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Author: Peter Moritz
Title: Der Luther-Bibel
Publication info: Ann Arbor, MI: MPublishing, University of Michigan Library
April 2001
Rights/Permissions:

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Source: Der Luther-Bibel
Peter Moritz


vol. 4, no. 1, April 2001
Article Type: Site Review
URL: http://hdl.handle.net/2027/spo.3310410.0004.117

Der Luther-Bibel

Peter Moritz

Original Edition from 1545, Directmedia Publishing GmbH, Berlin 2000, Digitale Bibliothek 29, 1 CD-ROM, 49.90 DM, ISBN 3-932544-41-2.

The Luther-Bible as CD-Rom, the 29th part of the "Digitale Bibliothek", is an interesting means for working with the original text translated by Luther during the 16th Century. It is a windows' based programme with very low system requirements. The Editors have picked Luther's last edition from 1545 and added for a better understanding a modern translation from 1912. In an easy to use environment they assist you with some very helpful features, e.g. a comfortable function to find quick specific parts of the text. Missing is information that might provide the reader with a wider knowledge about the historic background of the bible (Maps, Tables) as well as information on Luther's work on the bible and a bibliography.

Originalausgabe 1545 und revidierte Fassung 1912, Directmedia Publishing GmbH, Berlin 2000, Digitale Bibliothek 29, 1 CD-ROM, 49.90 DM, ISBN 3-932544-41-2.

Wer liest schon die Bibel? — Aber zum Nachschlagen ist sie immer noch wichtig. Diese Ansicht unterstützt die Digitale Bibliothek mit der vorliegenden CD-ROM. Zum einen kann man schöne Zitate finden, zum anderen ist die Bibelübersetzung von Martin Luther ein Meilenstein im Fortschritt der deutschen Kultur und Sprache.

Wenn die Digitale Bibliothek in ihrem Band 29 nun den originalen Wortlaut dieses einzigartigen Werkes anbietet, der durch Bearbeitungen, Umgestaltungen, Modernisierungen und völligen Neuübersetzungen verdrängt wurde, dann ist das ein sehr dankenswertes Unterfangen und nicht nur für den Laien von sprachgeschichtlichem Interesse, sondern auch für den Wissenschaftler ein nützliches und hilfreiches Arbeitsinstrument. Vorbei sind die Zeiten des mühsamen Blätterns. Dank moderner Suchfunktionen ist das gewünschte Ergebnis schnell gefunden, ausgedruckt, in andere Dokumente eingefügt oder gelesen.

Bei der Edition gingen die Herausgebern mit gewohnter Sorgfalt ans Werk. Luthers Kommentar in den Marginalspalten wurden als Fußnoten reproduziert, Fußnotenzahl und Fußnotentext wurden durch einen Hyperlink verknüpft. Es wurde das einheitliche Zeichen für I und J immer als J wiedergegeben. Abbreviaturen und Ligaturen wurden aufgelöst, diverse Umlautzeichen selbstverständlich als ä, ö, ü wiedergegeben. Das sich bei Editionen immer wieder stellende Problem von „Druckfehlern" wurde dahingehend gelöst, daß sie „stillschweigend" korrigiert wurden.

Zwei Texte bilden den Korpus der CD-ROM. Der Text aus dem Jahre 1545 bildet den Endpunkt von Luthers Übersetzungstätigkeit. Kurz vor seinem Tod, nach dreißigjähriger Arbeit gibt er diese Version in Druck. Warum aber zur sprachlichen Erleichterung gerade die revidierte Bibelfassung aus dem Jahre 1912 benutzt wird, bleibt unerwähnt. Ergänzt werden diese beiden Texte durch sämtliche der zeitgenössischen Holzschnitte des Meisters MS der Wittenberger Originalausgabe aus dem Jahre 1545. Leider fehlen über diese Teile hinaus allerdings weiterführende Hilfen, wie: Register (Sach-, Personenindex), die bei anderen Ausgaben der Reihe bereitgestellt wurden. Eine übersichtliche Zeittafel der historischen Geschehnisse, bzw. der Entstehung der Luther-Bibeln fehlt ebenso, wie eine weiterführende Literaturliste oder Karten. Dankenswerterweise wurde aber auch auf unnötige, interaktive Ton- oder Videoelemente verzichtet, die bei anderen CD-ROMs leicht vom Inhalt ablenken und das Produkt in ein sehr fragwürdiges Licht stellen. Es handelt sich somit bei dieser CD-ROM um eine reine Leseausgabe. Hauptkriterium für den Herausgeber ist die Darstellung des Textes, daneben sind aber Suchfunktion, Exzerpier- und Druckfunktion vonnöten. Dies alles wird von der Digitalen Bibliothek souverän angeboten.

Trotz der heutigen Systemmöglichkeiten sind die Systemvoraussetzungen der Digitalen Bibliothek überraschenderweise sehr gering. Ein PC ab 486er, mit 16 MB RAM, eine Grafikkarte ab 640x480 Farben und ein CD-ROM Laufwerk genügen, um das Programm abzuspielen. Als Systemplattform reicht bereits Windows 3.11. Das Programm läuft aber auch unter Windows 95, 98 und NT. Die Installationssoftware ist leicht zu handhaben. Einmal installiert kann man alle Ausgaben der Digitalen Bibliothek abspielen. Ein Update dieses Programms, übrigens eine Eigenprogrammierung, befindet sich auf neueren Ausgaben oder auf der Homepage des Verlages. Die Benutzeroberfläche ist freundlich gestaltet und den Programmierern gelingt es annähernd, das Problem „Lost in Hyperspace" — dieses sich nicht zurechtfinden in digitalen Texten - zu lösen, indem sie den Bildschirm vertikal, aber in der Größe der einzelnen Segmente wiederum variabel, aufteilen. Im linken Teil befinden sich die Bedienfunktionen und das in verschiedenen Ebenen aufblätterbare Inhaltsverzeichnis. Durch zwei Hilfsmittel kann der Leser seine Position im Text bestimmen: erstens durch die Markierung im Inhaltsbaum und zweitens dadurch, daß man mehrere Seiten des Textteils gleichzeitig nebeneinander darstellen kann. Die Lesbarkeit des Textes wird in diesem Modus dadurch gewährleistet, daß dem Leser eine Lupenfunktion zur Verfügung gestellt wird. Besonders lobenswert ist die Suchfunktion. Neben einer Volltextrecherche mit Boolschen Operatoren und Platzhaltern, mit Übersicht über Menge und Strukturierung der Suchergebnisse. Dieses erhält man allerdings nur, wenn man das leicht zu übersehende Feld „Fundstellenliste aufbauen" anklickt. Die Suchergebnisse können gespeichert werden und das Springen zwischen den einzelnen Suchergebnisse fällt genauso leicht wie das Navigieren im Text. Darüber hinaus kann man auch nach einzelnen Textstellen suchen, die Sigelliste dafür findet sich in der Einleitung. Wichtige Textstellen kann man mit vier verschieden Farben hervorheben. Den markierten Stellen kann man mittels Doppelklick einen Kommentar hinzufügen. Das Fenster, daß sich öffnet bietet ausreichend Platz für eigene Anmerkungen. Eine Übersicht über kommentierte Stellen gibt es ebenfalls. Über die rechte Maustaste findet man weitere, hilfreiche Short-Cuts. Und mit F1 erhält man die immer wieder hilfreiche Online-Unterstüzung.

Abschließend muß aber auch auf ein paar kleine Schwächen hingewiesen werden. Da wäre zum einen die Druckersteuerung. Die Digitale Bibliothek hat ein festes Seitenformat, und deshalb kann eine freie Gestaltung der Texte für den Ausdruck nicht angeboten werden, was den Benutzer etwas einschränkt. Einmal markierte Textstellen lassen sich nur kopieren, nachdem die Markierungen wieder rückgängig gemacht worden sind. Zum anderen funktionieren die gewohnten Windows Short-Cuts (z.B. „Strg + c" für Kopieren) nicht. Darüber hinaus fehlen auch die Zeichenerklärungen, die z.B. in MS WORD automatisch, beim Ansteuern eines Symbols mit der Maus, erscheinen.

Peter Moritz,Frankfurt am Main

[email protected]