Homöopathisch-klinische Studien / von Franz Wurmb und Hugo Caspar.

Typhus, / 83

rung der Milz. Sind dieſe Erſheinungen in einem höheren
Grade vorhanden; geſellen ſic) zu ihnen ein Ausſ<hlag auf
der Bruſt, und deutliche Spureneiner Diſſolution des
Blutes, dann iſt die Diagnoſe vollends unzweifelhaft, und ſtimmt
mit jener aller Aerzte überein.

-. Wollte uns Jemand den Vorwurf machen, daß wir leichte und
ſchwere Erkrankungen zuſammenwerfen, der möge vorerſt bedenken,
daß graduelle Unterſchiede no< keine weſentlichen
ſind; daß Lungenentzündung z. B.- Lungenentzündung bleibt, ob
beide Lungenflügel, oder nur einzelne Läppchen infiltrirt ſind 3; daß
Blattern Blattern bleiben, ob nur einige wenige, oder Tauſende von
Puſteln zum Vorſcheine kommen 3; daß der akute Katarrh der Luftwege
Katarrh bleibt, ob ein gewaltiger Fieberſturm, die höchſte Athemnoth,
blutiger Auswurf u. ſ. w., oder ob nur unbedeutende Zufälle von
Reizung der Schleimhaut zugegen ſind, und daß daher der Typhus
ebenfalls Typhus bleibt, er möge in was immer für einem Grade
- von Heftigkeit auftreten,

Daß wir in Folge unſerer Anſchauungsweiſe ſo manchen diagnoſtiſchen Fehler unwiſſentlich begangen haben werden, wollen wir ganz
und gar nicht in Abrede ſtellen. Wir tröſten uns jedoch damit, daß
ihre Zahl eine viel größere ſein würde, wenn wir bei Stellung der
Diagnoſe einen anderen, mehr ontologiſchen Weg eingeſchlagen hätten, und daß ſie denn doh feine ſo bedeutende ſein dürfte, um im
Zahlenverhältniſſe überhaupt eine beſondere Berückſichtigung zu
verdienen.

- Im Lattfe des Jahres kamen 89 Typhuskranke in unſere Anſtalt.
An dieſer hohen Ziſſer mag wol der Umſtand ſeinen Antheil haben,
daß wir, den Sagungen der diagnoſtiſhen Schule gemäß, manche
Krankheit für Typhus erklärten, welcher andere Aerzte *vermuthlich
einen anderen Namen gegeben haben würden; dieſer Umſtand iſt
jedo<h gar nicht in Anſchlag zu bringen gegen jenen, der dur< Ortsverhältniſſe bedingt wird.

Die Vorſtadt Leopoldſtadt, in welcher ſich nämlich unſere Anſtalt
befindet, iſt auf einer Inſel der Donau erbaut, und ihrer niedrigen
Lage wegen häufig UeberſQ<wemmungen, vorzüglich im Frühjahre,
ausgeſeßt. Hiezu kommt noh, daß die meiſten aus der Fremde Zuwandernden, welche der ärmeren Menſchenklaſſe angehören, in der

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