Homöopathisch-klinische Studien / von Franz Wurmb und Hugo Caspar.

Beſondere Krankheitsfälle. 251

Zeit anhaltendes Brennen und Drückerk in der linken Seite. Dieſe
Schmerzen ſchienen ihren Siß im abſteigenden Grimmdarme gehabt zu haben, und in Folge der daſelbſt angehäuften Fäkalmaſſen
entſtanden zu ſein; ſie verſchwanden nach Abgang des Darminhaltes
faſt augenblicklich.

Der Merkur wurde fortgegeben, und nur einige Tage, d,- i.
vom 27.=- 34. d. M., des Eintrittes der Regel halber ausgeſegt;
da jedo< die Geſchwulſt in der linken Weiche während ſeines Gebrauches nicht im Mindeſten abgenommen hatte, ſo verordneten wir

am 21. Februar Sulfur, und ließen der Kranken täglich Morgens
und Abends eine Gabe reichen.

Bald darnach wurden die rein-eiterigen Entleerungen immer
ſeltener und verſchwanden binnen nicht langer Zeit gänzlich; nur
den Kothſtühlen war noch etwas Eiter beigemengt, aber auch hier
wurde er von Tag zu Tag weniger. Die kothigen Stühle ſtellten ſich
jeden zweiten Tag, mitunter ſogar jeden Tag ein, und verurſachten
wenige, ja dann und wann ſelbſt gar keine Schmerzen. Die Geſchwulſt in der Weiche hatte ſich um ein Bedeutendes verkleinert;
"die Kranke bekam ein beſſeres Ausſehen, und konnte den größten
Theil des Tages außer dem Bette zubringen.

Am 2. April fanden wir die Patientin in einem Zuſtande von
großer Aufregung; die Wangen roth und heiß; die Zunge troden,
etwas belegt; den Puls 4140; vorne und unter dem linfen Ohre
eine mäßige, rothe Geſchwulſt. |.

Die Kranke klagte über: große Hike und Eingenommenheit des
Kopfes; allgemeines Unwohlſein, und ſeit Mitternacht beſtehende
Schmerzen zwiſchen dem linken Ohre, dem Unterkieferaſte und der
oberen Halsparthie,

Sie erhielt Belladonna,

Am 6. April waren die Schmerzen und die Geſchwulſt in der
Ohrſpeicheldrüſengegend, ſo wie die Fieberſymptome ganz verſchwunden, daher am 10. d. M. wieder Sulfur gereicht wurde.

Während der nächſten 44 Tage befand ſich die Kranke ziemlich
wohl; ſie konnte oft den ganzen Tag außer dem Bette zubringen,
hatte ſehr guten Appetit und faſt täglich einen normalen, nicht die
mindeſte Spur von Eiter enthaltenden Stuhl.