Reime und einer zweizeiligen Cauda (aaaabb) vor|lagen, wie sie für das Frühme. charakteristisch und noch lange nachher beliebt sind. Bemerkenswert ist, daß sich unter den echten Kildare-Gedichten kein einziges Beispiel dieser Art findet. Es ist also nicht undenkbar, daß ein anglo-irischer Uberarbeiter die ihm ungewohnte Strophe mit dem ihm un|gewohnten germanischen vierhebigen Rhythmus zu der ge|wohnten Schweifreimstrophe änderte. Der Keim zu dieser Änderung lag ja in den vermutlich ursprünglichen Binnen|reimen der ersten Strophe, deren Verse für ihn dadurch drei|teiligen Charakter erhielten. Die Alliteration der ursprüng|lichen germanischen Langzeile ist in der 1. Strophe ziemlich rein erhalten und auch in die Schweifreimstrophen mit über|nommen, wo sie in den dreitaktigen Versen gewöhnlich zwei Hebungen trifft, in den viertaktigen meist vier. Wir müssen uns dabei erinnern, daß die Kildare-Gedichte weder die ger|manische Langzeile noch die Alliteration als Versprinzip in regelmäßiger, der Tradition entsprechender Anwendung kennen.
Daß wir eine Kopie oder Umarbeitung einer fremdartigen Vorlage vor uns haben, geht auch aus den Mängeln des Textes hervor, die vermutlich einfach unverstandene und in entstellter Form hinübergenommene Stellen der Vorlage darstellen. Dahin gehört 1, 7 blowid : blod; 3, 1 fordede : ted (lies deþ : teþ); 5, 2 And wold wil; 5, 3 as falc i falow (!); 5, 4 holle : folle; 6, 1 seo wouw spakiy (= see how spakly).
Reim und Schreibung weisen verhältnismäßig zahlreiche Fremdkörper auf, welche einen Schluß auf die Art der Vorlage gestatten. Zwei Reime fallen auf, nämlich aȝayn : main 5, 1 (Kild. hat nur aȝe, aȝen(s)); ȝete (Kild. ȝit) : -et 2, 9. Die wichtigsten fremdartigen Schreibungen sind: seo 6, 1, heordmon (= hîred-man) 5, 4; dazu kommen zahlreiche u in Wörtern, die sonst mit i auftreten: sunne 2, 1; 2, 13, munne 3, 14, murþis 3, 15, trusteþ 3, 18, lutle 4, 17; t für d in sent : iwent 5, 3. he 4, 9; 6, 1 gibt nicht das richtige Geschlecht von elde wieder und ist offenbar aus heo der Vorlage entstellt. Das altertüm|liche biþ = erit 6, 7 ist nicht verstanden nnd zu beþ geändert, trotz des Reimes: -iþ.
Die Vorlage war also eine südenglische, wie aus u und eo, sowie aus he = heo hervorgeht, und zwar mercisch, wie o vor Nasal (heordmon) und aȝayn beweist.