Die Kildare-gedichte; die ältesten mittelenglischen denkmäler in anglo-irischer überlieferung von Dr. W. Heuser ...

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Title
Die Kildare-gedichte; die ältesten mittelenglischen denkmäler in anglo-irischer überlieferung von Dr. W. Heuser ...
Author
Heuser, Wilhelm
Publication
Bonn,: P. Hanstein,
1904.
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"Die Kildare-gedichte; die ältesten mittelenglischen denkmäler in anglo-irischer überlieferung von Dr. W. Heuser ..." In the digital collection Corpus of Middle English Prose and Verse. https://name.umdl.umich.edu/AJT2514.0001.001. University of Michigan Library Digital Collections. Accessed June 18, 2025.

Pages

XI. Elde.

Gedruckt von T. Wright, Rel. Ant. II, 210; Furnivall, EEP. p. 148.

Furnivall hat die ursprüngliche strophische Gliederung aufgelöst und den größten Teil des Gedichts als sechszeilige Schweifreimstrophen gedruckt. Wright, dem ich folge, hat die Zusammengehörigkeit der verschiedenen Strophen richtig er|kannt und sie in der besten Anordnung, die das Ms. zuließ, wiedergegeben, obgleich bemerkt werden muß, daß auch diese Form kaum die ursprüngliche war.

Das Gedicht gehört zu der Gattung der Altersklagen, die von dem Poema Morale und dem Klageliede Maximions ab die ganze me. Literatur durchziehen.

Der sprachliche Ausdruck ist kräftig und derb anschaulich; die Strophe ist kompliziert und kunstvoll gebaut, wenn auch sehr ungleichmäßig, wenigstens in der überlieferten Gestalt; die Verse sind reich an künstlerischem Schmucke, wie die Binnenreime der ersten Strophe, sowie die alliterierenden und zugleich lautmalerischen Verse der vierten beweisen — alles das verrät nicht unbedeutende dichterische Anlage und ausge|prägten Sinn für äußere Form, wenn er auch nicht zu klarem Ausdruck gelangt ist. Daß das Gedicht nicht die Beachtung findet, nicht die Bedeutung gewonnen hat, welche den darin liegenden künstlerischen Elementen eigentlich zukommt, liegt in erster Linie an der Art der Überlieferung, welche uns Schwierigkeiten auf Schritt und Tritt bereitet. Wechsel des

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Versmaßes, unvollkommene und verstümmelte Strophen, un|verständliche Stellen, eine ungewöhnlich große Zahl schwieriger und wenig gebräuchlicher Wörter, alles dieses vereinigt sich um die Wirkung des Gedichtes zu beeinträchtigen.

Die zu Grunde liegende Strophe, um mit dem Versbau zu beginnen, ist, wie trotz aller Verstümmelungen unverkennbar ist, ursprünglich nur eine Differenzierung der bekannten zwei|teiligen Strophe von 6 oder 8 Langzeilen in der Reimstellung aaaa(aa)bb. Einfache Langzeilen zeigen sich noch ganz klar in der 1. Strophe, hier zeigen sich aber schon die Keime, die zu der Schweifreimform der folgenden Strophen führen. In der 1. Strophe sind die 6 Verse der frons einfach vierhebig mit germanischem Rhythmus, aber sie enthalten Binnenreim, werden dadurch dreiteilig und können bereits als Teile von Schweif|reimstrophen, die je zwei eintaktige und einen zweitaktigen Vers enthalten, aufgefaßt werden. Die Cauda der ersten Strophe enthält siebentaktige Verse ohne Binnenreim, also die gewöhnlichen septenarischen Langzeilen. Die folgenden Strophen haben statt der Binnenreime leoninische Reime, und damit ist die gewöhnliche Schweifreimstrophe fertig, deren Verse anfangs drei-, später viertaktig sind (cf. auch Schipper I 304).

Die ursprünglich vierzeilige frons wird damit zur zwölf|zeiligen Schweifreimstrophe, an die sich auch die ursprünglich zweizeilige Cauda als sechszeilige Schweifreimstrophe anschließt, wie aus den unverstümmelten Strophen 2 und 4 hervorgeht. Strophe 3 erscheint ohne die ursprüngliche Cauda, die sich anscheinend in Strophe 5 anschlußlos umhertreibt. Es wäre daher vielleicht angebracht, um die Ubereinstimmung mit der 2. und 4. Strophe herzustellen, Strophe 5 zu Strophe 3 zu stellen, zumal sie sich dem Sinne nach eng an diese anschließt. Als eine Art Schluß bleibt dann die letzte Strophe mit einer neuen Variation als achtzeilige Schweifreimstrophe übrig (aaacbbbc), vorausgesetzt, daß hier nichts ausgefallen ist.

Angesichts der ungleichmäßigen und ungewöhnlichen Form der Uberlieferung muß sich die Frage aufdrängen, ob wir die ursprüngliche Gestalt des Gedichtes vor uns haben oder eine unvollkommene und teilweise Umformung unter den Händen eines Überarbeiters. Mit Sicherheit ist die Frage nicht zu beantworten, wahrscheinlich erscheint mir allerdings, daß ur|sprünglich einfach Strophen von 4 oder 6 Langzeilen mit durch|gehendem

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Reime und einer zweizeiligen Cauda (aaaabb) vor|lagen, wie sie für das Frühme. charakteristisch und noch lange nachher beliebt sind. Bemerkenswert ist, daß sich unter den echten Kildare-Gedichten kein einziges Beispiel dieser Art findet. Es ist also nicht undenkbar, daß ein anglo-irischer Uberarbeiter die ihm ungewohnte Strophe mit dem ihm un|gewohnten germanischen vierhebigen Rhythmus zu der ge|wohnten Schweifreimstrophe änderte. Der Keim zu dieser Änderung lag ja in den vermutlich ursprünglichen Binnen|reimen der ersten Strophe, deren Verse für ihn dadurch drei|teiligen Charakter erhielten. Die Alliteration der ursprüng|lichen germanischen Langzeile ist in der 1. Strophe ziemlich rein erhalten und auch in die Schweifreimstrophen mit über|nommen, wo sie in den dreitaktigen Versen gewöhnlich zwei Hebungen trifft, in den viertaktigen meist vier. Wir müssen uns dabei erinnern, daß die Kildare-Gedichte weder die ger|manische Langzeile noch die Alliteration als Versprinzip in regelmäßiger, der Tradition entsprechender Anwendung kennen.

Daß wir eine Kopie oder Umarbeitung einer fremdartigen Vorlage vor uns haben, geht auch aus den Mängeln des Textes hervor, die vermutlich einfach unverstandene und in entstellter Form hinübergenommene Stellen der Vorlage darstellen. Dahin gehört 1, 7 blowid : blod; 3, 1 fordede : ted (lies deþ : teþ); 5, 2 And wold wil; 5, 3 as falc i falow (!); 5, 4 holle : folle; 6, 1 seo wouw spakiy (= see how spakly).

Reim und Schreibung weisen verhältnismäßig zahlreiche Fremdkörper auf, welche einen Schluß auf die Art der Vorlage gestatten. Zwei Reime fallen auf, nämlich aȝayn : main 5, 1 (Kild. hat nur aȝe, aȝen(s)); ȝete (Kild. ȝit) : -et 2, 9. Die wichtigsten fremdartigen Schreibungen sind: seo 6, 1, heordmon (= hîred-man) 5, 4; dazu kommen zahlreiche u in Wörtern, die sonst mit i auftreten: sunne 2, 1; 2, 13, munne 3, 14, murþis 3, 15, trusteþ 3, 18, lutle 4, 17; t für d in sent : iwent 5, 3. he 4, 9; 6, 1 gibt nicht das richtige Geschlecht von elde wieder und ist offenbar aus heo der Vorlage entstellt. Das altertüm|liche biþ = erit 6, 7 ist nicht verstanden nnd zu beþ geändert, trotz des Reimes: -.

Die Vorlage war also eine südenglische, wie aus u und eo, sowie aus he = heo hervorgeht, und zwar mercisch, wie o vor Nasal (heordmon) und aȝayn beweist.

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Elde makiþ me geld [folio 54b] and [Furn. hat stets an = a'] growen al grai; When eld me wol feld, nykkest þer no nai; Eld nul meld no murþes of mai; When eld me wol [wold] aweld, mi wele is awai; Eld wol [wold] keld and cling so þe clai; Wiþ eld i mot held and hien to mi dai. When eld blowiþ, [Ms. blowid] he is bolde, [Ms. blode] his ble is sone abatid; Al we wilniþ to ben old — wy is eld ihatid?
Moch me anueþ, Þat mi dribil druiþ And mi wrot wet; Eld me awarpeþ, Þat mi schuldren [schuldern, Ms. schulden] scharpiþ, And ȝouþe me haþ let. Ich [Ms. ihe] ne mai no more Grope vnder gore, Þoȝ mi wil wold ȝete. [Ms. ȝeite] Yȝoket ich am of ȝore Wiþ last and luþer lore, And sunne me haþ biset. Iset ich am wiþ sunne, Þat i ne mai noȝt munne Non murþis wiþ muþe; Eld me haþ amarrid, Ich wene, he be [he] bicharred, Þat trusteþ to ȝuþe.
Al þus eld me fordeþ, [Ms. for dede] Þus he toggiþ vte mi teþ [Ms. ted]

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And drawiþ ham on rewe. Y ne mai no [no fehlt bei Fur.] more of loue done, Mi pilkoc pisseþ on mi schone, Vch schenlon [im Ms. glossiert puer] me bischrew. Mine hed is hore and al forfare, Ihewid as a grei mare, Mi bodi wexit lewe. [am Rande glossiert debile] When i bihold on mi schennen, Min [Fur. m'in, vielleicht ist besser ein zu ergänzen] dimmiþ al fordwynnen, Mi frendis waxiþ fewe.
Now i pirtle, i pofte, i poute, I snurpe, i snobbe, i sneipe on snovte, Þroȝ kund i comble and kelde. I lench, i len, on lyme i lasse, [folio 62] I poke, i pomple, i palle, i passe, As galliþ gome igeld. [Sinn?] I riuele, i roxle, i rake, i rouwe, I clyng, i cluche, i croke, i couwe, Þus he wol me aweld. I grunt, i grone, i grenne, i gruche, I nese, i nappe, i nifle, i nuche, And al þis wilneþ eld. I stunt, i stomere, i stomble as sledde, I blind, i bleri, i bert in bedde, Such sond is me sent. I spitte, i spatle, in spech [speche] i sporne, I werne, i lutle, þer for i murne, Þus is mi wel iwent.
Ispend and marrit is mi main, And wold wil ȝuþe aȝayn, As falc i falow and felde. I was heordmon, nov am holle, Al folk of me beþ wel folle; [Sinn?] Such willing is after elde.
Eld me haþ so hard ihent: [Diese Zeile fehlt bei Wr.] Seo, how spakly [Ms. wow spakiy] he me spent,

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Vch toþ fram oþer is trent, Arerid is [ig] of rote. Þe tunge wlaseþ wend þer wiþ, [so im Ms.] Lostles lowteþ in uch a liþ, [so im Ms.] I mot be, þer [þat, Ms. þ̛] eld biþ; [Ms. beþ.] He fint me vnder fote. [Darunter beginnt Erþe.]
Amen.
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