ï~~190 Reviews Jahren die Aufmerksamkeit zahlreicher Philologen auf sich gezogen hat.2 Der Papyrus, der zwei Sappho-Gedichte enthailt, ist das friiheste aller uns bekannten Papyruszeugnisse fuir das Werk der grogen Dichterin. Die beiden Ersteditoren zeichnen ebenfalls ffir die vorliegende Edition verantwortlich, in der auch die inzwischen erschienene umfassende Literatur zum Papyrus berticksichtigt und ausgewertet wird. 430 ist ein unbekannter lyrischer Text, der auf demselben Papyrus wie die Sappho-Gedichte erhalten ist und ebenfalls das Interesse der Fachwelt, wenn auch in kleinerem Matge als die neue sapphische Dichtung, auf sich gezogen hat (die inzwischen erschienene Literatur wird auf S. 12 aufgelistet). Wie Gronewald und Daniel zutreffend bemerken, kann Sappho kaum die Autorin dieses Gedichts sein, da der Text in keinem der von Sappho bekannten Versmagen verfaft worden ist. Von Gronewald wurden vier weitere literarische Fragmente auf souverine Weise ediert, nimlich das aus 24 trochaiischen Tetrametern bestehende alphabetische Akrostichon 431, der philosophische Traktat 432, der vom Editor vorbildlich analysierte und als Gerichtsrede identifizierte 433 und der iugerst fragmentarisch erhaltene 434, der nach der iiberzeugenden Argumentation des Herausgebers aus einem Werk militirtaktischen Charakters stammt. Besonders verdienstvoll sind die fundierten Rekonstruktionsversuche von 432-434, die dem Leser einen lebendigen Eindruck vermitteln, wie die fragmentarischen Texte urspriinglich ausgesehen haben kdnnten. Die nichsten beiden Papyri enthalten Partien aus bekannten literarischen Texten: der von J. Lundon edierte 435 Isokrates, Antidosis 195 und der von Daniel bearbeitete 436 Lukasevangelium 3.29-30. Der einzige halbliterarische Text ist das von E Maltomini ausfiihrlich kommentierte medizinische Rezept 437. Die nichsten achtzehn Texte (438-455) stammen aus der mittleren Ptolemierzeit. 438-451 gehdren zu einem aus Mumienkartonage gewonnenen Archiv aus der Zeit des Ptolemaios IV. Philopator. Die in den Zeitraum zwischen 214/3 und 211/0 v.Chr. datierten Papyri sind an einen im Herakleopolites titigen Amtsinhaber namens Theomnestos gerichtet, der wohl als Polizeichef (dpXtpuvXaKiTq) zu identifizieren ist. Die Mehrheit der Papyri des Archivs wurden gemeinsam von Ch. Armoni und K. Maresch bearbeitet (Armoni zeichnet fuir 447,450 und 451 allein verantwortlich und Maresch fuir 449). Von beiden Herausgebern sind ferner 452, ein Schreiben fiber landwirtschaftliche Arbeiten, und 454, eine Anweisung an den Antigrapheus Asychis, ediert. Maresch unternahm auch die Edition von 453, dem Schreiben eines Epimachos an einen Philippos, und Armoni die Edition von 455, eine Eingabe an den 2 Siehe die lange Literaturliste auf S. 1 des Bandes. Diese Taitigkeit wird auch nach der Ver6ffentlichung von RKoln 11 fortgesetzt; vgl. etwa L. Bettarini, "Saffo e l'aldihl in P.K61n 21351, 1-8," ZPE 165 (2008) 21-31. 0
    Top of page Top of page