Usus des Ms. im allgemeinen. Vielleicht liegt einfach Ungenauigkeit oder Flüchtigkeit vor, da der Dichter oder der Schreiber offenbar nicht die Zeit hatte, sein Werk zu vollenden; immerhin ist Vorsicht geboten und daher das Gedicht lieber für sich zu stellen. Auffallend ist: last Vb. (statt lēst): a, fele (statt fale): e, an Adv. (lies on?): bone, iworþe (lies iwerþe?): e, weniger beachtenswert, obgleich sonst nicht belegt ist schel (= schal): e, rest: fast. Auffallend ist ferner das häufige mid Prp. 1, 1; 21. 31. 67. 70. 78. 99. Sonst findet sich im Ms. regelmäßig wiþ, außer je einmal mid in

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XV S. und H.; þer midde Bir. Andrerseits fehlen zwar sicher beweisende Reime (wie apan, amang: a), doch erinnert der ganze Ton und Ausdruck, die Tendenz und der Wortschatz (meisse, mukke, pilt, a hori felle etc.) so sehr an die 4 Predigt|gedichte, daß wir vielleicht doch die Möglichkeit eines und desselben Verfassers festhalten können. Es wäre ja denkbar, daß ihm für VII Sins andere Vorlagen zu Gebote gestanden hätten, die er nach seiner Weise sehr frei benutzte oder um|arbeitete, die aber doch genügten, um Fremdkörper in sein Gedicht hineinzubringen. Für eigene Arbeit, nicht für bloßes Kopieren fremder Vorlagen, würde auch der Umstand sprechen, daß das Gedicht als Fragment überliefert ist, und zwar mitten auf der Seite abbricht; vgl. weiteres über die nicht vollendeten Dichtungen des Ms. unter Christ. Etwaige Vorlagen würden nur für den Hauptteil, die Darstellung der 7 Todsünden in Reimpaaren, in Betracht kommen, nicht für die in Schweif|reimstrophen abgefaßte Einleitung, die von den Fremdkörpern wenig oder gar nichts enthält. So würde sich auch der merk|würdige Wechsel des Versmaßes zwanglos erklären: der Dichter schickt seine eigenen einführenden Worte in der künstlicheren und ihm wohl gewählter erscheinenden Schweifreimstrophe voraus und fährt in dem typischen Versmaße derartiger me. Dichtungen, den kurzen Reimpaaren, fort, weil seine Vorlage in ihnen abgefaßt war. Vielleicht erklärt sich so eine wohl nicht bloß auf Zufall beruhende Differenz in den Anreden beider Teile: in der Einleitung heißt es zweimal mi leue frendis (ȝung and old, pouer and riche), in der Ausführung zweimal (im Reim) leue broþer, einmal leue breþerin. Die eigentlich gravierenden Fremdkörper fele (statt fale), last (statt lēst) finden sich nur im zweiten Teil, der andrerseits im Reime auslaut. -e ungetrübt zeigt (Teil I vnderstond Inf.: gond P. prs., Marie: amendi, geschrieben amendie).

I.
1.
Þe king of heuen mid vs [us] be, [folio 48] Þe fend of helle fram vs [us] te, To dai and euir more!

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To dai me ȝiue gode beginninge Þe king of heuen [Ms. houen] to worþing And spekin [speken] of is lore!
And þat ȝe hit mote vnderstonde, Þe fend to mochil schame and schonde, Þis predicacioune, And þat ȝe hit hold mote, Bodi and soule to mochil bote And to saluacioune.
Alle we beþ meiis and mowe And of one foule erþe isowe, Who so hit wold vnderstond. [vnderstonde] Þis world is wel nis bot wowe, Þis wrecche lif nis bot a þrow, Al dai hit is gond.
Man, ne be þou neuer so riche, Behold, whom þou art iliche, Whan þou ert al nakid. Beþench þat þou salt iworþe [o undeutlich] And forroti to axin and erþe, Whar of þou ert makid.
Clansi þe of þi misdede And lerne welle þi lif to lede, Þe while þou art aliue; To none [nene] frend þou nab triste, Bot to one Iesus Criste, To child no to wiue.
Mi leue frendis, ich ȝou biseche, Ȝung, old, pouer [poure, Ms. poư] and reche, Herkniþ [herkenþ] to god is speche! In þe name of god and seint Marie Ȝoure sinful lif to amendie To dai ich wol ȝow teche,

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And þat he me let so wel to spek, To dai þe deuil is staf to brek And wiþ him so to fiȝte; Þer to, par [Ms. p] charite, ich ȝou crie A pater noster [Ms. pr nr] and aue Marie In þe name god of almiȝte.
Þat pees þat is in god is huse To dai be amangis vse Þroȝ is holi grace; Þat me ȝiue [giue] lif and gode ending And to ȝou ȝiue gode lusting In þis silue place!
God him silf seiiþ in his gospel: [folio 48b] Mi leue frendis, ich wol ȝou tel, Nimiþ to me gome! O worde ich ȝou lie nelle Of heuen blis no pine of helle No of riche dome.
And of þe heuid [herrid] sinnes seuene, Whar for men lesiþ heuene, Ich wol ȝou nemeni alle, And har namis ich wol ȝou teche, And hou hi wol men bipeche And make ham to falle.
II.
First at prude ich [i] wol begin, Line 1 For hit is heuid of al sinne. Ich hit wol ȝou do to wit, In holi boke hit is iwrit: Lucifer þat was so briȝte, Line 5 Þat fairist was of al wiȝte, Wiþ oute god in heuen nas Non so fair als he was, Nas neuer non so fule ifund, Line 9 As he in helle liþ ibund; [abund]

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Nad he no more gilte, Whar for he was of heuen ipilte. A litil prude him was in com, Line 13 Þer for god him hauiþ benome Heuen blisse þat euer sal last, And in to helle he is cast. Þer he sal woni euer more Line 17 And is prude abigge wel sore. Alas, man, whi artou [artu] prute? Whannin commiþ þi fair schrute? Mid whate þou art ischrid aboute? Line 21 Noȝte of þe, man, boute doute! Þine owen schond þou werist an, [? Ms. on (undeutlich)] Þat heliþ þi fleis and þi bone. Ich wol þat þou iwit wel, Line 25 Hit nis bote a hori felle, Þat is þine owen riȝt wede; Beþenche þe, man, and hab drede! Man and womman, vnderstond þis, Line 29 Betak euch beste his, Þat ert so fair mid bigon: Linnin, [linin, Ms. līnin] wollin, glouis and schone; Þat þou art in hit so prute, Line 33 Ne sal þe leue neuer a cloute. Þer for, man, ich þe forbede Worldlich prude in hert and dede, And lede þi lif bi god is [Ms. godis] rede Line 37 To loui god and hab drede, Þat þou be god is [gode is] sone And him to queme at þe dome.
Coueitise is þat oþer. Line 41 Herkne nov, leue broþer! Þer is mani man bipeiȝte, So þe fend him hauiþ iteiȝte. Þe man þat is coueituse, Line 45 Ne commiþ he neuer to god is huse. Suche þer beþ al to fele

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Þat louiþ more þis world is welle Þan god þat haþ ham of erþe iwroȝte [folio 22] Line 49 And so swiþe dere ham boȝte. He nel is catel spen in wast, Ac euer he hit witiþ fast; He nold þat aliue nere Line 53 None so riche, as he were, And euer, so he hauiþ more, Þe faster he gaderiþ to store; And euer he wol is lif so lede, Line 57 In mochel sorow and in drede, Nel he neuer hab rest, Is mochil mukke to witi fast, Þat ne mai in him slepe cum, Line 61 Lest is muk [mukke, Ms. muks] be him benome. Leuer him wer ȝiue of is blode Þan ani man of is gode. Nel he of oþir þing hede, Line 65 But is fule bodi fede Mid is siluir and is gold, Noȝt is soule þat he schold. Apan is muk he sit abrode, Line 69 He þat þus doþ mid is gode; He ne þenchith [th im Ms.] noȝt in is end Þat he sal of þis world wend, And vnderstonde noȝt he nelle, Line 73 What he is, no whoder he schel. His catel he weniþ witi wel, Oc in is [his] soule þenche he nelle; Wiþ is siluir and is gold He weniþ euer is lif hold. Whan he weniþ liuie wel, Line 79 Mid deþ adun fal he schel; Þe deuil benimiþ him is breþ, Moch sorow þan he him deþ. For is gode þe fend him deriiþ, Line 83 And is soul to helle he feriiþ; Þe deuil is his executur

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Of is gold and is tresure, Þat he so moch trist to — Line 87 Loke nou hou he is ago. Þerfor, man, in alle wise Ich þe forbede coueitise. To world is wel nab þou no triste. Line 91 Hit went awei, so doþ þe miste; Her it is and her hit nis, Al so fariþ [fareþ] þe world is blis. Ne be he neuer so riche, Line 95 Whan he liþ a cold liche, If he hauiþ an old clute, He mai be swiþe prute, Whar mid ihelid he sal be Line 99 Þat no man nakid him ise, Of what he gadred and [an] is was — Nis þis rewþ, alas, alas!
Þe þrid sin so is onde Line 103 Þat mochil nuþe is in lond, And euir hi quemiþ þe fend of helle; In woch maner, ich wol ȝou tel. Leue breþerin, herkniþ now, Line 107 And ich wol ȝou tel, [tell] how! World is wel falliþ vnliche And noȝt euch man ilich. Sum þer beþ þat cun noȝt libbe, Line 111 Sum þat hauiþ frend is sibbe, And sum þer beþ þat swinkiþ sore [folio 22b] Winne catel to hab more, Ham silf fair to susteni, Line 115 And euer more hi beþ nedi, And sum þer beþ, leue broþer, Þat more haþ þan anoþer And more loue of gode man. Line 119 Anoþer wol after þan Areri cuntake

Hier bricht das Gedicht ab, der Rest der Seite im Ms. ist frei gelassen.

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IV. Christ on the cross. (Fragment.)

Gedruckt von Furnivall, EEP. p. 20.

Die Reimpaare des zweiten Teils sind im Ms. und bei Furnivall als Lang|zeilen wiedergegeben.

Das Leiden und Sterben Christi am Kreuze ist ein Lieblings|gegenstand der religiösen Lyrik des Mittelalters, der auch in der me. Litteratur in den verschiedensten Formen auftritt: sei es als Gebet oder einfache Schilderung, sei es als Zwiegespräch der Jungfrau Maria mit ihrem göttlichen Sohne oder dem Heil. Bern|hard oder dem Kreuze selber, sei es endlich, daß der Gekreuzigte selber zu dem Menschen spricht. Letztere Form ist verhältnismäßig selten und liegt zuerst in unserem Gedichte (Teil II) vor.

Ferner 1. in einem der Poetical scraps des Ms. Harl. 2316, welche Wright, Rel. Ant. II, 119 abgedruckt hat, das zeitlich nicht weit von unserem Fragment entfernt sein dürfte, aber, wie schon ein Blick auf die Form zeigt, unabhängig von ihm ist. Manches in Ton und Inhalt erinnert sogar mehr an den ersten Teil unsres Fragmentes, der den blutigen Leichnam am Kreuze vorführt, obgleich Christus hier nicht selber sprechend auftritt.

2. Ebensowenig kann ich engere Beziehungen zu unserem Fragment in zwei Gedichten des Ms. Galba E IX nachweisen, gedruckt von Horstmann: R. R. de Hampole II, 457 (auch ent|halten in Ms. Rawl. Poetry 175 der Bodleiana). Beide sind in der sechszeiligen Schweifreimstrophe abgefaßt, die Hss. sind nordenglisch und gehören dem 14. Jahrhundert an.

3. Ebenso stehen zwei Gedichte des Ms. Cambr. D d V, 64 (gedruckt R. R. de Hampole I, 71), das erste in Reimpaaren, das zweite ganz kurze in der Schweifreimstrophe.

Unediert:
1.
Ms. Add. 31042.
2.
Ms. Arundel 507.

Inhaltlich haben natürlich alle diese Fassungen viel Ge|meinsames. Sachlich schließen sich noch andere Gedichte an, in welchen nicht mehr zu erkennen ist, daß Christus seine Mahnungen und Erinnerungen mitten aus der Kreuzesqual heraus an den Menschen richtet. So zunächst das in zahlreichen Hss.

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vorliegende Testament Christi (gedruckt u. a. Vernon M. P. p. 637), das ausführlichste von allen derartigen Gedichten, das auch durch seine Reimpaare an unser Fragment erinnert. Ferner A luytel tretys of loue in Vierzeilen mit durchgehendem Reim (gedruckt Vernon M. P. p. 462) und das Gedicht des Franziskanerpredigers William Herebert mit dem Refrain: My volk, what habbe y do the (gedruckt Rel. Ant. II, 225). Endlich begegnet noch ein spätme. Refraingedicht Why art thou froward, syth I am merciable) in Lambeth Ms. 306, ed. Furnivall, EETS. 15, p. 111, das sich unter der Überschrift: Quinque vulnera auch in Ms. Cott. Caligula A II, fol. 134 b findet. — Am volkstümlichsten von allen aber ist Skelton's schönes Lied "Woffully araid" geworden durch Text wie durch Komposition, das uns aus dem Me. in die neuere Zeit hinüberleitet.

Unser Fragment zerfällt in zwei Teile von verschiedener Situation und verschiedenem Versmaß. Ob ähnlich wie bei VII S. die Möglichkeit einer teilweisen Vorlage besteht, die von unserem Dichter in abweichender Form erweitert wurde, wage ich nicht zu entscheiden. Hier würde eine event. Vorlage natürlich für den ersten Teil in Betracht kommen, der zweite unvollendete die Erweiterung darstellen. Der zweite Teil in gewöhnlichen kurzen Reimpaaren weist weder Reste von Alliteration noch ungewöhnliche oder widerspruchsvolle Er|scheinungen auf, er stellt einfach die nicht vollendete Aus|arbeitung des lat. Textes dar. Dem ersten Teil aber haben offenbar ursprünglich germanische alliterierende Langzeilen zu Grunde gelegen. Der vierhebige Rhythmus ist z. B. in Vers 2, 6, 7, 13 noch völlig erhalten und auch die anderen Verse lassen sich meist darauf zurückführen, wenn sie auch unter der Hand eines Überarbeiters z. T. 6- oder 7-taktig geworden sein mögen. Auch die Alliteration kann ursprünglich in viel weiterem Umfange geherrscht haben und z. T. hier und da ver|stümmelt worden sein. Man vergegenwärtige sich nun, daß sowohl der volkstümliche germanische Rhythmus der vier|hebigen Langzeile als auch die Anwendung der Alliteration in größerem Maßstabe, d. h. nicht bloß als gelegentlicher Schmuck, den echten Kildare-Gedichten fremd ist, zumal den religiösen Dichtungen des Ms., welche ganz und gar der Kunst|poesie angehören. Welche Umwandlungen der volkstümliehe germanische Vers in von außen eingedrungenen Dichtungen in

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unserem Ms. erleidet, kann man sehr deutlich an Elde und Erþe ersehen, wo die fremde Vorlage durch Fremdkörper in Schreibung und Reim nachweisbar ist. Der 1. Teil unsres Gedichtes weist solche Fremdkörper nicht auf, hat aber andrer|seits auch keine charakteristischen Kildare-Reime; nur die eigentümliche metrische Form legt auch hier den Gedanken an Beeinflußung durch alte volkstümliche Dichtungen nahe, wie sie ein derartiger Gegenstand zu jener Zeit sicherlich schon hervorgerufen hatte. Schipper, Engl. Metrik I, 179 hält den Rhythmus der Langzeile von vier Hebungen für vorherrschend, gibt aber zu, daß sich die meisten Verse auch ungezwungen als Alexandriner lesen lassen, worauf der Reim hinweise. Die Berührungen der Alexandriner und Septenare des ersten Teiles mit der nationalen Langzeile, sowie der Übergang zu kurzen Reimpaaren von vier Takten erinnern an das ältere Gedicht "A lutel soth sermun", cf. Schipper I, 169.

Der wohllautende und feierliche Vers des ersten Teiles hat jedenfalls etwas Unregelmäßiges, ja Ungewöhnliches an sich, schmiegt sich aber an den ernsten und hochpoetischen Inhalt vortrefflich an. Der Mensch wird gemahnt den Blick empor zu richten zu dem am Kreuze hängenden Heiland. Glied auf Glied des Gemarterten wird ihm mit greifbarer Anschau|lichkeit vorgeführt, von dem dornenumwundenen Haupte, der bespieenen Haut, der blutigen Seite bis herab zu Nägeln und Zehen, und der Eindruck wird abgeschlossen und zusammen|gefaßt mit den Worten:

Schau ihn oben, schau ihn unten, wie er liegt ist gleich; Überall du findest ihn blutig oder bleich.

Unvermittelt geht das Gedicht in den zweiten Teil über, in welchem Christus sich selber an den Menschen wendet, so unvermittelt, daß selbst die Langzeile noch mit zwei Versen hinübergreift, ehe die leichtflüssigen, aber auch viel weniger wirkungsvollen kurzen Reimpaare beginnen.

Vor jedem Abschnitte des englischen Gedichtes finden sich die betreffenden Gedanken in lat. Prosa ausgedrückt, die, wie eine Überschrift besagt, nach Augustinus zusammengestellt ist. Der Dichter hat uns gewissermaßen seinen Entwurf oder seine Disposition bewahrt, die er in englische Verse umgesetzt hat. Fertig ist er damit allerdings nicht geworden, denn dem letzten

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und umfangreichsten lat. Passus, der übrigens von Furnivall weggelassen ist, folgen die zugehörigen englischen Verse nicht mehr, sondern der Rest der betreffenden Seite ist frei gelassen. Mitten in der Arbeit brach also der Dichter ab, denn selbstverständlich konnte es nicht seine Absicht sein mit den flüchtigen lat. Notizen, die nur für ihn selbst Wert hatten, zu schließen. Unwillkürlich werden wir an das Gedicht von den 7 Todsünden erinnert, das einen ähnlichen Wechsel im Versmaß zeigt und genau ebenso mitten im Text und mitten auf der Seite abbricht. War das die Schuld des Dichters oder des Schreibers? Die Hände in beiden Gedichten scheinen ver|schieden zu sein. Hätten wir es aber auch mit einem und demselben Schreiber zu tun, so ist es doch unwahrscheinlich, daß sich zweimal dasselbe Spiel bei ihm wiederholt hätte. An sich viel natürlicher ist es, daß wir einen und denselben Dichter vor uns haben, der leicht einer Arbeit müde wurde oder die menschliche Schwäche besaß, eine neue Arbeit zu beginnen, ehe er die alte vollendet.

Respice in faciem Christi tui etc. Augustinus. [folio 28]

Pendens nudatum [Ms. mdatū] pectus, rubet sanguineum latus, regia pallent ora, decora languent lumina, crura pendent marmorea, rigat terebratos [Ms. terre beatos] pedes sanguinis unda. De istis auctoritatibus anglicum.

Behold to þi lord, man, whare he hangiþ on rode, And weep, if þou miȝt, teris al of blode, And loke to is heued wiþ þornis al bewonde And to is felle so bispette and to þe sper is wnde. Bihold to is brest nakid and is blodi side; Line 5 Stiuiiþ [stiniiþ.] is armis, þat sprad beþ so wide; His fair lere falowiþ and dimmiþ is siȝte; Þer to is hendi bodi on rode so is ytiȝte. His lendin so hangiþ as cold as marbre stone, For luste of lechuri nas þer neuer none. Line 10 Behold to is nailes in hond and ek in fote, And how þe stremis erniþ of is swet blode. Beginne at is heued and loke to is to: Þou ne findest in is bodi bot anguis and wo; Turne him uppe, turne him doune, þi swete lemman: Line 15 Ouer al þou findist him blodi oþer wan.

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[Dilexit nos et lauit nos a peccatis nostris in sanguine suo etc.] Leue, for þe mi brest nakid schiniþ glisniing, [glisminge, Ms. glisming] Line 17 Mi side dep istunge, mi hondes sore bleding. [Quid misericordius ualet intelligi ipsi peccatori eternis tor|mentis [folio 28b] dampnato et, vnde se redimat, non habenti quam ut dicat deus ipse peccatori. Dicit enim [vero, Ms. .n.] deus pater: "Accipe vnigenitum meum et da pro te." Et ille filius: "Tolle me et redime te." Anglicum expone.] Man, þou hast þe forlor Line 19 And ful neiȝ [Ms. neiþ] to helle ibor. Wend aȝe and com to me, And ich wol underfang þe. For first ich makid þe of noȝt Line 23 And siþ dere þe iboȝt, Whan ich mi lif ȝef for þe And ihang was on tre. etc. [O homo, vide quid pro te pacior; sicut est dolor sicut dolor, quo crucior. Ad te clamo, qui pro te morior; uides penas, quibus afficior; uide clauos, quibus confodior. Si est tantus dolor exterior, interius est planctus grauior.] Man, bihold, what ich for þe Line 27 Þolid up þe rode tre. Ne mai no kinnes wo be mare Þan min was, þo ich heng þare. Hire me, man, to þe gredind, Line 31 For loue of þe biter deiend; Loke mi pinis biter and strang, Wan ich was nailed þroȝ fot and hond. For þe ich ad [had] hard stundes, Line 35 Dintes grete and sore wondes; For þe biter drink ich dronk, And þou cunnest me no þonk. Wiþ vte ich was ipinid sore, Line 39 Wiþ in ich was mochil more. For þou nelt þonk me Þe loue þat ich schowid þe. etc.

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Das Folgende ist bei Furnivall nicht mit abgedruckt:

Preparandum est cor hominis tamquam domus ad magnum hospitem suscipiendum, Christum sanctum dominum. Ipse est enim tamquam uir uagus super terram declinans ad manendum. Jeremie .IX.: "cuius delicie sunt esse cum filiis hominum," ut dicitur prouerbio: "qui in tuo negocio tantum laborauit, in hospicio cordis tui lassatus et wlneratus requiescere querit", dicens per Ysaiam: "hec requies mea, reficite lassum." Lassum ergo Christum tuum refice, ut in te locum refeccionis et quietis inueniat, qui in te et a te tanti causas laboris accepit. "Laborem [folio 29] mihi prebuistis in iniquitatibus," [Vielleicht ist anders zu interpungieren] ) Benedictus dicit ipse per Ysaiam. [Vielleicht ist anders zu interpungieren] Quis pugilem suum de uictoria redeuntem gloriosum, asperum, sanguine liuidum, fessum, wlneratum in domo sua gratanter non reciperet et cum honore non occurreret? Huius gracia ciues angelici non immemores, quos eciam non appre|hendit, sicut dicit apostolus, i. e. quorum naturam non assumpsit. Cum gloria ascendenti occurrerunt dicentes in Ysaya: "Quis est iste, qui uenit de Edom etc., iste formosus in stola sua?" Ve ergo tibi, si ipse possit tibi improperare illud euangelii: "Hospes fui et non collegistis me." Attende ergo, quod in tribus consistit preparacio hospicii cordis tui: primo, ut mundetur, 2. ut ornetur. 3o ut per te custodiantur. Munda ergo hospicium cordis tui, si uis Christum hospitem habere, quod fit per timorem, qui expellit et eicit peccata tamquam immundicias cordis, quia, sicut dicitur in Ecclesiastico: "Timor domini expellit peccatum per scopam confessionis etc.," et non tantum domus cordis a squaloribus uiciorum mundanda est, sed eciam floribus uirtutum adornanda, vt humilitate fulgeat, castitate candeat, paciencia rutilet, caritate resplendeat....

Hier bricht das Fragment ab, der Rest der Seite im Ms. ist frei gelassen, doch steht darunter in anderer Tinte und späterer Handschrift, aber ganz verwischt und unleserlich:

Iste liber pertinet ad Ih...

Waterford...

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V. A song on the times. (Tierf.)

Gedruckt von T. Wright, Polit. Songs. p. 195 (Camden Soc. 1839); die neue Auflage 1884, revised by E. Goldsmid (cf. III p. 47) ist nicht be|rücksichtigt, da der Text sicherlich nicht besser geworden ist.

Das Lied ist abgefaßt in viertaktigen kreuzweise gereimten Versen, die anfangs zu achtzeiligen Strophen mit der Reim|stellung abababab verbunden sind, dann aber in vierzeilige übergehen, wie durch die Reime und durch die Initialen des Ms. bewiesen wird. Der Gleichmäßigkeit halber und Wright's Vorbild folgend habe ich trotzdem achtzeilige Strophen durch das ganze Gedicht hindurch gedruckt. Tatsächlich — wenn auch nicht äußerlich ausgedrückt — stimmt demnach der Vers|bau unsres Liedes von der dritten Strophe ab völlig mit dem der Predigtgedichte überein, mit denen es außerdem noch durch den auffälligen Umstand eng verknüpft wird, daß sich Strophe 21, 5-22, 8 fast wörtlich in Vers 157-168 des Sar. wieder|findet und die vier Schlußverse ebenso in Sar. 181-185. Es erhebt sich die schwer zu beantwortende Frage: hat der nämliche Dichter sich hier wiederholt oder liegt einfach Entlehnung vor? Eine Entlehnung so grober Art wäre allerdings ein geistiges Armutszeugnis, das mir weder der Verfasser des einen, noch der des anderen zu verdienen scheint. Berührungen, aber nicht direkte Entlehnung, zeigt unser Lied auch mit dem sicher auf fremder Vorlage beruhenden Gedichte über Erde im ersten Teile der 21. Strophe. Etwas auffällig ist m. e. der ganze Schluß des Liedes, der sich von dem eigentlichen Thema ziemlich un|motiviert zu den uns aus H. und Sar. sattsam bekannten Er|mahnungen an den Reichen wendet. Den wirklichen Gegen|stand des Gedichtes bildet die Klage über die herrschende Rechtlosigkeit und Anarchie, die den kleinen Mann zu Boden drückt, während Schurken und Diebe sehr wohl ihre Rechnung zu finden wissen. Zur Verdeutlichung wird die Tierfabel heran|gezogen, die uns in der me. Literatur sonst nicht gerade häufig begegnet. Wolf und Fuchs, die beiden Übeltäter, gehen vor dem Gericht des Löwen straffrei aus, der dumme Esel, der sich auf seine gute Sache verläßt, muß elend zu Grunde gehen,

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weil der Tiere König wie die Machthaber der Zeit die Ge|schenke der einen höher einschätzte, als die Ehrlichkeit des andern. Das Gedicht ist allgemein gehalten; da es die Klagen des kleinen Mannes wiedergibt, sind direkte Anspielungen auf bedeutende politische Ereignisse oder Persönlichkeiten auch nicht zu erwarten. Zustände, wie die hier geschilderten, sind eben keiner Zeit ganz fremd, im Mittelalter waren sie überall mehr oder weniger vorhanden, in Irland aber in höchstem Grade ausgebildet und dauernd herrschend. Das unglückliche Land war nicht allein zerrissen durch den Kampf zweier Rassen, sondern ebenso sehr durch das Treiben der großen anglo|normannischen Feudalherren, denen hier nicht wie in England die Faust des Königs im Nacken saß. Sich selbst überlassen schalteten und walteten sie nach Belieben, ernannten Barone und Ritter, übten Gerichtsbarkeit in ihrem Gebiet, führten Krieg miteinander und den eingeborenen irischen Fürsten, die das Recht ihres Volkes sicherlich mehr achteten, als jene den Willen des Vizekönigs, der den stets abwesenden Herrscher vertrat. Was konnte anders entstehen als grauenhafte Anarchie mit Korruption, Unterdrückung und Bürgerkrieg, und um diese in ihrem ganzen Umfange, um die drei Brüder Coveitise, Pride and Onde handelt es sich in dem Gedichte, nicht bloß um mangelhafte Justiz, wie man nach der eingeflochtenen Tierfabel annehmen möchte (cf. auch Wülcker: Gesch. d. engl. Litt., S. 87). Es ist bezeichnend, daß nicht der ferne Herrscher als Retter aus der Not angerufen wird, sondern die Macht der Kirche und des Landes Recht. Der König wird nicht einmal erwähnt, über þe king is ministris aber ergießt sich der Zorn des Dichters, ebenso wie über die Feudalherren, in denen er nur ein Hindernis erblickt (cf. 1, 7 Men þat beþ in heiiȝist liue Mest icharged beþ wiþ sinne; 3, 8 For lordingen boste þat beþ aboue). Eine agrarische Frage spielt offenbar hinein; oft genug mochten die abenteuernden fremden Söldner (hoblurs) im Dienste der Barone den eingesessenen englischen Kolonisten unter irgend welchen Gründen seines Rechtes auf Grund und Boden berauben (? þat husbond benimeþ eri of lond), ohne daß der Schutz des Ge|richtsherrn zu erlangen war, und hier findet der Dichter den schärfsten Ausdruck: die soll man nicht wie Christen kirchlich begraben, sondern verscharren wie Hunde. Anscheinend spielt hier schon der immer schärfer hervortretende Gegensatz zwischen

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den "English by blood" und den "English by birth", den Alt|eingesessenen und den Neuherüberkommenden, der im Jahre 1338 in offene Fehde ausbrach; cf. Cusack p. 594.

Es ist bezeichnend, daß ein Gedicht, welches soviel Anteil nimmt an den Leiden des unterdrückten kleinen Mannes und des in seinen Besitzrechten gestörten Bauern, gerade in unsrem Franziskaner-Ms. auftritt. Es paßt dies durchaus zu der Richtung, welche den Franziskanerorden auf der Höhe seiner Wirksamkeit um die Wende des 13. Jahrhunderts kennzeichnet. Sein Wir|kungsfeld suchte er in erster Linie in den untersten Klassen des Volkes, denen kein anderer Mönchsorden je so nahe ge|treten ist wie dieser. Überall und zumal in Irland finden wir seine einfachen Klöster in den Vorstädten und den armseligsten Stadtteilen, oft auf sumpfigem, wenig einladendem Boden und unter der Hefe der Bevölkerung. Die Predigtgedichte und die Hymne des Michael Kildare weisen ganz dasselbe warme Gefühl für das niedere Volk auf und werden nicht müde, mit eindring|lichen Worten die Sache des Armen vor dem reichen Manne zu führen.

Whose þenchiþ vp þis carful lif, [folio 44b] Niȝte and dai þat we beþ inne, So moch we seeþ of sorow and strif, And lite þer is of world is winne; Hate and wreþ þer is wel riue, And trew loue is ful þinne; Men þat beþ in heiiȝist liue Mest icharged beþ wiþ sinne.
Fals and liþer is þis lond, As al dai we mai ise: Þer in is boþe hate and onde — Ich wene þat euer so wol be; Coueitise haþ þe law an honde, Þat þe trewþe he ne mai ise, Nov is maister prude [pride] and onde; Alas, louerde whi suffriþ he?

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Wold holi cherch pilt is miȝte And law of lond pilt him to, Þan schold [scholde] coueitise and vnriȝte Vte of lond ben ydo. Holi cherch schold hold is riȝt For no eie no for no loue, Þat hi ne schold schow har miȝt For lordingen boste þat beþ aboue.
To entredite and amonsi [folio 45] Al þai, whate hi euir be, Þat lafful men doþ robbi, Whate in lond, what in see, And þos hoblurs namelich Þat husbond benimeþ eri of grund — Men ne schold ham biri in non chirch, Bot cast ham vte as a hund.
Þos king is ministris beþ ischend, To riȝt and law þat ssold tak hede And al þe lond fort amend — Of þos þeuis hi takeþ mede. Be þe lafful man to deþ ibroȝt And is [his] catel awei ynom, Of his deþ ne telliþ hi noȝt, Bot of har prei hi hab som.
Hab hi þe siluer and þe mede And þe catel vnderfo. Of feloni hi ne takeþ hede, Al þilk trepas is ago. Of þos a uorbisen ich herd telle; Þe lion is king of alle [all] beeste And — herkniþ al to mi spelle — In his lond he did an heste.
Þe lyon lete cri, as hit was do, [folio 45b] For he hird lome to telle, And eke him was itold al so Þat þe wolf didde noȝt [noȝte] welle.

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And þe fox, þat liþer grome, Wiþ þe wolf iwreiid was; Tofor har lord hi schold come To amend har trepas.
And so men didde þat seli asse Þat trepasid noȝt no did no gilte, Wiþ ham boþe iwreiid was And in þe ditement was ipilt. Þe uoxe hird amang [g verwischt] al menne And told þe wolf wiþ þe brode crune; Þat on him send gees and henne, Þat oþer geet and motune.
Þe seli aasse wend was saf, [so im Ms.] For he ne eete noȝt bote grasse, None ȝiftes he ne ȝaf No wend þat no harm nasse. Þo hi to har lord com to tune, He told to ham law and skille; Þos wikid bestis lutid [luid] adune: Lord, hi seiid, what is þi wille?
Þo spek þe lion hem [hem im Ms.] to, [folio 46] To þe fox anone his wille: "Tel me, boi, what hast ido? Men beþ aboute þe to spille." Þo spek þe fox first anone: "Lord king, nov þi wille, Þos men me wreiiþ of þe tune And wold me gladlich forto spille.
Gees no hen nad ich noȝt, Sire, for soþ ich þe sigge, Bot al [as] ich ham dere boȝt And bere ham vp myn owen rigge." "God is [Godis] grame most hi haue Þat in þe curte þe so pilt;

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Whan hit is so, ich vouchesaue, [vouchsave] Ich forȝiue þe þis gilte.
Þe fals wolf stode behind, He was doggid and ek felle: "Ich am icom of grete kind, Pes þou grant [graunt] me, þat [Ms. ursprüngl. þou] miȝt ful welle. "What hast ido, bel amy, Þat þou me so oxist pes?" "Sire, he seid, i nel noȝt lie, If þou me woldist hire a res.
For ich huntid vp þe doune [folio 46b] To loke, sire, mi biȝete; Þer ich slow a motune, Ȝe, sire, [Sir] and fewe gete. Ich am iwreiid, sire, to þe For þat ilk gilt; Sire, ichul sker me Y [I] ne ȝef ham dint no pilt."
"For seþ, i sigge þe, bel ami, Hi naddo no gode munde, Þai þat wreiid þe to merci (?), [Wr. mei, Ms. mei] Þou ne diddist noȝt bot þi kund. Sei þou me, asse, wat hast ido? Me þenchiþ, þou cannist no gode. Whi nadistou [do] [do fehlt im Ms.] as oþer mo? Þou come of liþer stode."
"Sertis, sire, not ich noȝt, Ich ete sage and uil (?) [Ms. alnil = a' uil? Wright übersetzt: only] gras, More harm ne did ich noȝt; Þer for iwreiid ich was." "Bel ami, þat was misdo, Þat was aȝe þi kund, Forto et [ete] such gras so. Hastilich ȝe him bind

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Al his bonis ȝe todraw, [folio 47] [to-drawe?, im Ms. undeutlich] Loke [Ms. lok] þat ȝe noȝt lete! And þat ich ȝiue al for law Þat his fleis be al ifrette." Al so hit fariþ nov in lond, Whose wol tak þer to hede: Of [Of undeutlich] þai þat habbiþ an hond, Of þeuis hi takiþ mede.
Þe lafful man ssal be ibund And ido in strang pine And ihold in fast prisund, Fort þat he mak fine; And þe þef to skap so, Þat doþ euer aȝe þe riȝt; God take [Ms. tak] hede þer to Þat is al ful of miȝt.
Þus fariþ al þe world nuþe, As we mai al ise, Boþe [Both] est and west, norþ and suþe, God vs help and þe trinite! Trewþ is ifaillid wiþ fremid and sibbe Al [And] so wide as al þis lond Ne mai no man þer in libbe, What þroȝ coueitise and þroȝ onde.
Þoȝ lafful man wold hold is lif [folio 47b] In loue, in charite and in pes, Sone me ssul compas is lif, And þat in a litil res. Prude is maister and coueitise, Þe þrid broþer men clippiþ ond: Niȝt and dai he fondiþ iwisse Lafful men to hab har lond.
Whan erþ haþ erþ [erthe] igette And of erþe so haþ inovȝ, Whan he is þer in istekke,

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Wo is him þat was in wouȝ! What is þe gode þat man ssal hab, Vte of þis world whan he ssal go? A sori wede [wed] — whi ssal ich gab? — For he broȝt wiþ [wiþ fehlt bei Wr.] him no mo.
Riȝt as he com, he ssal wend In wo, in pine, in pouerte; Takiþ gode hede, men, to ȝure end, For as i sigge, so hit wol be. Ynot, whar of beþ men so prute, Of erþe and axen, felle and bone; Be þe soule enis vte — A uilir caraing nis þer non.
Þe caraing is so lolich to see [folio 52] Þat vnder erþ men mot hit [it] hide, Boþe wif and child wol fram him fle, Þer nis no frend þat wol him bide. What wol men for þe sowle del? Corne no mel, wel þou wost, Bot wel seld at þe mele A rowȝ bare trenchur oþer a crust.
Þe begger þat þe crust ssal hab Wel hokirlich [hokerlich] he lokiþ þer an, Soþ to sigge and noȝt to gabbe, Riȝt noȝt he is ipaiid apan. Þan seiiþ þe begger in is mode: "Þe crust is boþe hard and touȝ, [Ms. touþ, Wr. tougth] Þe wreche was hard þat ow þe gode, Hard for hard is gode ynowȝ.
Moche [Moch] misanter þat for him bidde Pater noster oþer crede, Bot let him hab as he didde, For of þe ȝift naþ he no mede." Ich red, vp no man þou hab triste No vppon non oþer,

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Ok del hit wiþ ȝure owen fist, Trist to soster no broþer.
Anuriþ god and holi chirch [folio 52b] And ȝiueþ þe pouir þat habbiþ nede, So god is [Godis] wille ȝe ssul wirche And ioi of heuen hab to mede, To whoch ioi vs bring Iesus Crist, heuen king.
Amen.
VI. Nego.

Gedruckt von T. Wright, Polit. Sougs, p. 210 (Camden Soc. 1839); die neue Auflage 1884 revised by E. Goldsmid (cf. III p. 63) ist nicht berücksichtigt.

Das in kurzen Reimpaaren abgefaßte Gedicht eifert gegen dialektische Künste und Kniffe, durch welche die einfache Wahrheit verdreht (iwend on afte) und gehindert wird. Ab|streiten, Ausweichen, Nichtanerkennen waren damals wie heute die Mittel, durch welche von der schulgemäßen Rhetorik die Wahrheit unterdrückt wird. Auch heute noch sind die un|fruchtbaren Diskussionen nicht ausgestorben, bei denen der eine alles rundweg bestreitet, der zweite zweifelt, der dritte schon zugiebt und der vierte zwingende Gründe hat oder zu haben meint, Diskussionen, bei denen schließlich der klare Unterschied zwischen Wahr und Falsch schwindet, aus Recht Unrecht wird und umgekehrt. "Ihr falschen Klügler, all Treu und Glauben — des Menschen Bestes — wollt ihr ihm rauben" so ruft der Verfasser zum Schluß aus, in dem wir wohl wiederum ein Mitglied des volkstümlichen Franziskanerordens vermuten dürfen.

Hit nis bot trewþ iwend [I wend (in Kommata eingeschlossen!)] an afte [folio 58b] Line 1 Forte sette "Nego" in eni crafte;

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Trewþ so drawiþ to heuen blisse; Nego doþ noȝt so iwisse; "Forsake" [for-sak] and "saue" is þef in lore, Line 5 "Nego" is pouer clerk [clark] in store. Whan menne horliþ ham here and þare, [there.] "Nego" sauiþ ham fram care. Awei wiþ "Nego", vte of place, Line 9 Whose wol haue goddis grace! Who so wol aȝens þe deuil fiȝte, Þer mai "Nego" sit ariȝte. Ak loke þat we neuer more Line 13 "Nego" sette in trew lore, For who so can lite, haþ sone ido — Anone he drawiþ to "Nego". Now o clerk seiiþ "Nego" Line 17 And þat oþer "Dubito", Seiiþ an oþer "Concedo". And an oþer "Obligo", "Verum falsum" sette þer to — Line 21 Þan is al þe lore ido. Þus þe fals clerkes of har heuid Makiþ men trewþ of ham be reuid.

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Gedichte verschiedenen Inhalts.

VII. The land of Cokaygne.

Abgedruckt Hickes, Thesaurus I, 231; Ellis, Specimens (1811) I 82; Th. Wright, Altdeutsche Blätter I 396; Furnivall, Early English Poems and Lives of Saints p. 156; Mätzner, Altenglische Sprachproben I 147; vgl. Poeschel, Das Märchen vom Schlaraffenland, Beit. z. Gesch. d. deutschen Spr. u. L. V 389.

Den Inhalt des Gedichtes bildet die weitverbreitete Sage von dem Wunderlande, das in der deutschen Dichtung Schla|raffen- oder Schlauraffenland genannt wird, während es in der französischen Cocaygne, Pays de Cocaygne und entsprechend im Italienischen Cuccagna heißst. Der Name unseres englischen ebenso wie der des mittelniederdeutschen Gedichtes: Van dat edele Lant van Cockaenghen (ed. Altdeutsche Blätter I p. 165) weist somit auf eine französische Quelle. Eine französische Fassung, welche allerdings von der unsrigen stark abweicht, findet sich gedruckt bei Barbazan, Fabliaux et contes, IV 175. Auch die Beziehungen unseres Gedichtes zu dem oben erwähnten mittelniederländischen aus dem 15. Jahrhundert, auf welche Mätzner hinweist, sind nicht sehr eng. Die Quelle ist somit in einer verloren gegangenen französischen Fassung zu suchen. Ob dieselbe allerdings die satirische Schilderung des Klosters enthielt, welche in dem englischen Gedicht einen so breiten Raum einnimmt und welche Mätzner in dem erhaltenen franz. Fabliau vermißt, ist mir mehr als zweifelhaft. Die Kloster|Schilderung ist offenbar der eigentlichen Sage ganz fremd und sieht ganz aus wie die spätere Zutat eines mönchischen Über|arbeiters. Es liegt kein Grund vor, diese Zutat bereits der

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franz. Quelle zuzuschreiben, sondern es ist durchaus denkbar — und gewichtige Anzeichen sprechen dafür — daß wir es hier mit dem ganz persönlichen Eigentum des englischen Dichters oder Umdichters zu tun haben.

heißt es: Line V. 51 Þer is a wel fair abbei Of white monkes aud of grei An oþer abbei is þerbi, Line V. 147 For soþ a gret fair nunnerie And snellich berriþ forþ har prei Line V. 163 To þe mochil grei abbei.

Hier scheinen ganz bestimmte lokale Anspielungen vor|zuliegen, denn die mutmaßliche Heimat des Ms. war die Gray Abbey zu Kildare, die Übereinstimmung der Namen ist also ganz auffällig. Will man etwa annehmen, daß jedes beliebige Franziskanerkloster als "Gray Abbey" bezeichnet werden konnte? Bei Archdall finde ich kein anderes Franziskaner|kloster in Irland je mit dem Namen belegt, als gerade dieses eine, für welches er ständig ist. Das einzige Mal, wo er sonst noch auftritt, in The Gray Abbey, County of Down, be|zeichneter ein Cistercienserkloster, das vor der Franziskanerzeit gegründet ist. Ferner ist in unserem Gedichte nicht von Franziskanern allein die Rede, sondern von White monkes, also Karmelitern, neben ihnen. Es ist doch ein auffälliges Zusammentreffen, daß als Kildare's kirchliche Niederlassungen gerade ein von der Heil. Brigid selber gegründetes Nonnen|kloster als Teil der uralten Abtei, ein Karmeliter- und ein Franziskanerkloster historisch sicher überliefert sind, während das Gedicht von einer Nunnerie und einem beide Mönchsorden vereinigenden Kloster spricht.

Ich halte es für sehr wahrscheinlich, daß ein in Kildare heimischer Dichter lokale Züge in das Märchen vom Schlaraffen|land verwoben hat, zumal die derbe Satire, mit welcher das Klosterleben geschildert wird, auch anderen Teilen des Ms. nicht fremd ist. Sie findet sich ebenso in der sogenannten Satire auf die Leute von Kildare, sie prägt sich vielleicht noch schärfer aus in einigen der lat. Stücke, wie "The Abbot

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of Gloucester's feast", die "Missa potatorum", die "Passio unius monachi", welche ganz artige Proben echter Goliardenlaune enthalten.

Für die selbständige Umarbeitung des überkommenen Stoffes spricht auch der Umstand, daß manche charakteristische Züge der Sage unsrem Gedichte fehlen, z. B. das Jungbaden, welches schon in dem afrz. Fabliau auftritt und noch bei Hans Sachs wiederkehrt. Andrerseits ist der Schluß des englischen Gedichtes, daß man 7 Jahre lang in Schweinemist waten müsse, um in das gelobte Land zu kommen, der eigentlichen Sage ganz fremd. Haupt weist Altdeutsche Blätter I 401 darauf hin, daß diese Bedingungen denjenigen ähneln, unter welchen das deutsche Märchen den Bärenhäuter zu Reichtum und Glück kommen läßt. Beachtenswert ist, daß sich unter den afranz. Stücken des etwa gleichzeitigen Ms. Harl. 2253 die satirische Schilderung eines Mönchsorden findet, den der Dichter die charakteristischen Fehler aller zeitgenössischen Orden in sich vereinigen läßt. Der erste und wichtigste Punkt ist, daß die imaginäre neue Stiftung, vom Dichter L'ordre de Bel-Eyse genannt, Mönche und Nonnen unter einem Dache zusammen|leben läßt, wie es in der Abtei von Sempringham der Fall war; das Treiben der Mönche wird dann in einer Weise ge|schildert, welche vielfach an das Land of Cokaygne erinnert. Die wenig beachtete phantastische Dichtung ist gedruckt von Wright: Political Songs (Camden Soc. 1839), p. 137. —

Schreibung und Reim unseres englischen Gedichtes weisen fremde Elemente nicht auf; dagegen findet sich ein anglo|irisches Wort keltischen Ursprungs (russin) und eine genau in derselben Form in Sat. wiederkehrende Ausdrucksweise (-la, god it wot). Ich trage daher kein Bedenken, in dem Gedicht, in welchem Schreibung und Reim sich decken, ein echt anglo-irisches, wahrscheinlich in Kildare selber entstandenes Denkmal zu sehen. —

Das sehr glücklich gewählte Versmaß zeigt paarweise gereimte Kurzzeilen von 4 Takten mit vorwiegend trochäischem Rhythmus, wie auch das franz. Fabliau in kurzen Reimpaaren abgefaßt ist. Den frisch und flott hinfließenden Versen ent|spricht die muntere, knappe Art der Schilderung, welche den Ton der Sage vortrefflich trifft. Die moralische und didak|tische Tendenz, welche in späteren kontinentalen Versionen

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zu Tage tritt, fehlt ganz, aber von der naiven Freude am Komisch-Wunderbaren, welche diesen Märchenstoff seit seinem ersten Auftauchen in der indischen Sage und der griechischen Dichtung kennzeichnet, ist ein gutes Stück vorhanden. Selbst die übermütige Satire auf Mönche und Nonnen, die erst der englische Dichter hineingeflochten hat, wirkt in dieser Um|gebung von erdachten Wunderbarkeiten und ergötzlichen Un|möglichkeiten weniger abstoßend. Sie ist jedenfalls bezeichnend für das Milieu, in dem der Verfasser lebte und wirkte und das ihn auch beim Dichten nicht losließ. Er war wohl ein Mitglied des geistlichen Standes, ein Goliarde oder fahrender Schüler, der mit kühnem Sprunge seinen eigenen Interessenkreis und zugleich den der Zuhörer in den heiteren Märchenstoff hinein|trug, so wenig er dort auch hineingehörte. Man bedenke, daß von 190 Versen nur 50 auf den überlieferten Stoff entfallen und der ganze Rest, also fast dreimal soviel, der Schilderung des Klosterlebens gewidmet wird. Direkt im Anschluß an die ausgemalten Genüsse desselben wünscht der Dichter seinen Zuhörern, daß auch sie in dies gelobte Land kommen möchten, die auferlegte Bedingung wird als penance bezeichnet, das Ganze mit: Amcn pur seint charite geschlossen. Das sieht nicht aus wie der Vortrag eines Spielmanns. Für einen Spiel|mann scheinen mir auch die bei der Aufzählung der Gewürze und der edlen Steine gebrauchten Wörter reichlich gelehrt. Zwar werden die Zuhörer scherzhaft mit Lordinges angeredet, doch von einem Spielmann, der vor edlen Herren vom Schlaraffen|land sang, hätte man selbst in dem klösterreichen Kildare etwas anderes verlangt, als die Ausnutzung von Gegenstand und Gelegenheit zu einer Satire gegen das Mönchswesen. Diese Satire aber, die der Spielmannsdichtung ferner lag, war der immer wiederkehrende Gegenstand der Goliardendichtung im 14. Jahrhundert und steht, wie oben bemerkt, in enger Beziehung zu anderen Stücken unseres Ms., deren Herkunft nicht zweifel|haft sein kann. Es scheint mir nicht nötig anzunehmen, daß das Gedicht tatsächliche Übelstände wiederspiegelte und geißeln wollte. Unser Ms. fällt noch in die aufsteigende Linie der Franziskanerbewegung und nicht in den Niedergang, der sich im Laufe des 14. Jahrhunderts vollzog. Ich kann die Ein|leitung nicht besser schließen als mit der Bemerkung Dr. Furnivall's (E. E. P. Preface IV), der das Gedicht

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bezeichnet als: the airiest and cleverest piece of satire in the whole range of Early English, if not of English, poetry. Die Worte mögen zu weit gehen in ihrer Wertschätzung, aber sie sind bezeichnend dafür, in welchem Sinne man die muntere Fabulistik des Verfassers betrachten muß und wie sie in seiner eigenen derben Zeit vermutlich anch betrachtet worden ist.

Fur in see bi west Spayngne [folio 3] Line 1 Is a lond ihote Cokaygne, þer nis lond vnder heuen riche Of wel, of godnis hit iliche. Þoȝ paradis be miri and briȝt, Line 5 Cokaygn is of fairir siȝt, What is þer in paradis Bot grasse and flure and grene ris? Þoȝ þer be ioi and gret [grete] dute, Þer nis met [mete] bote frute; Line 10 Þer nis halle, bure no benche, Bot watir man is þursto quenche. Beþ þer no men bot [man but] two, Hely and Enok also; Elinglich [Clinglich] mai [may] hi go, Line 15 Whar þer woniþ men no mo.
Iu Cokaigne [Cokaygne] is met and drink Wiþ vte care, how and swink; Þe met is trie, þe drink is clere To none, russin and sopper. Line 20 I sigge for soþ, boute were, Þer nis lond on erþe is pere, Vnder heuen nis lond iwisse Of so mochil ioi and blisse. Þer is mani swete siȝte, [folio 3b] Line 25 Al is dai, nis þer no niȝte. Þer nis baret noþer strif, Nis þer no deþ, ac euer lif, Þer nis lac of met no cloþ, Þer nis man no womman wroþ, Line 30 Þer nis serpent, wolf no fox, Hors no capil, kowe no ox,

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Þer nis schepe no swine no gote No non horwȝ la, god it wote. [wot] Noþer harace, [harate, Ms. undeutlich] noþer stode, Line 35 Þe lond is ful of oþer gode. Nis þer flei, fle no lowse In cloþ, in toune, bed no house; Þer nis dunnir, slete no hawle No non vile worme no snawile Line 40 No non storme, rein no winde; Þer nis man no womman blinde. Ok al is game, Ioi and gle, Wel is him þat þer mai be. Þer beþ riuers gret and fine Line 45 Of oile, melk, honi and wine, Watir seruiþ þer to no þing, Bot to siȝt and to waiissing, Þer is [al] [al fehlt im Ms.] maner frute, Al is solas and dedute. — Line 50
Þer is a wel fair abbei Of white monkes and of grei. Þer beþ bowris and halles, Al of pasteiis beþ þe walles, Of fleis, of fisse and rich met, Line 55 Þe likfullist þat man mai et. Fluren cakes beþ þe schingles [scingles] alle Of cherche, cloister, boure and halle, Þe pinnes beþ fat podinges, Rich met to princeȝ and kinges. Line 60 Man mai þer of et inoȝ, Al wiþ riȝt and noȝt wiþ woȝ. Al is commune to ȝung and old, To stoute and sterne, mek and bold. Þer is a cloister fair and liȝt, Line 65 Brod and lang, of sembli siȝt. Þe pilers of þat cloister [cloistre] alle Beþ iturned of cristale, Wiþ har bas [las] and capitale Of grene Iaspe and rede corale. Line 70

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Line 70 In þe praer is a tre Swiþe likful forto se. Þe rote is gingeuir and galingale, Þe siouns beþ al sedwale, Trie maces beþ þe flure, Line 75 Þe rind canel of swet odur, Þe frute gilofre of gode smakke, [folio 4b] Of cucubes þer nis no lakke; Þer beþ rosis of rede ble And lilie likful forto se. Line 80 Þai faloweþ neuer dai no niȝt — Þis aȝt be a swet siȝt Þer beþ .IIII. willis in þe abbei Of triacle and halwei, Of baum and ek piement, Line 85 Euer ernend to riȝt rent Of þai stremis al þe molde: Stonis preciuse and golde. Þer is saphir and vniune, Carbuncle and astiune, Line 90 Smaragde, lugre and prassiune, Beril, onix, topasiune, Ametist and crisolite, Calcedun and epetite.
Þer beþ briddes mani and fale: Line 95 Þrostil, þruisse and niȝtingale. Chalandre and wodwale, And oþer briddes wiþ out tale, Þat stinteþ neuer bi [by] har miȝt Miri to sing dai and niȝt. Line 100 Ȝite i do ȝow mo to witte: [folio 5] Þe Gees irostid on þe spitte Fleeȝ to þat abbai, god hit wot, And grediþ: "gees, al hote, al hot." Hi bringeþ garlek gret plente, Line 105 Þe best idiȝt þat man mai se. Þe leuerokes þat beþ cuþ Liȝtiþ adun to man is muþ, Idiȝt in stu ful swiþe wel,

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Pudrid wiþ gilofre and canel. Line 110 Nis no spech of no drink, Ak take inoȝ wiþ vte swink. — Whan þe monkes geeþ to masse, Al [All] þe fenestres þat beþ of glasse Turneþ in to cristal briȝt Line 115 To ȝiue monkes more liȝt. Whan [When] þe masses beþ iseiid And þe bokes up ileiid, Þe cristal turniþ in to glasse, In state þat hit raþer wasse. Line 120
Þe ȝung monkes euch dai Aftir met goþ to plai. Nis þer hauk no fule so swifte Bettir fleing bi þe lifte Þan þe monkes heiȝ of mode [folio 5b] Line 125 Wiþ har sleuis and har hode. Whan þe abbot seeþ ham flee, Þat he holt for moch glee; Ak naþeles al þer [þar, Ms. þ̛] amang He biddiþ ham liȝt to euesang. Line 130 Þe monkes liȝtiþ noȝt adun, Ac furre fleeþ in o randun. Whan þe abbot him iseeþ Þat is monkes [monkis] fram him fleeþ, He takeþ [a] [a fehlt im Ms. oder es ist ausradiert] maidin of þe route Line 135 And turniþ vp hir [her] white toute And betiþ þe taburs wiþ is hond, To make is monkes liȝt to lond. Whan is monkes þat iseeþ, To þe maid dun hi fleeþ Line 140 And geþ þe wench al abute And þakkeþ al hir white toute And siþ aftir her swinke Wendiþ meklich hom to drinke [Ms. drink] And geþ to har collacione, Line 145 A wel fair processione.

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An oþer abbei is þer bi, For soþ a gret fair nunnerie, Vp a riuer of swet milke, [folio 6] Whar is plente gret [grete] of silk. Line 150 Whan þe somer is dai is hote, Þe ȝung nunnes takiþ a bote And doþ ham forþ in þat riuer, Boþe wiþ oris and wiþ stere. Whan [When] hi beþ fur fram [from] þe abbei, Line 155 Hi makiþ ham nakid forto plei And lepiþ dune in to þe brimme And doþ ham sleilich forto swimme. Þe ȝung monkeþ, þat hi seeþ, Hi doþ ham vp, and forþ hi fleeþ Line 160 And commiþ to þe nunnes anon, And euch monke him takeþ on, And snellich berriþ [berith] forþ har prei To þe mochil grei abbei, And techiþ þe nunnes an oreisun Line 165 Wiþ iambleue vp and dun. Þe monke þat wol be stalun gode And kan set ariȝt is hode, He schal hab wiþ oute [wiþute] danger .XII. wiues euche ȝere, Line 170 Al þroȝ riȝt and noȝt þroȝ grace For to do him silf solace. And þilk monke [monk] þat slepiþ [clepiþ] best [folio 6b] And doþ is [his] likam al to rest, Of him is hoppe, god hit wote, Line 175 To be sone uadir abbot.
Whose wl com þat lond to, Ful grete penance he mot do: Seue ȝere in swine is dritte. He mote [mot] wade, wol ȝe iwitte, Line 180 Al anon vp to þe chynne, So he schal þe lond winne.
Lordinges gode and hend,

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Mot ȝe neuer of world wend, Fort [For] ȝe stond to ȝure cheance Line 185 And fulfille þat penance, Þat ȝe mote þat lond ise And neuer more turne aȝe. Prey we god, so mote hit be, Amen, pur [per, Ms. p] seint [seinte.] charite. [finit.] [Darunter folgt auf derselben Seite noch: Bissop lorles.] Line 190
VIII. Satire (on the people of Kildare).

Ed. Wright, Rel. Ant. II, p. 174; Furn. EEP., p. 152.

Es macht große Schwierigkeiten, einen kurzen und sach|gemäßen Titel für das Gedicht zu finden. Ich habe mich vor|läufig dazu entschließen müssen, den überlieferten Titel bei|zubehalten, obgleich er sich anscheinend mit den Tatsachen nicht vereinen läßt.

Der eingeklammerte Titel stammt von T. Wright und ist nach ihm allgemein üblich geworden und in die Literatur|geschichte übergegangen. Furnivall wählte die aus der Schluß|strophe entnommenen Worte: Of men þat woniþ in lond, fügte aber darunter in kleinerem Drucke den Wright'schen Titel hinzu. Im Ms. selber fehlt jede Überschrift.

Leider nennt das Gedicht den Ort nicht, gegen dessen Mönche und Nonnen, Kaufleute und Handwerker sich seine Satire, die selbst die Heiligen nicht schont, richtet. Es fehlt somit auch ein direkter Hinweis auf Kildare; nur der Umstand, daß Wright das Gedicht Michael of Kyldare zuschrieb, der sich als Verfasser eines anderen Gedichtes unseres Ms. nennt, kann ihn zu der prüfungslosen Annahme des obigen Titels bewogen haben.

Sicher ist nur soviel, daß wir an eine irische Stadt zu denken haben, weil auf das Haus der White Friars zu

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Drogheda in Str. 6 hingewiesen wird, sicher auch, daß ganz be|stimmte lokale Anspielungen vorliegen, nicht etwa eine Satire gegen Mönche und Bürger im allgemeinen, denn das Nonnen|kloster wird direkt mit Namen benannt (seint Mari house Str. 9). Für die Entstehung des Gedichtes auf irischem Boden spricht außerdem der Umstand, daß keinerlei fremde Elemente darin auftreten, wohl aber ein Wort keltisch-irischen Ursprungs in corrin (= pot, can, ir. cuirin). Im übrigen kann ich nicht verhehlen, daß es mir durchaus fraglich ist, ob sich die Satire wirklich gegen Kildare richtet.

Das Gedicht setzt doch eigentlich eine blühende und nicht allzu kleine Stadt voraus mit regem bürgerlichem und geistlichem Leben. Die kleine Landstadt Kildare war im Jahre 1294, also nicht lange vor der mutmaßlichen Entstehung des Gedichtes durch die Iren unter Calvagh genommen und anscheinend gründlich geplündert worden. Sollte sie wirklich kurz nach diesem Ereignis soviele kirchliche Niederlassungen besessen haben, ein so reich entwickeltes Bürgertum und sogar Kaufleute mit: gret packes of draperie, auoir-depeise, wol sackes, gold, siluer, stones, riche markes and ek pundes? Sollten wirklich Gilden existiert haben, nicht allein von Bäckern, Schustern und Schneidern, sondern auch von bre|westers, skinners, potters, hokesters und Wollkämmern? Wollte man aber auch diese Möglichkeit zugeben, so bleiben doch noch direkte Anspielungen übrig, die für Kildare nicht unter|zubringen sind. Nach der Vorführung der Heiligen kommen die Friars, die verschiedenen Orden der Bettelmönche, an die Reihe. Nicht erwähnt werden auffallenderweise die Gray Friars, was sich wohl verstehen ließe, wenn der Verfasser in Beziehung zu ihnen stand oder selber ein Franziskaner war, der seine Spitzen lieber gegen andere Orden als gegen den eigenen richtete. Er beginnt mit den "freris wiþ þe white copis", also den White Friars oder Karmelitern, welche in der Tat eine nicht unbedeutende, schon 1227 gegründete Niederlassung in Drogheda besaßen (cf. Archdall p. 455), auf welche das Gedicht anspielt. Sehr schlecht kommen weg die "gilmins wiþ [þe] blake gunes", die als "menur wiþoute and prechur wiþinne" charakterisiert werden, also als ein Mittelding zwischen den beiden Bettelorden der Minoriten (Franziskaner) und Prädikanten (Dominikaner), die — doch

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wohl im Gegensatz zu ihrer eigentlichen Bestimmung — die Wildnis verlassen und die Städte aufsuchen. Alles dies scheint mir auf den Bettelorden der Eremite or Austin Friars (Fratres Eremitae ordinis St. Augustini) mit ihren schwarzen Kutten zu passen, die von Franziskanern und Dominikanern heftig genug befehdet werden mochten. [Kaum ist wohl an die Cölestiner-Eremiten zu denken, die sich am Schlusse des 13. Jahrhunderts als strengere Richtung von den Franzis|kanern abzweigten, aber vielfach verfolgt und früh unterdrückt wurden. Ich kann weder nachweisen, daß sie "blake gunes" trugen, noch daß sie überhaupt in Irland auftraten, was an und für sich ganz unwahr|scheinlich ist.] An die Dominikaner, die in England Black Friars heißen, ist natürlich bei der hier vorliegenden Art der Charakterisierung nicht zu denken. Ferner werden die Benediktiner, die "holi monkes", vor|genommen, dann die Nonnen von "St. Mari house" und endlich die Prestis. Demgegenüber hat Kildare nur aufzuweisen: ein Franziskanerkloster (Gray Abbey), ein Karmeliterkloster und die alte Abtei, welche zugleich ein Nonnenkloster umfaßte und in den Besitz der Regular Canons of St. Augustine (nicht der Eremite or Austin Friars) übergegangen war; die Ency|clopaedia Britannica (1882) erwähnt allerdings die Ruinen von vier Klöstern in Kildare, doch fallen die vielfach unklaren und widerspruchsvollen Angaben der verschiedenen Nach|schlagewerke Archdall gegenüber kaum ins Gewicht. Es würde auch nichts ausmachen, auch vier Klöster scheinen sich mit den in Sat. geschilderten Verhältnissen nicht zu decken. Nicht genug, daß wir weder eine Niederlassung der Benedik|tiner noch der Augustiner-Eremiten in Kildare belegen können — für das tatsächlich vorhandene Nonnenkloster, über das bei Archdall fortlaufende Nachrichten seit der Gründung durch die heil. Brigid im fünften Jahrhundert bis 1649 (S. 322-329) zu finden sind, für diese altehrwürdige Stiftung, der gewiß in Kildare kein zweites Nonnenkloster zur Seite stand, findet sich kein einziges Mal der Name "St. Mary's".

Vielleicht dürfte uns die direkte Erwähnung der Nonnen von seint Mari house auf eine andere Spur führen. In den Nachbarstädten Waterford, Wexford, Ross, auch in dem schon von vornherein ausgeschlossenen Drogheda verzeichnet Arch|dall überhaupt kein Nonnenkloster; in Cork findet sich the

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Nunnery of St. John the Baptist. In Dublin aber gab es sogar zwei Nonnenklöster der heil. Maria, nämlich the Nunnery of St. Mary de Hogges und the Nunnery of St. Mary les Dames, von denen das erstere im zwölften Jahrhundert gegründet wurde, während die Gründungszeit des letzteren nicht zu er|sehen ist (cf. Archdall S. 172 und 173).

In dem blühenden Dublin befanden sich natürlich zahl|reiche geistliche Niederlassungen aller Art, Augustiner-Eremiten (Monastery of the Holy Trinity, gegründet 1259) und Bene|diktiner (Abbey of St. Mary) ebenso wie Karmeliter, Domini|kaner und Franziskaner. In Dublin gab es ein Kirchspiel des heil. Michael (cf. Str. 1: Hail seint Michel) und St. Jakobi (cf. Str. 3: Saint Mari bastard, þe Maudleinis sone). Von Dublin aus läßt sich auch die Erwähnung des Hauses der White Friars in Drogheda leichter verstehen, als für das weit entlegene Kildare. Befremden würde allerdings, wenn man Dublin in Betracht zieht, daß unter den verschiedenen Gewerben die Schiffer nicht erwähnt sind, doch könnten sie unter den zuerst genannten "marchans" mit inbegriffen sein. Wir werden vor der Hand die Frage nach dem Ort, welcher unserem Dichter den Gegenstand seiner Satire geliefert hat als eine offene betrachten müssen.

Die Satire des Verfassers, der bedeutende dichterische Kraft verrät, ist frei, kühn und derb. Sein Lied war so recht dazu geschaffen, bei fröhlichem Gelage vorgetragen zu werden und Stimmung zu erwecken. Die Mahnung des Dichters am Schlusse seines Vortrags: "Spekeþ now and gladieþ and drinkeþ al ȝur fille" wird ohne Zweifel ausgiebig befolgt worden sein. Daß er ein Clerk war, der beste der ganzen Stadt, der dies schöne Lied gemacht, wird eindringlich immer wieder in dem Abgesang eingeschärft. Die weiten Wanderungen des Dichters werden in der 1. Strophe erwähnt (þi uers . . . is of wel furre ybroȝt).

War er wirklich ein Spielmann, wie Brandl Grdr. II, 627 meint? Eher möchte ich an einen fahrenden Schüler, einen Goliarden denken, an eins jener Anhängsel des geistlichen Standes, wie sie im Mittelalter so häufig waren und für die Literatur in mehr als einer Hinsicht fruchtbar geworden sind. Unter den lat. Stücken des Ms. finden sich mehrfach

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Erzeugnisse, welche, wie die Missa potatorum oder The Abbot of Gloucester's feast alle die charakteristischen Züge der Go|liardenliteratur an sich tragen. Auch das Land of Cokaygne weist wohl auf dieselbe Spur. Verknüpfung des Dichters mit dem geistlichen Stande scheint mir jedenfalls hier wie dort vorzuliegen.

Kühn wie die Sprache ist der Versbau des Dichters, der in der ganzen me. Literatur seines gleichen nicht hat. Die Anregung hat ihm vielleicht die viel gebrauchte sechs|zeilige Strophe mit der Reimstellung a a a a b b gegeben, wie sie sich in Lullay oder Erþe findet. Was ist aber bei ihm daraus geworden? Vier Langzeilen, von denen nur die beiden ersten reimen, sind mit einem kurzen Reimpaar von demselben munteren Tonfall wie im Land of Cokaygne zu einer sechs|zeiligen Strophe verbunden, bei der sowohl der Wechsel von Reim und Reimlosigkeit frappiert, wie der Ubergang von dem vorwiegend germanischen Rhythmus der unregelmäßig gebauten Langzeilen zu dem gleichmäßigen Fall der viertaktigen Kurz|verse. Die Wirkung auf die zechende Zuhörerschaft muß eine drastische gewesen sein, denn zweckentsprechend waren die frei gebauten Langzeilen, die fast wie rhythmische Prosa anmuten, nicht minder als der glatt und regelmäßig fließende Schlußvers, in dem uns der Verfasser die eigene werte Person immer wieder vorführt.

Die Strophe ist natürlich ganz persönliches Eigentum unseres Verfassers und eigens für die Gelegenheit zurecht gemacht; Brandl's Ansicht, daß sie "an die französisch an|gehauchte Ballade auf die Schlacht bei Lewis erinnert," kann ich nicht teilen (cf. auch Schipper S. 314). —

Hail seint Michael [Michel, Ms. Mich'el] wiþ þe lange [Ms. la'ge] sper! [folio 7] Fair beþ þi winges vp þi scholder, Þou hast a rede kirtil anon to þi fote, Þou ert best angle þat euer god makid. Þis uers is ful wel iwroȝt, Hit is of wel furre ybroȝt.
Hail seint Cristofre wiþ þi lang stake! Þou ber ur louerd Iesus Crist ouer þe brod lake, Mani grete kunger swimmeþ abute þi fete.

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Hou mani hering to peni at West Chep in London? Þis uers is of holi writte, Hit com of noble witte.
Seint Mari bastard, þe Maudlein is sone, To be wel icloþid wel was þi wone! Þou berrist [berist, Ms. b'rist] a box on þi hond ipeintid al of gold, Woned þou wer to be hend, ȝiue us sum of þi spicis. Þis uers is imakid wel Of consonans and wowel.
Hail seint Dominik with [th im Ms.] þi lang staffe! Hit is at þe ouir end crokid as a gaffe; Þou berrist [berist, Ms. b'rist] a bok on þi bak, ich wen hit is a bible: Þoȝ þou be a gode clerk, be þou noȝt to heiȝ. Trie rime la, god hit wote; Soch an oþir an erþe inote.
Hail seint Franceis wiþ þi mani foulis, Kites and crowis, reuenes and oules, [owles] Fure and .XX.ti wildges and a poucok! Mani bold begger siwiþ þi route. Þis uers is ful wel isette, Swiþe furre hit was ivette.
Hail be ȝe freris wiþ þe white copis! [folio 7b] Ȝe habbiþ a hus at Drochda, war men makiþ ropis. Euir ȝe beþ roilend þe londis al aboute; Of þe watir daissers ȝe robbiþ þe churchis. Maister he was swiþe gode, Þat þis sentence vnderstode.
Hail be ȝe gilmins wiþ ȝur blake gunes! Ȝe leuith [th im Ms.] þe wildirnis and filliþ þe tunis, [tiuns] Menur wiþ oute and prechur wiþ inne; Ȝur abite is of gadering, þat is mochil schame. Sleilich is þis uers iseid, Hit wer harme adun ileiid.
Hail ȝe holi monkes wiþ ȝur corrin, Late and raþe ifillid of ale and wine!

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Depe cun ȝe bouse, þat is al ȝure care, Wiþ seint Benet is scurge lome ȝe disciplineþ. Takeþ hed al to me! Þat þis is sleche, ȝe mow wel se.
Hail be ȝe nonnes of seint Mari house, Goddes bourmaidnes and his owen spouse! Ofte mistrediþ ȝe ȝur schone, ȝur fete beþ ful tendre; Daþeit þe sotter þat tawiþ ȝure leþir! Swiþe wel ȝe vnderstode, Þat makid þis ditee so gode.
Hail be ȝe prestis wiþ ȝur brode bokes! Þoȝ ȝur crune be ischaue, fair beþ ȝur crokes. Ȝow and oþer lewidmen deleþ bot ahouue; Whan ȝe deliþ holibrede, ȝiue me botte a litil. Sikirlich he was a clerk, Þat wrochete [Ms. wroch'te] þis craftilich werke. [Ms. werk]
Hail be ȝe marchans wiþ ȝur gret packes [folio 8] Of draperie, auoir-depeise, and ȝur wol sackes, Gold, siluer, stones, riche markes and ek pundes! Litil ȝiue ȝe þer of to þe wrech pouer. Sleiȝ he was and ful of witte, Þat þis lore put in writte.
Hail be ȝe tailurs wiþ ȝur [ȝure] scharpe schores! [sheres] To mak wronge hodes, ȝe kittiþ lome gores. Aȝens midwinter hote beþ ȝur neldes; Þoȝ ȝur semes semiþ fair, hi lestiþ litil while. Þe clerk þat þis baston wrowȝte, Wel he woke and slepe riȝte nowȝte.
Hail be ȝe sutters [sutlers] wiþ ȝour mani lestes, Wiþ ȝour blote hides of selcuþ bestis, And trobles and treisuses, bochevampe and alles. Blak and loþlich beþ ȝur teþ, hori was þat route. Nis þis bastun wel ipiȝte? Euch word him sitte ariȝte.

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Hail be ȝe skinners wiþ ȝure drenche kiue! Who so smilliþ þerto, wo is him aliue, Whan þat hit þonneriþ, ȝe mote þer in schite. Daþeit ȝur curteisie, ȝe stinkeþ al þe strete, Worþ hit wer, þat he wer king Þat ditid þis trie þing.
Hail be ȝe potters wiþ ȝur bole ax! Fair beþ ȝur barmhatres, ȝolow beþ ȝur fax, Ȝe stondiþ at þe schamil, brod ferlich bernes; Fleiis ȝow folowithe, [folowiþe, Ms. folowith'] ȝe swolowiþ [swolowiþe] ynow. Þe best clerk [clark] of al þis tun Craftfullich makid þis bastun.
Hail be ȝe bakers wiþ ȝur louis smale [folio 8b] Of white bred and of blake, ful mani and fale! Ȝe pincheþ on þe riȝt white aȝens [aȝen] g[o]ddes law, To þe fair pillori, ich rede, ȝe tak hede. Þis uers is iwrowȝte so welle, Þat no tung iwis mai telle.
Hail be ȝe brewesters wiþ ȝur galuns, Potels and quartes [quarters] ouer al þe tounes. Ȝur þowmes [thowrnes] berriþ [beriþ Ms. b'riþ] moch awai, schame hab þe gyle; Beþ iwar of þe coking-stole, þe lak is dep and hori. Sikerlich he was a clerk Þat so sleilich wroȝte þis werk.
Hail be ȝe hokesters dun bi þe lake, Wiþ candles and golokes and þe pottes blak, Tripis and kine fete and schepen heuedes! Wiþ þe hori tromcheri hori is ȝure inne! He is sori of his lif, Þat is fast to such a wif.
Fi a debles, kaites, þat kemiþ þe wolle, Al þe schindes of þe tronn an [Fur. a, Ms. a' (= and)] heiȝ opon ȝur sculle. Ȝe makid me soch [sech, Ms. undeutlich] a goshorne ouer al þe wowes; Þer for ich makid on of ȝou sit opon a hechil.

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He was noble clerk and gode, Þat þis dep lore vnderstode.
Makiþ glad, mi frendis, ȝe sittiþ to long stille, Spekiþ now and gladieþ and drinkeþ al ȝur fille! Ȝe habbeþ ihird of men lif þat woniþ in lond; Drinkiþ dep and makiþ glade, ne hab ȝe non oþer nede. Þis song is yseid of me, Euer iblessid mot [mote] ȝe be.
Explicit.
IX. Pers of Birmingham.

Die Ballade auf Peter von Birmingham besingt in volks|tümlich rohen Versen die Taten und den Tod dieses Vor|kämpfers der euglischen Ansiedler gegen die wilden Iren. Sein Tod erfolgte, wie alle historischen Zeugnisse überein|stimmend bekunden, im Jahre 1308, und darauf bezieht sich wohl auch das in anderer Tinte im Ms. (f. 50) übergeschriebene A. D. 1308. Der Todestag war nach unserem Liede der 20. April, vgl. dagegen Grace, Annales Hiberniae S. 50: 1308. Idibus April. obiit Petrus Bremingham; Chartularies of St. Mary's Abbey, Dublin II 336: A. D. 1308. Secundo idus Aprilis, obiit Dominus Petrus ...; ebenda II 281: 1308 Petrus de Brymingham in vigilia Pasche et sepultus cum Minoribus apud Kyldare. Das Hauptereignis, das mit Peter's Namen verknüpft war, ist die Ermordung der O'Connors von Offaly mit ihrem Gefolge in seinem Schlosse Carbury (County of Kildare) im Jahre 1305.

Cusack: History of the Irish nation S. 552 bemerkt darüber:

"The O'Connors of Offaly were for nearly two centuries the most heroic, and therefore the most dangerous of the "Irish enemies", Maurice O'Connor Faly and his brother, Calvagh, were the heads of the sept.... The chiefs of Offaly were invited to dinner on Trinity Sunday, A. D. 1305 (verdruckt

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1315) by Sir Pierce Mac Feorais (Peter Bermingham). As they rose up from table, they were cruelly massacred, one by one, with twenty-four of their followers. This black deed took place at Bermingham's own castle of Carbury, county Kildare. Bermingham was arraigned before King Edward, but no justice was ever obtained for that foul murder."

Die 'Annals of Ireland by the four masters' berichten zum Jahre 1305: O'Conor Faly (Murtough), Maelmora, his kinsman, and Calvagh O'Connor, with twenty-nine of the chiefs of his people, were slain etc. Diese Zahl weicht hier etwas von Cusack's Darstellung ab, der hier erwähnte Name Maelmora ist aber offenbar identisch mit dem Mac Mal More des zeit|genössischen englischen Gedichtes. Den Namen Gilboie habe ich nirgends erwähnt gefunden. Auch den Ortsnamen Totomoye gibt, soviel ich sehen kann, kein einziges Nachschlagewerk; ich kann ihn aber belegen aus einem Franziskanerverzeichnis in Clyn's Annalen S. 39: Ibernia habet custodias scilicet Dubli|nensem, que habet 7 loca, scilicet: Dubliniam, Kildariam, Clane, Totmoy, Desertum, Weysefordiam et Wykynlo etc: sowie ferner aus Grace S. 66: dein petivit Totmoy et Rathymegan (= Ra|thangan) et Kildare. Der Name ist nicht zu verwechseln mit Thomond, jetzt County of Clare, das in den alten Chroniken Tothomonia (ir. Tuathmumhan) heißt.

Die in Str. 13 erwähnten Genossen Peter's gehören den alten normannischen Adelsgeschlechtern an, die als große Barone mit fast unbeschränkter Macht in den englischen Teilen Irlands schalteten und zum Teil wie die Fitzgeralds schon mit Strongbow an der ersten Eroberung Teil genommen hatten. Die wichtigsten unter diesen Geschlechtern waren die De Burgos und die Fitzgeralds, deren fortwährende Fehden im Jahre 1298 endgültig beigelegt waren. Den ersteren gehörte "The Erl of Uluester" an, nämlich Richard de Burgo, Earl of Ulster, gewöhnlich "The Red Earl", genannt († 1326), den letzteren Sir Jon le Fiz Tomas, Baron von Offaly, der in Sage und Geschichte eine nicht unbedeutende Rolle spielt. An seinen Namen knüpft sich eine Version der Sage von dem Affen, der das Kind bei einer Feuersbrunst aus der Wiege nahm und auf einen Turm rettete, an seinen Namen der Streit mit William de Vescy, Lord of Kildare, der von ihm zum Zweikampf herausgefordert (1293), nach Frankreich auswich und seine

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Güter in Irland verlor. John Fitz Thomas Fitz Gerald focht dreimal in Schottland unter König Edward I und half 1315 die schottische Invasion in Irland zurücktreiben. Zum Dank für seine Dienste wurde er 1316 zum Earl of Kildare ernannt und starb bald darauf, begraben in der Gray Abbey zu Kildare. Im 14. Jahrhundert trennten sich die beiden Hauptzweige der Geraldines ab: die Earls of Kildare, jetzt Dukes of Leinster, und die Earls of Desmond. Neben dieser mächtigen Familie standen die vielfach mit ihnen verschwägerten Butlers und Berminghams. Sir Emond þe Botiler ist Edmund Butler, der Schwiegersohn des John Fitz Thomas, später Earl of Carrik und Lord Justice of Ireland, der 1315 die Schotten aus Kildare zurückschlug und 1321 starb.

Die englischen Besitzungen in Irland bestanden im Anfange des 14. Jahrhunderts aus den 5 Liberties und 10 counties rings um Dublin, darunter Dublin, Kildare, Waterford, Cork etc., welche später gewöhnlich "the English pale", genannt wurden. Die Liberties bildeten fast unabhängige Fürstentümer an den Grenzmarken mit besonderen Rechtsverhältnissen unter einzelnen vornehmen anglonormannischen Familien, z. B. in Connaught und Ulster unter den De Burgos, in Desmond unter den Fitz|geralds etc. cf. Cusack S. 549, 585 etc.

Das Lied von Sir Pers þe Brimingham ist in kunstlosen 6-zeiligen Schweifreimstrophen abgefaßt, eine Versart, die sich in den andern Gedichten des Ms. nur ein Mal wiederfindet. Bemerkenswert ist, daß alle Verse der Strophe 3-taktig sind, während sich sonst gewöhnlich Wechsel von 4 und 3 Takten zeigt (cf. Schipper, Engl. Metrik I 362). Inhalt, Gedankengang und Ausdruck verraten kein großes poëtisches Können und sehr geringe technische Fertigkeit. Das Ganze macht den Eindruck einer etwas holprigen Lokalballade, in der die grausame Freude der englischen Bevölkerung an dem verräte|rischen Verfahren des Sir Pers gegen die Eingeborenen zu recht naivem Ausdruck kommt.

Auffallend ist der Schlußvers: He þat þis sang let mak etc. War das Lied im Auftrage angefertigt, etwa eines der großen Barone, so ist es auffallend, daß in Verbindung mit dem Auftraggeber der heimgebrachte Ablaß erwähnt wird. Einfacher wäre es "let mak" in "did mak" zu ändern, und in dem Verfasser einen weit gewanderten fahrenden Schüler oder

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Geistlichen zu sehen, der selber den Ablaß mitgebracht hätte.

Wie schon der Stoff vermuten läßt, haben wir in dem Gedichte ein echt anglo-irisches Erzeugnis zu sehen, das in Schreibung und Reim keinerlei fremde Elemente enthält. —

gedr. von Ritson 'Ancient Songs and Carols' p. 60

Sith [th im Ms.] Gabriel gan grete [folio 50] Vre le[ue]di [Ms. ledi (?le'di)] Mari swete Þat godde wold in hir liȝte, A þousand ȝer hit isse Þre hundred ful iwisse And ouer ȝeris eiȝte.
Þan of þe eiȝt ȝere Take [Ms. tak] twies ten ifere Þat wol be .XX.ti [tuenti] fulle, Apan þe .XX. [tuenti] dai Of aueril bifor mai So deþ vs gan to pulle.
He pullid us of on, Al Irlond makiþ mon, Engelon ek [Englelonck (!)] as welle, Ful wel ye [Ms. ye (korrigiert in späterer Tinte)] witte his nam: Sire [sir] Pers þe Brimingham. [Ms. bimgham] Non [Ms. nō] nede hit is to telle.
His nam hit was and isse, Y sigge ȝou ful iwisse, Þat vppe ssal arise: In felle, flesse and bone A better kniȝt nas none No none of more prise.
Noble werrure he was And gode castel in place, On stede þer he wold ride, Wiþ his sper and scheld, In hard wodde and feld No þef him durst abide.

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Þo [Ms. Ðo, Ðo?] þenchiþ al in him, [folio 50b] Wiþ weepin who wol win, Hou gode he was to nede. In batail stif to stond Iwis is pere nas nond; Alas, he sold be dede!
Al englis men þat beþ Sore mow wep is deþ Þat such a kniȝt ssold falle; Þos kniȝtis euchone [everich one] Of him mai make [Ms. k] mone As peruink [Ms. puink] of ham alle.
Peruink [Ms. puink] he miȝt be, And þat for þinges þre He vssid oft and lome. Þat was one of þe best: He ne leet no þef hab [hav] rest, In no stid þer he come.
An oþer þing al so: To yrismen he was fo, Þat wel wide whare. Euer he rode aboute Wiþ streinþ to hunt ham vte, As hunter doþ þe hare.
For whan hi wend best In wildernis hab [hav] rest, Þat no man ssold ham see, Þan he wold driue a quest Anon to har nest, In stid [Ms. I' stid] þer hi wold be.
Of slep he wold ham wake, [Ms. k] For ferdnis hi [he] wold quake [Ms. k] And fond to sculk awai. For þe [þe im Ms. untergeschrieben] hire of har bedde [folio 51]

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He tok har heuid to wedde, And so he taȝt ham plai.
Þos yrismen of þe lond, Hi swor and tok an hond Þe englis men to trai, And seid, hi wold quelle As fale as ich ȝou telle Al apon o dai.
Þe erl of Vluester, Sire Emond þe Botiler, Sire Ion le fiz Tomas, Algate [? illgate, Ri Algate] al bi name, Sire Pers þe Briminghame, Þis was har compas.
Þis compasment com vte Fram kniȝt to kniȝt abute, Hit nas noȝt lang ihidde; Þos kniȝtis preid al Þat meschans most ham fal, Ȝif scape hi ssold þer midde.
And swor bi god is [godis] name To ȝild þe cuntre pane, Whan hi miȝt com to. And þat wiþ vte lette To certein dai isette Þis þing ssold be [he] do.
Lang er þis dai was com, Hit was forȝit wiþ som Þat neisse beþ to nede. Alas, what ssold hi [be] [be fehlt im Ms.] ibor! Þroȝ ham þis lond is ilor To spille ale and bred.
Sire Pers þe Brimingham, [folio 51b] On ernist and agam Þis dai was in is þoȝt; [again]

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He þoȝt ordres to make, What time he miȝt ham take, Of trauail nas him noȝt.
O konwir þat was king, His keþerin he gan bring — Þe maister heet Gilboie — Riȝt at þe trinite, Whan hodes sold best be, To Pers in Totomoye.
And ȝite of oþer store [stoore?, in anderer Tinte übergeschrieben store] Com Eþe Mac Mal More [Ms. eþemmal|more] And oþer fale bi name. Sire Pers lokid vte, He seei such a rute; [rut] Him þoȝt, hit nas no game.
Sir Pers sei [ses] ham com, He receiuid al and som, Noȝt on iwernd nas; Siþ hoodis he let make, Noȝt [Noht] on nas forsake, Bot al he did ham grace.
Saue o wreche [wrech, Ms. wrech'] þat þer was, He cuþe noȝt red in place No [Ne.] sing, whar he com; He was of Caym is kinne, And he refusid him; He wend vnhodid hom.
He þat þis sang let mak For sir Pers is sake, Wel wid haþ igo, Wid whar isoȝt And god pardon ibroȝt, [iboght Ms. iboȝt.] Two hundrid daies and mo.
Explicit.

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X. A Rhyme-beginning Fragment.

Gedruckt von Furnivall, EEP. p. 21; auch bei Schipper, Engl. Metrik I, 317.

Das kleine Gedicht hat als ein Unikum in metrischer Hinsicht schon früh Aufmerksamkeit erregt, wie aus Furnivall's Einleitung zu den EEP. hervorgeht, und hat aus diesem Grunde auch die Ehre genossen, von Schipper vollständig ab|gedruckt zu werden. Seine Eigenart besteht darin, daß das letzte Wort jedes Verses als erstes Wort des folgenden Verses wiederkehrt; es enthält also die Verkettung in weitgehendster, schwierigster Form, bei welcher allerdings Sinn und Inhalt durch die fortwährende Wiederholung bestimmter Wörter und Reime in ein Zwangsbett gespannt werden. Das kleine metrische Kunststück — denn unter diesem Gesichtspunkte ist es zu betrachten — ist eine Weiterführung der natürlicheren und für den Inhalt weniger hemmenden Verkettung von Strophe zu Strophe, die in der me. Literatur mehrfach zu formvollendeten Dichtungen geführt hat und eine Nach|ahmung französischer, in letzter Linie provenzalischer Vor|bilder ist. Daß französischer Einfluß auch die gekünstelte Form in unserem Gedichte hervorgerufen hat, ist von vorn|herein anzunehmen, obgleich nur die provenzalische Poesie, die eigentliche Mutter aller dieser Reimkünsteleien, direkte Seitenstücke aufzuweisen hat. Unwillkürlich werden wir an die beiden alliterierenden altfranz. Strophen auf fol. 15 b des Ms. erinnert (gedruckt Rel. Ant. II, p. 256), welche ebenfalls nur auf ein klangvolles Spiel mit Worten hinauslaufen, wenn auch in anderer Weise. Eine derselben wird als "Proverbia comitis Desmonie" bezeichnet. Nach französischen Vorbildern brauchte ein irischer Dichter also nicht lange zu suchen, er fand sie in nächster Nähe bei dem eigenen anglonormannischen Adel, bei dem Grafen von Desmond, der von den Zeitgenossen der "Rymour" genannt wurde.

Unser sogenanntes "Fragment" bildet nur eine einzige zwölfzeilige Strophe, mit der Reimstellung ababababcdcd, wie sie auch sonst bei Kreuzreimgedichten nicht selten ist. Formell wie inhaltlich haben wir ein in sich abgerundetes und abge|schlossenes Ganzes vor uns. Ob es in der Absicht des Dichters

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lag, das Gedicht mit seiner verwickelten Technik noch weiter zu spinnen, ob wir also überhaupt das Recht haben, dasselbe als Fragment zu bezeichnen, wissen wir nicht. Es nimmt nur einen Teil der Seite im Ms. ein und der Rest ist freigelassen, aber das beweist nur, daß nichts verloren gegangen ist; es enthält kein den Schluß bezeichnendes Wort, wie explicit (amen war wohl hier nicht zu erwarten), aber dasselbe ist auch sonst der Fall, z. B. bei Nego. Auch die beiden oben erwähnten altfranz. Gedichte enthalten nur je eine kurze Strophe. Und schließlich, ist Kürze nicht geradezu geboten für derartige technische Spielereien, bei denen der Inhalt vor der künstlichen Form gänzlich zurücktritt?

Das Gedicht enthält keine fremden Elemente in Schreibung und Reim, da ar Sb. 11 und Adv. 12 durch den Reim auf|gedrängt ist, vgl. mare i. R. Christ 26; das Adv. ar findet sich übrigens auch Conqu. of Ireland. Weder äußere noch innere Gründe schließen somit Irland als die Heimat des Gedichts aus, das wohl durch die afranz. Versspielereien des Grafen von Esmond nicht unbeeinflußt geblieben ist.

[L]oue hauiþ me broȝt in liþir þoȝt, [folio 58] Line 1 Þoȝt ich ab to blinne; Blinne to þench hit is for noȝt, Noȝt is loue of sinne.
[S]inne me hauiþ in care ibroȝt, Line 5 Broȝt in mochil vnwinne; Winne to weld ich had iþoȝt; Þoȝt is þat ich am inne.
[I]n me is care, how i ssal fare, Line 9 Fare ich wol and funde; Funde [In v. 1, 5, 9 fehlt der erste Buchstabe; jedenfalls sollten die Initialen später bunt ausgeführt werden.] ich wiþ outen are, Ar i be broȝt to grunde. [Ms. fare, Schipper bessert in funde.]

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Gedichte, welche nachweisbar auf fremden Vorlagen von abweichendem Dialekte beruhen.

XI. Elde.

Gedruckt von T. Wright, Rel. Ant. II, 210; Furnivall, EEP. p. 148.

Furnivall hat die ursprüngliche strophische Gliederung aufgelöst und den größten Teil des Gedichts als sechszeilige Schweifreimstrophen gedruckt. Wright, dem ich folge, hat die Zusammengehörigkeit der verschiedenen Strophen richtig er|kannt und sie in der besten Anordnung, die das Ms. zuließ, wiedergegeben, obgleich bemerkt werden muß, daß auch diese Form kaum die ursprüngliche war.

Das Gedicht gehört zu der Gattung der Altersklagen, die von dem Poema Morale und dem Klageliede Maximions ab die ganze me. Literatur durchziehen.

Der sprachliche Ausdruck ist kräftig und derb anschaulich; die Strophe ist kompliziert und kunstvoll gebaut, wenn auch sehr ungleichmäßig, wenigstens in der überlieferten Gestalt; die Verse sind reich an künstlerischem Schmucke, wie die Binnenreime der ersten Strophe, sowie die alliterierenden und zugleich lautmalerischen Verse der vierten beweisen — alles das verrät nicht unbedeutende dichterische Anlage und ausge|prägten Sinn für äußere Form, wenn er auch nicht zu klarem Ausdruck gelangt ist. Daß das Gedicht nicht die Beachtung findet, nicht die Bedeutung gewonnen hat, welche den darin liegenden künstlerischen Elementen eigentlich zukommt, liegt in erster Linie an der Art der Überlieferung, welche uns Schwierigkeiten auf Schritt und Tritt bereitet. Wechsel des

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Versmaßes, unvollkommene und verstümmelte Strophen, un|verständliche Stellen, eine ungewöhnlich große Zahl schwieriger und wenig gebräuchlicher Wörter, alles dieses vereinigt sich um die Wirkung des Gedichtes zu beeinträchtigen.

Die zu Grunde liegende Strophe, um mit dem Versbau zu beginnen, ist, wie trotz aller Verstümmelungen unverkennbar ist, ursprünglich nur eine Differenzierung der bekannten zwei|teiligen Strophe von 6 oder 8 Langzeilen in der Reimstellung aaaa(aa)bb. Einfache Langzeilen zeigen sich noch ganz klar in der 1. Strophe, hier zeigen sich aber schon die Keime, die zu der Schweifreimform der folgenden Strophen führen. In der 1. Strophe sind die 6 Verse der frons einfach vierhebig mit germanischem Rhythmus, aber sie enthalten Binnenreim, werden dadurch dreiteilig und können bereits als Teile von Schweif|reimstrophen, die je zwei eintaktige und einen zweitaktigen Vers enthalten, aufgefaßt werden. Die Cauda der ersten Strophe enthält siebentaktige Verse ohne Binnenreim, also die gewöhnlichen septenarischen Langzeilen. Die folgenden Strophen haben statt der Binnenreime leoninische Reime, und damit ist die gewöhnliche Schweifreimstrophe fertig, deren Verse anfangs drei-, später viertaktig sind (cf. auch Schipper I 304).

Die ursprünglich vierzeilige frons wird damit zur zwölf|zeiligen Schweifreimstrophe, an die sich auch die ursprünglich zweizeilige Cauda als sechszeilige Schweifreimstrophe anschließt, wie aus den unverstümmelten Strophen 2 und 4 hervorgeht. Strophe 3 erscheint ohne die ursprüngliche Cauda, die sich anscheinend in Strophe 5 anschlußlos umhertreibt. Es wäre daher vielleicht angebracht, um die Ubereinstimmung mit der 2. und 4. Strophe herzustellen, Strophe 5 zu Strophe 3 zu stellen, zumal sie sich dem Sinne nach eng an diese anschließt. Als eine Art Schluß bleibt dann die letzte Strophe mit einer neuen Variation als achtzeilige Schweifreimstrophe übrig (aaacbbbc), vorausgesetzt, daß hier nichts ausgefallen ist.

Angesichts der ungleichmäßigen und ungewöhnlichen Form der Uberlieferung muß sich die Frage aufdrängen, ob wir die ursprüngliche Gestalt des Gedichtes vor uns haben oder eine unvollkommene und teilweise Umformung unter den Händen eines Überarbeiters. Mit Sicherheit ist die Frage nicht zu beantworten, wahrscheinlich erscheint mir allerdings, daß ur|sprünglich einfach Strophen von 4 oder 6 Langzeilen mit durch|gehendem

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Reime und einer zweizeiligen Cauda (aaaabb) vor|lagen, wie sie für das Frühme. charakteristisch und noch lange nachher beliebt sind. Bemerkenswert ist, daß sich unter den echten Kildare-Gedichten kein einziges Beispiel dieser Art findet. Es ist also nicht undenkbar, daß ein anglo-irischer Uberarbeiter die ihm ungewohnte Strophe mit dem ihm un|gewohnten germanischen vierhebigen Rhythmus zu der ge|wohnten Schweifreimstrophe änderte. Der Keim zu dieser Änderung lag ja in den vermutlich ursprünglichen Binnen|reimen der ersten Strophe, deren Verse für ihn dadurch drei|teiligen Charakter erhielten. Die Alliteration der ursprüng|lichen germanischen Langzeile ist in der 1. Strophe ziemlich rein erhalten und auch in die Schweifreimstrophen mit über|nommen, wo sie in den dreitaktigen Versen gewöhnlich zwei Hebungen trifft, in den viertaktigen meist vier. Wir müssen uns dabei erinnern, daß die Kildare-Gedichte weder die ger|manische Langzeile noch die Alliteration als Versprinzip in regelmäßiger, der Tradition entsprechender Anwendung kennen.

Daß wir eine Kopie oder Umarbeitung einer fremdartigen Vorlage vor uns haben, geht auch aus den Mängeln des Textes hervor, die vermutlich einfach unverstandene und in entstellter Form hinübergenommene Stellen der Vorlage darstellen. Dahin gehört 1, 7 blowid : blod; 3, 1 fordede : ted (lies deþ : teþ); 5, 2 And wold wil; 5, 3 as falc i falow (!); 5, 4 holle : folle; 6, 1 seo wouw spakiy (= see how spakly).

Reim und Schreibung weisen verhältnismäßig zahlreiche Fremdkörper auf, welche einen Schluß auf die Art der Vorlage gestatten. Zwei Reime fallen auf, nämlich aȝayn : main 5, 1 (Kild. hat nur aȝe, aȝen(s)); ȝete (Kild. ȝit) : -et 2, 9. Die wichtigsten fremdartigen Schreibungen sind: seo 6, 1, heordmon (= hîred-man) 5, 4; dazu kommen zahlreiche u in Wörtern, die sonst mit i auftreten: sunne 2, 1; 2, 13, munne 3, 14, murþis 3, 15, trusteþ 3, 18, lutle 4, 17; t für d in sent : iwent 5, 3. he 4, 9; 6, 1 gibt nicht das richtige Geschlecht von elde wieder und ist offenbar aus heo der Vorlage entstellt. Das altertüm|liche biþ = erit 6, 7 ist nicht verstanden nnd zu beþ geändert, trotz des Reimes: -.

Die Vorlage war also eine südenglische, wie aus u und eo, sowie aus he = heo hervorgeht, und zwar mercisch, wie o vor Nasal (heordmon) und aȝayn beweist.

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Elde makiþ me geld [folio 54b] and [Furn. hat stets an = a'] growen al grai; When eld me wol feld, nykkest þer no nai; Eld nul meld no murþes of mai; When eld me wol [wold] aweld, mi wele is awai; Eld wol [wold] keld and cling so þe clai; Wiþ eld i mot held and hien to mi dai. When eld blowiþ, [Ms. blowid] he is bolde, [Ms. blode] his ble is sone abatid; Al we wilniþ to ben old — wy is eld ihatid?
Moch me anueþ, Þat mi dribil druiþ And mi wrot wet; Eld me awarpeþ, Þat mi schuldren [schuldern, Ms. schulden] scharpiþ, And ȝouþe me haþ let. Ich [Ms. ihe] ne mai no more Grope vnder gore, Þoȝ mi wil wold ȝete. [Ms. ȝeite] Yȝoket ich am of ȝore Wiþ last and luþer lore, And sunne me haþ biset. Iset ich am wiþ sunne, Þat i ne mai noȝt munne Non murþis wiþ muþe; Eld me haþ amarrid, Ich wene, he be [he] bicharred, Þat trusteþ to ȝuþe.
Al þus eld me fordeþ, [Ms. for dede] Þus he toggiþ vte mi teþ [Ms. ted]

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And drawiþ ham on rewe. Y ne mai no [no fehlt bei Fur.] more of loue done, Mi pilkoc pisseþ on mi schone, Vch schenlon [im Ms. glossiert puer] me bischrew. Mine hed is hore and al forfare, Ihewid as a grei mare, Mi bodi wexit lewe. [am Rande glossiert debile] When i bihold on mi schennen, Min [Fur. m'in, vielleicht ist besser ein zu ergänzen] dimmiþ al fordwynnen, Mi frendis waxiþ fewe.
Now i pirtle, i pofte, i poute, I snurpe, i snobbe, i sneipe on snovte, Þroȝ kund i comble and kelde. I lench, i len, on lyme i lasse, [folio 62] I poke, i pomple, i palle, i passe, As galliþ gome igeld. [Sinn?] I riuele, i roxle, i rake, i rouwe, I clyng, i cluche, i croke, i couwe, Þus he wol me aweld. I grunt, i grone, i grenne, i gruche, I nese, i nappe, i nifle, i nuche, And al þis wilneþ eld. I stunt, i stomere, i stomble as sledde, I blind, i bleri, i bert in bedde, Such sond is me sent. I spitte, i spatle, in spech [speche] i sporne, I werne, i lutle, þer for i murne, Þus is mi wel iwent.
Ispend and marrit is mi main, And wold wil ȝuþe aȝayn, As falc i falow and felde. I was heordmon, nov am holle, Al folk of me beþ wel folle; [Sinn?] Such willing is after elde.
Eld me haþ so hard ihent: [Diese Zeile fehlt bei Wr.] Seo, how spakly [Ms. wow spakiy] he me spent,

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Vch toþ fram oþer is trent, Arerid is [ig] of rote. Þe tunge wlaseþ wend þer wiþ, [so im Ms.] Lostles lowteþ in uch a liþ, [so im Ms.] I mot be, þer [þat, Ms. þ̛] eld biþ; [Ms. beþ.] He fint me vnder fote. [Darunter beginnt Erþe.]
Amen.
XII. A Lullaby.

Gedruckt von T. Wright, Rel. Ant. II 177.

Dieses älteste uns erhaltene englische Wiegenlied ist zu|gleich eins der schönsten und klangreichsten seiner Art, einfach und volkstümlich gehalten und noch ganz frei von den reli|giösen Beziehungen, welche in den späteren me. Dichtungen dieser Gattung überwiegen. Auch die späteren Wiegenlieder haben den schmeichelnd melodischen Refrain: Lullai, lullai, auch sie singen von dem Elend, das das Kindlein in der bösen Welt erwartet, aber die wiegende und einlullende Mutter ist die Jungfrau Maria und das weinende Kind in ihren Armen ist das Christuskind. Bald in ahnungsvollen Klagen der Mutter allein, bald im Wechselgesang zwischen Mutter und Sohn wird das Schicksal geschildert, das die Welt für ihren Erlöser bereit hält. Wahre Perlen religiöser Lyrik finden sich hier, so in den Liedern des Ms. Sloane 2593, i. J. 1856 von T. Wright für den Warton Club herausgegeben (cf. Nr. 37, 69), in Wright's Songs and Carols, Percy Soc. 1847 (cf. Nr. 10, 14) und in der von Flügel Anglia XXVI veröffentlichten Liedersammlung (cf. Nr. 86, 87). Sie alle weichen auch äußerlich von unserem Gedichte stark ab. [Das schöne Gedicht: Thys endris nyȝt I saw a siȝt, A stare as bryȝt as day etc. = Flügel Nr. 87 und Percy Soc. Nr. 10 findet sich auch Rel Ant. II 76 und in dem Fairfax Ms.] Kein einziges zeigt noch die altertümliche

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sechszeilige Strophe (aaaabb), in welcher ihr Vorläufer aus dem Kildare-Ms. abgefaßt ist. Dennoch sind direkte Be|rührungen vorhanden. Der älteren Version am nächsten steht eine Gedicht des Sloane-Ms., Nr. 37 bei Wright, denn es be|ginnt fünf Strophen mit dem Refrain des Kildare-Gedichtes: Lullay, lullay, lytil chyld, und eine von diesen fährt fort: qwy wepy(s) thou so sore, was dem Anfang unsres Gedichtes genau entspricht. Ein älteres noch unbekanntes Gedicht, das eben|falls bereits den religiösen Hintergrund enthält, mit dem Refrain: Lollay, lollay, þu lytel chyld, wy wepys þou so sore, findet sich Ms. Harl. 7358, fol. 12 b. Auf einer Pergamentrolle der Cambr. Univ.-Bibl. (Oo VII 32), welche eine genealogische Tafel der englischen Könige in afrz. Sprache enthält und wohl noch in die Zeit Edward II. zu setzen ist, finden sich vier englische Verse, welche mit einer Strophe des Kild.-Gedichtes fast genau übereinstimmen; nämlich:

Þe leuedi fortune is boþe frend and fo, Of pore che makit riche, of riche pore also; Che turneȝ wo al into wele, and wele al into wo Ne triste no man to þis wele, þe whel it turnet so.

Es ist hiernach wohl kaum zweifelhaft, daß Wiegenlieder und ähnliche Strophen schon früh im Umlauf waren und daß wir auch in unserem Gedichte nur eine nach Irland hinüber|gewanderte Version zu erblicken haben, denn daß es selber das Vorbild für die englischen Versionen gewesen sei, ist nicht anzunehmen. —

Die Langzeilen unsres Gedichtes sind regelmäßig gebaute Septenare, die sich von Übergängen und Berührungen mit dem nationalen vierhebigen Verse frei halten. Alliteration findet sich vereinzelt, aber nicht als regelmäßig angewandtes Prinzip, wie bei der nationalen Versart. Hierin befindet sich das Lied in Einklang mit den echten Kildare-Gedichten, welche sämtlich die Alliteration nur gelegentlich anwenden. Ein sicherer Fremd|körper läßt sich indes in der Schreibung nachweisen, und auch der Reim ist nicht frei von Entstellungen. In Strophe 1 ist der Reim: -ore in den vier ersten Versen nicht durchgeführt; statt euere : were stand wohl ursprünglich da euermore : wore, vielleicht auch mit -are statt -ore. In Strophe 6 ergeben sich mehrfache Schwierigkeiten durch die Reime icast : -est, wroȝt :

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betacht. Diese Unreinheiten sind eigentlich für ein kleines Gedicht etwas viel und lassen auf Formen im Original schließen, die dem Copisten ungewohnt waren und die er auf Kosten des Reimes änderte. Dazu kommt ein einziger, aber schwerwiegender Fremdkörper in der Schreibung. In Strophe 4 wird in Bezug auf "world" dreimal das Fürwort hit angewendet, aber einmal steht he da, offenbar durch korrektes heo der Vorlage herbeigeführt. Es ist gleichgültig, ob der Schreiber hier mechanisch he für heo geschrieben hat, wie er auch sonst e für eo der Vorlage einzusetzen gewohnt war, oder ob er, die Vorlage mißverstehend, wirklich das Wort "world" als Masc. behandelte, — ursprünglich kann ein falsches persönliches Geschlecht neben dem dreimaligen, dem Gebrauche des Schreibers entsprechenden hit nicht gewesen sein. Wir müssen mithin eine Vorlage mit heo, also von abweichendem Dialekt an|nehmen, denn in den Kildare-Gedichten hieß das entsprechende Fürwort ȝho, sso. Im Übrigen ist die Schreibung rein, die Vorlage macht sich also bedeutend weniger bemerkbar als in Erþe und Elde, wo dadurch sogar die genauere Bestimmung ihres Dialektes ermöglicht wird. —

Die ersten beiden Strophen unsres Gedichtes finden sich auf der unteren Hälfte von fol. 63 b in lat. Verse von ähnlichem metrischem Charakter und gleichem Strophenbau übertragen. Offenbar hat hier ein Mönch, der seine Fertigkeit im Schreiben lat. Verse zeigen wollte, ein leeres Fleckchen im Ms. ausgenutzt. Auf diese Verse deutet eine in späterer Schrift hinzugefügte Randbemerkung auf fol. 32: Require ista in latino .XII. folio. Die Anordnung und Foliierung des Ms. war also früher eine ganz andere.

Lollai, lollai, [Ms. .l.] litil child, whi wepistou so sore? [folio 32] Nedis mostou wepe, hit was iȝarkid þe ȝore Euer to lib in sorow and sich and mourne euere, As þin eldren did er þis, whil hi aliues were. Lollai, [lollai], [im Ms. fehlt das wiederholende .l.] litil child, child, lolai, lullow, In to vncuþ world icommen so ertow.
Bestis and þos foules, þe fisses in þe flode, And euch schef aliues makid of bone and blode,

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Whan hi commiþ to þe world, hi doþ ham silf sum gode, Al bot þe wrech brol þat is of Adam is [Adamis] blode. Lollai, lollai, [Ms. .l.] litil child, to kar ertou bemette, Þou nost noȝt þis world is [worldis] wild bifor þe is isette.
Child, if betidiþ þat þou ssalt þriue and þe, Þench þou wer ifostred vp þi moder kne, Euer hab mund in þi hert of þos þinges þre: Whan þou commist, whan þou art, and what ssal com of þe. Lollai, lollai, [Ms. .l.] litil child, child, lollai, lollai, Wiþ sorow þou com into þis world, wiþ sorow ssalt wend awai.
Ne tristou to þis world, hit is þi ful vo. [folio 32b] [ro] Þe rich he makiþ pouer, þe pore rich al so; Hit turneþ wo to wel and ek wel to wo; Ne trist no man to þis world, [lies whele?] whil hit turniþ so. Lollai, lollai, [Ms. .l.] litil child, þe fote is in þe whele; Þou nost, whoder turne, to wo oþer wele.
Child, þou ert a pilgrim in wikidnis ibor, Þou wandrest in þis fals world, þou loke [lok, Ms. lok] þe bifor; Deþ ssal com wiþ a blast vte of a wel dim horre, Adam is [Adamis] kin dun to cast, him silf haþ ido befor. Lollai, lollai, [Ms. .l.] litil child, so wo þe worþ Adam In þe lond of paradis, [lok, Ms. lok] þroȝ wikidnes of Satan.
Child, þou nert a pilgrim, bot an vncuþe gist, Þi dawes beþ itold, þi iurneis beþ icast; Whoder þou salt wend, norþ oþer est, Deþ þe sal betide, wiþ bitter bale in brest. Lolla[i], lollai, [Ms. .l.] litil chil[d], [Ms. chil] þis wo Adam þe wroȝt, Whan he of þe appil ete and Eue hit him betacht. [betach, Ms. betach't]

Von Wright und Furnivall nicht abgedruckt ist das folgende Fragment, das offenbar den Anfang einer Übersetzung des engl. Gedichtes darstellt. —

Lolla, lolla, paruule, cur fles tam amare? [folio 63b] Oportet te plangere necnon suspirare, Te dolere grauiter, decet uegetare, Vt parentes exules nexerant ignare.

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Lolla, lolla, paruule, natus mundo tristi. Ignotum cum maximo dolore uenisti.
Alites et bestie, pisces fluctuantes, Creature genite cuncte uegetantes Sibi prosunt aliquid uiuamen prestantes, Nisi tu miserrime uiuens inter fantes. Lolla, lolla, [Ms. .l.] paruule, repletus dolore . . . nesciens . . . . . [hier bricht das Gedicht ab. —letzte Zeile unleserlich, da unten halb abgeschnitten.]
XIII. Erthe.

Gedruckt von T. Wright Rel. Ant. II p. 216 (unter dem Titel: Proverbial Verses), ferner von Furnivall E. E. P. p. 150.

Die Nichtigkeit des irdischen Daseins bildet den Grund|ton des Gedichtes, die immer wiederkehrende Verwendung des Wortes Erde in doppelter Bedeutung und frappierender Gegen|überstellung ist sein äußeres Kennzeichen. Der Mensch, selber Erde, ist in Werden, Sein und Vergehen unauflöslich mit der Erde verknüpft. Erde kommt aus Erde, wandelt auf Erden und geht wieder zur Erde; Erde liebt die Erde und haßt die Erde; erwirbt sie und verliert sie; Erde gleißt auf Erden in schimmerndem Gewande und dient in Erde den Würmern zur Speise.

Lateinische oder afranz. Vorlagen zu unserem Gedichte sind nicht bekannt. Es spricht auch alles dafür, daß es echt englischen Ursprungs ist und im Zusammenhange steht mit dem für die frühste me. Literatur so wichtigen "Streite zwischen Seele und Leichnam", dessen Gedanken in einer Reihe von Versionen auftreten und in verwandten Gedichten weiter ge|sponnen werden. Schon aus einzelnen wörtlichen Anklängen

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geht die Verwandtschaft hervor. Der sehr auffallende Aus|druck in St. 2 unseres Gedichtes:

þe rof is on þe chinne

stammt aus den älteren Versionen des bekannten Streitgedichtes. In dem Oxforder Fragment (cf. Erlanger Beitr. VI p. 11) heißt es v. 10:

þe rof bid ibyld þire broste ful neh,

in den Worcester Fragm. (cf. Erlanger Beitr. VI, p. 4) C 31:

þin rof lüþ on þine breoste ful [neih],

im Ms. Digby 86 (cf. Stengel p. 100) Str. 56, 2.

Boþe þe firste & þe rof shulen ligen at þine chin[n]e

(ebenso in dem Gedichte Death aus dem Cott. und Jesus-Ms. abgedruckt von Morris, cf. O. E. Misc. p. 178) und endlich in der Version des Ms. Harl. 2253 (cf. Böddeker p. 243) v. 239:

When þe flor is at þy rug, þe rof ys at þy neose.

Auch ein 2. Ausdruck des Kild.-Gedichts:

bild þi long bold

erinnert an eine Stelle der letztgenannten Version, cf. v. 233

Fare we shule to a bour þat is oure long hom.

Der Inhalt unsres Gedichtes hat natürlich ebenfalls viele Be|rührungspunkte mit dem uralten Streitgedichte, wie schon aus einem Vergleiche mit dem Oxforder Fragmente "The Grave" hervorgeht. Nirgends aber findet sich in der verwandten Gruppe das doppelsinnige Spiel mit dem Worte Erde, wenn auch der Mensch zuweilen als cleiclot bezeichnet wird. Es lag aber nahe genug, und ein einziges Bild dieser Art mußte der Phantasie eines echten Dichters einen Stoff zuführen, wie er an eindringlichen Beziehungen und unerschöpflicher Variations|fähigkeit seines Gleichen kaum hat. Auffallend, daß keine der fremden Literaturen den dankbaren Stoff aufgegriffen und ausgebildet hat — das Englische hat ihn nicht wieder los|gelassen, wie die zahlreichen Bearbeitungen des 15. Jahrhunderts beweisen, und hat ihn auch in der Form von Inschriften auf Grabsteinen und an den Wänden von Kirchen der Nachwelt überliefert. Halliwell kennt bereits 1855 bei seinen Ver|öffentlichungen aus dem Porkington Ms. für den Warton Klub

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nicht weniger als 6 Hss. des 15. Jahrhunderts und weist auch die Verwendung einzelner Verse als Grabschriften etc. nach. Mehrere dieser späteren Versionen finden sich gedruckt bei Furnivall, E. E. T. S. 24, p. 88, sowie bei Horstmann, Yorkshire Wr. I 373; jetzt tritt noch die von Flügel Anglia XXVI p. 216 veröffentlichte hinzu, eine weitere noch unbekannte werde ich in dem Anhang abdrucken. Schwache Berührungen mit unserem Stoffe finden sich in einem spätme. Gedichte aus Ms. Lansdowne 762 (abgedr. Rel. Ant. I 260), dem der folgende lat. Spruch zu Grunde liegt:

Terram terra tegat, Daemon peccata resumat, Mundus res habeat, spiritus alta petat.

Alle Hss. der jüngeren Version haben die ersten und auch einige der übrigen Verse gemeinsam, sie beruhen also auf ein und demselben Gedichte, das sich durch Vergleichung leicht heraus|schälen ließe. Übrigens weichen die verschiedenen Hss. der Version stark von einander ab. Einzelne Strophen wurden weggelassen, andere hinzugefügt, immer neue Bilder und Gegen|überstellungen treten auf, forderte doch der dehnbare Stoff zu fortwährenden Erweiterungen und Variationen auf. Die ur|sprüngliche metrische Form der jüngeren Version — vierhebige meist alliterierende Langzeilen von germanischem Rhythmus in vierzeiligen Strophen mit durchgehendem Reim — ist noch überall deutlich erkennbar, vielfach ganz rein erhalten, zu|weilen wie bei Halliwells Abdruck, durch Bob-wheel erweitert; häufig — was besonders bei Zusatzstrophen nahelag — hat die germanische Langzeile septenarischen oder alexandrischen Charakter angenommen (cf. Flügels und Halliwells Versionen). Die Version des Kildare-Ms. ist bei weitem die ältere, sie zeigt aber Verwandtschaft mit der jüngeren Gruppe nicht bloss durch den Stoff und die eigenartige Verwendung des Wortes Erde, sondern auch durch die metrische Form, weniger allerdings durch wörtliche Anklänge. Die Kildare-Version hat sechszeilige Strophen mit der Reimstellung a a a a b b. Der germanische vierhebige Vers hat in der 1. Halbzeile meist zweimaliges 'erþ' [Schipper, Engl. Metr. I 304 faßst dies zweimalige erþ als Binnenreim auf (?).] ), in der zweiten Alliteration; auch die ersten Halbzeilen reimen

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unter sich oder endigen auf gemeinsames 'erþ'. Die Cauda nimmt oft septenarischen oder alexandrinischen Rhythmus an, schon äußerlich erscheinen die Verse hier länger. Es scheint mir durchaus möglich, daß die ursprüngliche Form der Kildare|Version wie in der jüngeren Gruppe nur vierzeilige Strophen mit durchgehendem Reime enthielt und daß die Cauda erst eine Erweiteruug darstellt. Für diese Möglichkeit scheint auch eine vereinzelte Strophe in dem bekannten Ms. Harl. 2253 zu sprechen, das einzige, was die ältere me. Literatur von Be|handlungen des Stoffes neben der unsrigen aufweist. Die Strophe, welche bereits von Wanley und Ritson gedruckt ist und auf welche Flügel a. a. O. p. 216 wiederum die Aufmerk|samkeit lenkt, lautet nach der Hs.:

Erþe toc of erþe erþe wiþ woh, Erþe oþer erþe to þe erþe droh, Erþe leyde erþe in erþene þroh, Þo heuede erþe of erþe erþe ynoh.

Die Verse erinnern direkt an die ersten 4 Zeilen unsres Gedichtes, mit denen sie bis auf eins die Reimwörter gemein haben. Auch hier aber findet sich die vierzeilige Strophe mit germanischem Rhythmus wie in der jüngeren Gruppe. Die ursprüngliche Fassung, auf welche die ältere wie die jüngere Gruppe in letzter Linie zurückgeht, hat also vermutlich vier|zeilige Strophen gehabt, ohne die Cauda, die nur in der Kil|dare-Version auftritt.

Daß die letztere keine ursprüngliche Fassung ist, wird schon durch diese Überlegung nahegelegt, Schreibung und Reim ergeben aber auch direkte Beweise, daß dem Gedichte eine zuweilen nicht richtig wiedergegebene Vorlage in andersartigem Dialekte zu Grunde lag. Das beweisen Enstellungen wie 4, 1 get hit für ursprüngliches getith; 5, 3 grouer and groy für ... grey (reimt :-ei). Das beweisen ferner verstümmelte Reime wie in Str. 7 in lond : thou com : at on (= ǫ¯): dome statt ilome: come: isome: dome und ebendaselbst mede : dede (= Tod!) statt mę¯þ Maß (cf. lat. Strophe mensura): dęþ; blis : niȝt statt miȝt : niȝt. Das geht endlich hervor aus den Fremdkörpern der Schreibung, nämlich mon 1, 5 und 7, 5, in weden : to feden : al is lif deden 2, 1, heo (= Erþ) 2, 4, wozu vielleicht auch u in muntid (= muntiþ) 2, 4 und lutil 5, 2 zu stellen ist. heo, u, sowie o vor

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Nasal kennzeichnen die Vorlage als dem südmercischen Dia|lekte angehörig.

Unter jeder englischen Strophe befindet sich eine lateinische gleichen Inhalts und ähnlicher Form, nur daß hier statt der vierhebigen Verse Septenare eingetreten sind. Wie schon die äußere Anordnung vermuten läßt, beruhen die lat. Strophen auf den englischen und nicht umgekehrt; sie sind eine nicht immer klare und glückliche Übersetzung des gelehrten Mönches, dem das englische Gedicht mit seinem so gut verwertbaren religiösen Inhalt in die Hände geraten war. Nicht allein aus den Mängeln der Übertragung, sondern vor allem aus dem Um|stande, daß das charakteristische Spiel mit dem Worte "Erþe" — hier terra, vesta, humus, ops — nur sehr unvollkommen zum Ausdruck gebracht ist, geht die Stellung der lateinischen Strophen mit Sicherheit hervor. Dieselbe Neigung in der klassischen Sprache den Pegasus zu besteigen zeigt sich noch deutlicher bei einem 2. von außen eingeführten Gedichte unsres Ms., dem Lullaby, wo ein leeres Fleckchen auf einer ganz anderen Seite dazu benutzt ist, um wenigstens den Anfang in lat. Verse zu übertragen. In beiden Fällen zeigte wohl derselbe Klosterbruder seine Kunst. Das Ms. enthält übrigens auch mehrfach rein lat. Dichtungen, die z. T. wohl in dem Kloster selbst entstanden sind.

Whan erþ haþ erþ iwonne wiþ wow, [folio 62] Þan erþ mai of erþ nim hir inow. Erþ vp erþ falliþ fol frow, [am Rande gloss ert festine] Erþ toward erþ delful him drow. Of erþ þou were makid, and mon þou art ilich; In on erþ awaked þe pore and þe riche. Terram per iniuriam cum terra lucratur, Tunc de terra copiam [Ms. cepiam? (so Wright)] terra sorciatur, Terra super aream subito frustratur, Se traxit ad aridam terraque tristatur. De terra plasmaris, es similis [Wr. similis; Fur. simile; Ms. simil'] virroni, Vna terra pauperes ac dites sunt proni.
Erþ geþ on erþ wrikkend in weden, Erþ toward erþ wormes to feden,

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Erþ berriþ [beriþ, Ms. b'riþ] to erþ al is lif deden; When erþ is in erþe, heo muntiþ [Ms. muntid, glossiert metitur] þi meden. When erþ is in erþe, þe rof is on þe chynne; Þan schullen an hundred wormes wroten on þe skin. Vesta pergit uestibus super uestem vare, Artatur et uermibus vesta pastum dare, Ac cum gestis omnibus ad uestam migrare; Cum uesta sit scrobibus, quis wlt [Fur. vult, Wr. wlt] suspirare? Cum sit uesta posita, [ponita, Ms. pōita] doma tangit mentum; Tunc in cute candida, verrunt [am Rande glossiert trahunt] uermes centum.
Erþ askiþ erþ, and erþ hir answeriþ, [Ms. answerid] Whi erþ hatiþ [Ms. hatid] erþ and erþ erþ verriþ. [Ms. verrid] Erþ haþ erþ, and erþ erþ teriþ; Erþ geeþ on erþ, and erþ erþ berriþ. Of erþ þow were bigun, on erþ þou schalt end; Al þat þou in erþ wonne, [am Rande lucrabaris] to erþ schal hit wend. Humus humum repetit, et responsum datur, Humum quare negligit et humo fruatur; Humus humum porrigit, sic et operatur, Super humum peragit, humo quod [humoque, Ms. humo q] portatur. Humo sic inciperis ac humo meabis; Quod humo quesieris, humo totum dabis.
Erþ getith [Ms. get hit, darüber die Glosse lucratur] on erþ maistri [maistrie, Ms. maisti] and miȝte; [folio 63] Al we beþ erþ, to erþ we beþ idiȝte; Erþ askeþ carayne of king and of kniȝt; Whan erþ is in erþ, so lowȝ he beliȝt. Whan þi riȝt and þi wowȝ wendiþ þe bifor, Be þou þre niȝt in a þrouȝ, þi frendschip is ilor. Terra uimque [Fur. Wr. vincit, Ms. uīqȝ] brauivm terra collucratur, Totus cetus hominvm de terra patratur, [Wr. patra|tur, Fur. portratur, Ms. partratur] Ops cadauer militvm que regis [Wr. reges] scrutatur; Cum detur in tumulvm, mox terra voratur.

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Cum ius et iusticivm coram te migrabunt, Pauci per trinoccivm [Fur. Wr. trinoctivm] mortem deplorabunt.
Erþ is a palfrei to king and to quene, Erþ is a [Ms. ar] lang wei, þouw we lutil wene, Þat weriþ grouer [Ms. gouer,] and grey [Ms. goy (= groy), lies fou and grey?] and schrud so schene — Whan erþ makiþ is liuerei, he grauiþ vs in grene. Whan erþ haþ erþ [Wohl besser haþ erþ hinter streinþ, die Umstellung scheint des Reimes halber notwendig] wiþ streinþ þus geten, Alast he haþ is leinþ miseislich imeten. Dic uestam dextrarium regique regine, Iter longum marium, quod est sine fine, Indumentum uarium dans cedit sentine [Wr. sentinæ, Fur. scutine, Ms. sētine] ; Quando [Wr. Quando, Fur. omne, Ms. Qn] dat corrodium, nos tradit ruine. Cum per fortitudinem tenet hanc lucratam, Capit longitudinem misere metatam.
Erþ gette on erþ gersom and gold, Erþ is þi moder, in erþ is þi mold. Erþ uppon erþ be þi soule hold; Er erþe go to erþe, bild þi long bold! Erþ bilt [bild (erstes Mal), im Ms. mit roter Tinte am Rande bildiþ] castles, and erþe bilt toures; [folio 63b] Whan erþ is on erþe, blak beþ þe boures. Humus querit plurima super humum bona, Humus est mater tua, in qua [quam] sumas dona. [dorna] Anime sis famula super humum prona, Domum dei perpetra mundo cum corona. Ops turres edificat ac castra de petra; Quando [Ms. qn, Fur. quin oder quando, Wr. quando,] fatum capiat, penora sunt tetra.
Þenk man in lond [lies ilome?] on þi last ende, Whar of þou com and whoder schaltou wend; Make þe wel at on [lies isome?] wiþ him þat is so hend, And dred þe of þe dome, lest sin þe schend. For he is king of miȝt [Ms. blis] and mon of moche meþ, [Ms. mede] Þat deliþ þe dai fram niȝt and leniþ [leuiþ] lif and deþ. [Ms. dede.]

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De fine nouissimo mauors mediteris; Huc quo ueneris uico, dic quo gradieris. Miti prudentissimo concordare deris; Hesites iudicio, [Wr. judicio, Fur iudicio, Ms. iudico.] ne noxa dampneris. Quia rex est glorie, dans mensura restat; Mutat noctem de die, vitam mortem prestat.
Amen.
XIV. 5 evil things.

Gedruckt von Furnivall E. E. P. S. 161.

Wiederum ein klares Anzeichen, daß unser Ms. den engen Zusammenhang mit der gemeinenglischen Literatur nicht ver|loren hatte, denn ähnliche Sprüche wie der vorliegende sind bereits aus dem Ae. bekannt (cf.: De 12 abusivis OEH I 299) und tauchen auch sonst im Frühme. auf. Ich erinnere an die Ten Abuses, welche Morris, OE Misc. p. 184 in parallelem Texte aus zwei Hss. (Cal. AIX Anfang des 13 saec., Jesus Coll. 29 Ende des 13. saec.) veröffentlicht hat Die 5-Zahl findet sich in der Fassung des Ms. Cott. Cleop. C VI, einer schönen Ancren-Riwle|Hs., in der sie auf fol. 22 unten von anderer, aber ebenfalls dem 13 saec. angehörenden Hand zusammen mit anderen Sprüchen nachträglich eingetragen ist (abgedruckt von T. Wright Rel. Ant. II, 15). Diese ältere Fassung unterscheidet sich von der unsrigen wohl im Wortlaut und der Reihenfolge, doch weniger in der Sache.

Etwas stärker abweichend ist eine Fassung des XV. Jahr|hunderts aus Ms. Rawl. Poetry 32, die ebenfalls fünf Fehler tadelt (gedr. von Halliwell, Rel. Ant. I, 316). Man vergleiche auch Rel. Ant. I, 58; die dort abgedruckten acht Zeilen aus Ms. Ashm. 750, Oxford, (15. saec.) enthalten in der zweiten Hälfte eine Fassung, in der von dem ursprünglichen Wortlaut noch weniger zu spüren ist; sie klingt an das Rawl. Ms. an, zieht aber die Tadel in vier zusammen (cf. yong womman).

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Bissop lorles, [folio 6b] Kyng redeles, Ȝung man rechles, Old man witles, Womman ssamles — I swer bi heuen kyng: Þos beþ fiue liþer þing.
Ich drucke auch die beiden verwandten Fassungen hier|unter ab:
Ms. Cott. Cleop. C. VI, f. 22 (13. saec.) nach der Handschrift:
King conseilles, Bissop loreles, Wumman schamles, Hold man lechur, Iong man trichur — Of alle mine liue Ne sau i worse fiue.
Rawl. Poetry 32 (15. saec.) nach Rel. Ant. I, 316:
A yong man a rewler recheles, A olde man a lechowr loweles, A pore man a waster haveles, A riche man a thefe nedeles, A womman a rebawde shameles — Thes V. shalle never thrif blamles.
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