Homöopathisch-klinische Studien / von Franz Wurmb und Hugo Caspar.

14 Einleitung.

ben werden müſſe, nur dort beantworten laſſe, wo die Diagnoſe
ganz geſichert und der natürliche Verlauf der Krankheit genau befannt iſt; daß nur eine ſehr große Zahl von derartigen Erfolgen zu
dem Ausjpruche berechtiget, daß wir überhaupt im Stande ſind, dieſe
oder jene Krankheit zu heilen u, ſ. w., bedarf wol keiner Erinnerung.
Wir glauben den Vorwurf der Ruhmredigkeit nicht zu verdienen, wenn wir behaupten, daß wir zwiſchen Heilen und Geſundwerdenlaſſen ſo genau als möglich unterſchieden haben, ja daß wir nicht
ſelten vielleicht zu gewiſſenhaft waren, d. i. daß wir bei nur einigermaßen zweifelhaften Fällen den guten Erfolg lieber der Natur -, als
der Kunſthilfe zuſchrieben; daß wir uns bezüglich der Diagnoſe -
ganz an die phyſiologiſche Schule angeſchloſſen, und daß wir, im
Cinklange mit derſelben, die Ermittelung der phyſikaliſch = anatomiſ<hen, der <emiſchen und der nervenphyſiologiſchen Krankheits -
Offenbarungen mit allen Behelfen angeſtrebt haben, welche die
Wiſſenſchaft in der neueſten Zeit bietet; daß wir nicht allein die
End-, ſondern die Geſammtwirkung der Arznei auf den Krankheitsprozeß, alſo ihren Einfluß auf die Erſcheinungen, die Art und die
Zeit des Verlaufes, die Kombinationen und Komplikationen und den
Ausgang der Krankheit ſorgfältig berückſichtiget haben; daß wir es
nie unterließen, unſere Reſultate mit jenen der exſpektativen Heilmethode zu vergleichen, kurz, daß wir jedes Dafür und Dawider
reiflich überdachten, bevor wir es am Krankenbette als Vermuthung
ausſprachen, daß ſich ein Mittel in dem einen oder dem anderen
Falle nüßlich erwieſen habe, und daß wir die Frage: was vermag
die Homöopathie und was vermag die Natur bei dieſer oder jener
Krankheit? erſt dann für ſpruchreif hielten, wenn uns eine große
Zahl von Beobachtungen zu Gebote ſtand. Aus dieſem Grunde glauben wir uns daher auch der Hoffnung hingeben zu dürfen, daß gar
Manches, was wir in nachfolgenden Abhandlungen bringen, wenigſtens in ſtatiſtiſcher Hinſicht von Intereſſe ſein könnte. Daß es uns
bei einigen Krankheiten, die wir im Nachſtehenden in den Kreis unſerer Erörterungen ziehen, nicht gelungen iſt, die Frage: ob Naturoder Kunſtheilung? zur Entſcheidung zu bringen, deshalb darf uns
begreiflicher Weiſe kein Vorwurf gemacht werden; vielleicht ſind wir
jedo< im Stande, über dieſe Krankheiten im nächſten Bande unſerer Studien, in welchem wir ſie wieder beſprechen werden], eine zu