Homöopathisch-klinische Studien / von Franz Wurmb und Hugo Caspar.

Wechſelfieber. 139

- So eklatant der Einfluß der Cholera auf das Wechſelfieber. war, ſo wenig fand das Gegentheil ſtatt; wir haben wenigſtens nie

bemerkt, daß die Cholera durch das Wechſelfieber modifizirt worden
wäre. Der Umſtand, daß ein Cholerakranker gerade in jener Zeit
ſtarb, in welcher die Parorismen früher einzu;veten pflegten, ſteht zu
vereinzelt da, um eine Schlußfolgerung zu geſtatten, Daß das Zuſammentreffen beider Krankheiten eine ſehr lang dauernde Rekon
~valeszenz zur Folge hatte, darf eben ſo.wenig für etwas Beſonderes

gehalten werden, denn dieß war ſchon im Vorhinein zu erwarten,
weil der früher durch das Wechſelfieber bereits geſchwächte Orga
' nigmus dur< das Erſcheinen einer neuen und ſo heftigen Krankheit,

wie die Cholera iſt, der Art zerrüttet werden mußte, daß er einer
viel längeren Zeit zur Erholung bedurfte, als bei dem einfachen Be
- ſtande dieſer Krankheiten.

Von Komplikationen des Wechſelfieber8 mit andern akuten
und <hroniſchen Krankheiten ſcheinen uns die folgenden einiges In- |

tereſſe darzubieten:

Ein Wechſelfieberkranfer bekam die Blattern; beide Prozeſſe
verliefen nebeneinander, ohne ſich im Mindeſten zu beeinträchtigen,

Bei einem- Manne, der an einem im Banate entſtandenen, und
ſchon ein ganzes Jahr dauernden Wechſelfieber litt, hörten die Anfälle gleichzeitig mit dem Erſcheinen eines über beide Vorderarme
ziemlich ſtark verbreiteten Eczems auf. Nach einiger Zeit verſchwand
auch der Ausſchlag, und Patient konnte von beiden Krankheiten
vollfommen geheilt enilaſſen werden. Er befam Nux vom., nad
deſſen Gebrauche nur drei Anfälle ſich noch einſtellten. Ob in dieſem

Falle dem Eczem eine kritiſche Bedeutung zugeſchrieben werden

darf oder nicht? Ob die ſchnelle Heilung auf Rechnung des Mittels oder der hinzugefommenen neuen Krankheit zu bringen iſt oder
nicht? Dieſe Fragen ſind nicht leicht zu beantworten, da jede Anname reichliche Analogien für ſich hat.

Der Herpes labialis iſt ein bei Wechſelfiebern häufig vorfommendes Symptom; bei einem unſerer Kranken verbreitete ſich
jedoM derſelbe mit - einer ſo auffallenden Schnelligkeit über das
ganze Geſicht und die rechte Halsſeite, daß wir ihn für ein von
dem Wechſelfieber unabhängiges Leiden anſehen mußten, und zwar