Homöopathisch-klinische Studien / von Franz Wurmb und Hugo Caspar.

Typhus. ~ | 89

Wir glauben uns das Zeugniß ausfertigen zu dürfen, daß es
unſer eifrigſtes Streben war, dieſen Anforderungen Genüge zu leiſten, und daß wir am Bette der Typhuskranken jedes Dafür und
Dagegen genau bedachten, bevor wir uns die Vermuthung auszuſpre<en erlaubten, daß das Mittel gewirkt habe, oder nicht. Wir ſagen
~Vermuthung,~ weil, ſo lange obige Frage no eine offene iſt, wir
nicht mit Gewißheit auftreten, und, der kleinen Anzahl der Fälle wegen, nur Beiträge zu ihrer Beantwortung liefern, aber ſie nicht ſelbſt
zur Entſ<heidung bringen können. Von dieſem Geſichtspunkte aus
wollen nachfolgende Ausſprüche beurtheilt ſein; ob ſie als richtig beſtätiget werden können, oder als theilweiſe, oder als ganz unrichtig,
modiftizirt oder verworfen werden müſſen, hierüber erwarten wir
Ausfkunft von unſeren Amtsbrüdern. Was die nachfolgenden Krankengeſchichten betrifft, ſo iſt zu bemerken, daß wir ſie für keine
Heilungsgeſ<hi<hten ausgeben, ſie aber do< für geeignet
halten, zum Nachdenken aufzufordern, und vielleicht ſo manchen
unſerer prinzipiellen Gegner, der uns genügende Beobachtungsgabe
und Ehrlichkeit zutraut, anzuregen, dur< eigene Anſchauung ſich Ueberzeugung zu verſchaffen,

Wir haben uns lange nicht entſchließen können, die Ergebniſſe
unferer kliniſchen Beobachtungen im Allgemeinen zu beſprechen, mußten uns aber endlich doh hiezu bequemen, weil uns ſonſt nichts übrig
geblieben wäre, als jeden einzelnen Fall vorzulegen, alſo 89 Krankengeſchichten zu erzählen, ihre Deutung aber Anderen zu überlaſſen.
Letzteres durften wir aber um ſo weniger thun, weil am Krankenbette
gar Manches vorkommt, was ſich nicht beſchreiben läßt, was ſelbſt
geſehen und wahrgenommen, ja was, ſo zu ſagen, gefühlt ſein will,
und wir wenig Luſt verſpürten, uns dem wohlverdienten Vorwurfe
der Unbeſcheidenheit auszuſeßen 3 dieſer hätte uns nämlich ſchon deswegen allein gemacht werden miſſen, weil wir dadurch unſeren Kollegen zugemuthet hätten, eine ſo große Zahl von Krankengeſc<hichten
zu leſen. Wir werden daher nur von jenen Fällen ausführliche
Krankengeſchichten liefern, wel<e, insbeſondere ihres Verlaufes wegen, ein Intereſſe darbieten; die übrigen aber nur im Allgemeinen
in den Kreis unſerer Erörterungen ziehen,

Wäre es, wie dieß täglich) vom Lehrſtuhle herab den gläubigen
Scülern geprediget wird, wirklich wahr, daß der Typhus eine allen