Homöopathisch-klinische Studien / von Franz Wurmb und Hugo Caspar.

60 Lungenentzündung,

Anſicht blos wahrſc<einliche, aber keine jol<en Gründe
anführen, gegen die ſich durchaus nichts einwenden ließe. WoHer ſollten wir venn auch, geſeßt, es läge wirklich in unſerer Macht,
die Lofkaliſirung des pneumoniſchen Prozeſſes dur< Akonit zu verhindern, oder denſelben auszulöſchen, die Beweiſe hernehmen, daß
uns dieß gelungen iſt, da wir ja, ſo lange wir nicht gewiß wiſſen,
was wir behandelt, auch eben ſo lange nicht wiſſen, was wir geheilt
haben? Hiezu kommt no<, daß wir ſelbſt dort, wo es uns glücte,
die Lungenkongeſtion zu diagnoſtiziren, und mit Akonit zu beſeitigen, ſo lange nicht zu dem Ausſpruche berechtiget ſind, daß wir
das Entſtehen einer Lungenentzündung verhindert haben,
bis nicht jeder Zweifel über die entzündliche Natur der Kongeſtion beſeitigt iſt; denn es geht, wie Dietl (a. a. O. S. 74)
richtig bemerkt, wol jeder Pneumonie eine Staſe voraus, aber nicht
jede Staſe wird zu ciner Pneumonie, daher man zwiſ<en einer ſubſtantiven, einfachen, und einer dem pneumoniſchen Prozeſſe angehörenden, entzündlichen Staſe unterſcheiden muß,

Aus dem Geſagten, faſſen wir es zuſammen, ergibt ſich Folgendes: Wir müſſen den Sturmhut vom phyſiologiſchen
Standpunkte aus für ein wichtiges Mittel bei beginnenden Pneumonien halten, aber wir können auf
dem Standpunkte der kliniſ<enErfahrung dermalen
den Beweis no< nicht herſtellen, ob unjer Mittel
au< wirklich leiſtet, was es von jenem aus, verſpricht.

Wir glauben jezt nicht mehr mißverſtanden zu werden, wenn
wir anführen, daß uns im Laufe des Jahres nicht wenige Fälle vorkamen, bei denen alle Anzeichen befürchten ließen, daß es zu einer Ablagerung in das Lungenparen<ym kommen werde, Derſelben Meinung,
wie ihre Behandlungsweiſe zeigte, waren auch die Aerzte, welche uns
dieſe Kranken zuſchi>ten. Wir gaben Akonit, und konnten unſeren
Kranken nicht ſelten ſhon nach 1, oder nach ein Paar Tagen den
Austritt aus dem Spitale geſtatten; es kam nämlich entweder hö<ſtens nur zu einem akuten Katarrhe, oder alle Zufälle, alſo auch diejenigen, welche uns wegen eines Ergrifſenſeins der Lungen beſorgt
machten, verſchwanden plößlich, ohne daß ſich eine beſtimmte Krankheitsform herausgebildet hätte.