Homöopathisch-klinische Studien / von Franz Wurmb und Hugo Caspar.

36 Chroniſcher Katarrh..

wenn es ſchon einen hohen Grad erreicht, und bedeutende Störungen im Athmungs- und Sanguifikationsprozeſſe hervorgerufen hat.
Ob das Emphyſem in ſeinen erſten Anfängen zu heilen iſt,
hierüber fonnten wir keine Erfahrungen machen; wir wiſſen nur, -
daß ſpäter von einer vollkommenen Heilung nicht mehr die Rede ſein
kann, weil die Beſeitigung der textuellen Veränderungen, die ihm zu
Grunde liegen, unmöglich iſt. Die Schleimhäute ſind nämlich erſc<lafft und verdickt; ihre Abſonderung in Bezug auf Menge und
Beſchaffenheit verändert, bald vermehrt, bald vermindert, bald wäſſerig, bald glasartig, bald eiterig, bald blutig u. ſ. w.; die Wandungen der Veſikeln und ſelbſt der kleinen Bronchien ſind ausgedehnt
und ihrer Elaſtizität beraubt; erſtere häufig gänzlich zerſtört, ſo daß
größere oder kleinere Höhlen ſich bilden, die mit Schleim oder
ſtagnirender Luft ansgefüllt ſind; zwiſchen den ausgedehnten Zellen
befinden ſich andere, die durch den fortwährenden Druck atrophiſch
oder obliterirt werden. Dieſer Zuſtand des Lungenparen<yms hindert ſowol den Eintritt des Blutes, als auch der atmoſphäriſchen
Luft, und zwar des erſteren beſonders deswegen, weil an der Atrophie und Obliteration der Zellen auch die Kapillargefäße Theil nehmen, Die Lunge kann ſomit nicht mehr die normale Menge Blutes
faſſen; dieſes wird daher gegen das Herz zurücgeſtaut, wodurch Erweiterung der Kammern und Sto>ungen im Kreislaufe bedingt wer"den, daher: langſamer Puls; Anſammlung des Blutes in den Pären<hymen und Kapillargefäßen z Anſc<hoppungen; Kyanoſe u, ſ, w. Muß
ſc<on dadurch auf mechaniſche Weiſe ein Sinken der Energie des Gefäßſyſtemes erfolgen, jo muß dasſelbe dur< das Herabkommen des
Sanguifikationsprozeſſes no< um ſo mehr unterſtüßt werden, weil
die Ernährung, der abnormen Blutheſchaffenheit wegen, nur eine kümmerliche ſein kann, daher denn auc Waſſeranſammlungen im Zellgewebe und in den Höhlen des Körpers; allgemeine Schwäche; Abmagerung 1. ſ. w., wenn nicht früher ein anderes, interkurrirendes
Leiden den Tod herbeiſührt. |
Wenn gleich eine vollkommene Heilung des Emphyſems außer
dem Bereiche der ärztlichen Kunſt liegt, ſo liegt es doh in ihrer
Macht, den Zuſtand des Kranken zu erleichtern, nämlich den zeitweiſe wiederkehrenden Verſchlimmerungen vorzubeugen, und die bereits vorhandenen gewöhnlich ſchnell zu beſeitigen; Komplikationen |,