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Jahren die Aufmerksamkeit zahlreicher Philologen auf sich gezogen hat.2 Der
Papyrus, der zwei Sappho-Gedichte enthailt, ist das friiheste aller uns bekannten Papyruszeugnisse fuir das Werk der grogen Dichterin. Die beiden Ersteditoren zeichnen ebenfalls ffir die vorliegende Edition verantwortlich, in der
auch die inzwischen erschienene umfassende Literatur zum Papyrus berticksichtigt und ausgewertet wird. 430 ist ein unbekannter lyrischer Text, der auf
demselben Papyrus wie die Sappho-Gedichte erhalten ist und ebenfalls das
Interesse der Fachwelt, wenn auch in kleinerem Matge als die neue sapphische
Dichtung, auf sich gezogen hat (die inzwischen erschienene Literatur wird
auf S. 12 aufgelistet). Wie Gronewald und Daniel zutreffend bemerken, kann
Sappho kaum die Autorin dieses Gedichts sein, da der Text in keinem der von
Sappho bekannten Versmagen verfaft worden ist. Von Gronewald wurden
vier weitere literarische Fragmente auf souverine Weise ediert, nimlich das
aus 24 trochaiischen Tetrametern bestehende alphabetische Akrostichon 431,
der philosophische Traktat 432, der vom Editor vorbildlich analysierte und
als Gerichtsrede identifizierte 433 und der iugerst fragmentarisch erhaltene
434, der nach der iiberzeugenden Argumentation des Herausgebers aus einem
Werk militirtaktischen Charakters stammt. Besonders verdienstvoll sind die
fundierten Rekonstruktionsversuche von 432-434, die dem Leser einen lebendigen Eindruck vermitteln, wie die fragmentarischen Texte urspriinglich
ausgesehen haben kdnnten. Die nichsten beiden Papyri enthalten Partien aus
bekannten literarischen Texten: der von J. Lundon edierte 435 Isokrates, Antidosis 195 und der von Daniel bearbeitete 436 Lukasevangelium 3.29-30. Der
einzige halbliterarische Text ist das von E Maltomini ausfiihrlich kommentierte medizinische Rezept 437.
Die nichsten achtzehn Texte (438-455) stammen aus der mittleren Ptolemierzeit. 438-451 gehdren zu einem aus Mumienkartonage gewonnenen Archiv aus der Zeit des Ptolemaios IV. Philopator. Die in den Zeitraum zwischen
214/3 und 211/0 v.Chr. datierten Papyri sind an einen im Herakleopolites titigen Amtsinhaber namens Theomnestos gerichtet, der wohl als Polizeichef
(dpXtpuvXaKiTq) zu identifizieren ist. Die Mehrheit der Papyri des Archivs
wurden gemeinsam von Ch. Armoni und K. Maresch bearbeitet (Armoni
zeichnet fuir 447,450 und 451 allein verantwortlich und Maresch fuir 449). Von
beiden Herausgebern sind ferner 452, ein Schreiben fiber landwirtschaftliche
Arbeiten, und 454, eine Anweisung an den Antigrapheus Asychis, ediert. Maresch unternahm auch die Edition von 453, dem Schreiben eines Epimachos
an einen Philippos, und Armoni die Edition von 455, eine Eingabe an den
2 Siehe die lange Literaturliste auf S. 1 des Bandes. Diese Taitigkeit wird auch nach
der Ver6ffentlichung von RKoln 11 fortgesetzt; vgl. etwa L. Bettarini, "Saffo e l'aldihl in
P.K61n 21351, 1-8," ZPE 165 (2008) 21-31.
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