Homöopathisch-klinische Studien / von Franz Wurmb und Hugo Caspar.

79 Lungenentzündung;

Huſten; äußerer Druck, Veränderung der Lage des Körpers und das
Liegen auf ver Seite ſteigern dieſe Schmerzen zu einem hohen
Grade von Heftigkeit.

Das vorherrſchende Ergriffenſein der Pleura und die Mitleidenſchaft des Bauchfelles; die, bis zu dieſem Augenblicke jedenfalls
mäßige Infiltration; ver nicht bedeutende Erregungszuſtand im Gefäßſyſteme u. ſ. w. verleiteten uns zur Wahl der Bryonia.

Am folgenden Tage war der ſtehende Schmerz weniger heftig,
und bloß in der rechten Bruſtſeite vorhanden; ſonſt konnten wir keine
Veränderungen bemerken.

Am 3. Tage war der Auswurf reichlich, weniger zähe, mit Blut
innig vermengt, Die Ausfultation ergab, ſtatt unbeſtimmtem, ein
deutlich bron<iales Athmen und ſtark konſonirendes Raſſeln. Die
Pneumonie war offenbar im Vorwärtsſchreiten, und da die Bryonia bis jekt feinen Einfluß darauf ausübte, ſo glaubten wir (ob mit
Recht oder Unrecht? woflen wir dahingeſtellt ſein laſſen), auch fernerhin von ihr nichts erwarten zu dürfen, und reichten daher Sulfur.

Am 4, und 3. Tage ließ ſich weder ein Zu- noh ein Abnehmen
der Infiltration bemerken. ~

Am 6. Tage war der Auswurf ſehr wenig blutig; an der.
6, Nippe war viel Kniſtern zu hören. |

Am 7. Tage Morgens, Viel Kniſtern im ganzen Umfange der
Infiltration; der Perkuſſionsſchall nur an einer kleinen Stelle leer.
Das ſubjektive Befinden gut. Nachmittags erſchien ein ſehr heſtiger
epileptiſcher Anfall, welcher eine Viertelſtunde dauerte.

Am 8, Tage war die Krepitation nur beim Tiefathmen zu hören;
ver Perkuſſionsſchall an der rechten hintern untern Bruſtſeite nur
* wenig dumpfer, als an der linken. |

Am 10. Tage. Kein phyſikaliſches Zeihen. Der Kranke fühlte
ſich ganz wohl, und wurde daher entlaſſen. -

St. Michael, 43 Jahre alt, kräftig gebaut, leidet ofi an
Kopfſchmerzen, zu denen ſich meiſt Hize und Unwohlſein hinzugeſellen. Im Jahre 1838 erkrankte er am Typhus; vor 12 Jahren litt er
öfters an aſthmatiſchen Anfällen; vor 6 Jahren feſſelte ihn eine
Zellgewebsentzündung am Waden mehrere Wochen lang ans Bett.

Die gegenwärtige Krankheit begann vor 4 Tagen mit Kopfeingenommenheit; Fröſteln und ſtarker Hißze; großem Durſte z Stechen