Homöopathisch-klinische Studien / von Franz Wurmb und Hugo Caspar.

74 Lungenentzündung.

Luftröhre Schnär<eln; die auskultatoriſchen Zeihen an der linken
hintern Bruſtwand ſeit 3 Tagen dieſelben; der Auswurf häufig; blutig; die Haut mit Schweiß bede>tz auf der Bruſt eine Menge, hanfkorngroßer, mit einer trüben Flüſſigkeit gefüllter Blä8<Hen, welche
von einem lebhaft rothen Hofe umgeben ſind.

Der Kranke erhielt Sulfar.

Nachmittags, rechts hinten unten, deutliches bron<iales Athmen.

Am 7. Tage. Der Kranke iſt viel ruhiger; er lobt ſein Befinden; der Puls 88, Der Perkuſſionsſchall rechts hinten, bis zur
6. Rippe leer; das Athmen daſelbſt bron<ialz; dagegen iſt links unten das bron<iale Athmen nur beim Tiefathmen zu hören; dafür
ſtarkes Kniſtern; der Auswurf mäßig, weiß. <

Am 8. Tage. Kniſtern in der ganzen linken Bruſtſeite; das
bron<iale Athmen iſt nur rechts noch zu hören. Während der Nacht
und auch noh am folgenden Tage viel Huſten; der Auswurf gering.

Am 410. Tage. Kein bronchiales Athmen; nur beim Tiefathmen
no< etwas Kniſtern und unbeſtimmtes Athmen, |

Am 12. Tage. Verſchärftes Athmen; alle übrigen phyſikaliſchen
Zeichen waren verſchwunden, Während der folgenden 16 Tage, welche
Vatient in unſerer Anſtalt zubrachte, vollkommenes Wohlbefinden.

Tartarus emeltiecs.

Was die Ergebniſſe der phyſiologiſchen Prüfung des Brechweinſteins überhaupt, und die Symptome 202-219 insbeſondere *),
erwarten laſſen, ſcheint am Krankenbette vollkommen in Erfüllung
zu gehen; hat ſich nämlich zur Pneumonie ein bedeutendes
Oedem hinzugeſellt, und kommt es daher hauptſächlich darauf an,
die drohende Paralyſe zu verhüten, ſo dürfte der Tartarus emeticus nicht leicht von einem anderen Mittel übertroffen werden. Wir hatten es im Laufe des Jahres freilich nur zweimal mit
dieſer gefahrvollen Komplikation zu thun, dafür aber eben ſo oft Gelegenheit gehabt, die große Heilfraft unſeres Arzneiſtoffes bewundern zu müſſen. Beide Male waren die Bronchien von einer großen
Menge Flüſſigkeit angefüllt; das Athmen in einem hohen Grade -
erſ<wertz nur bei ſikender Körperſtellung möglich und mit einer
ungeheuren Angſt und einer beſtändigen Fur<t vor dem Erſti>en

*) S. Archiv für die homöop. Heilkunſt. Bd, 3. Hft. 2. S. 474 und 175.