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Author: Caroline Harth
Title: Wolfgang Benz's Enzyklopdie des Nazionalsozialismus
Publication info: Ann Arbor, MI: MPublishing, University of Michigan Library
April 2001
Rights/Permissions:

This work is protected by copyright and may be linked to without seeking permission. Permission must be received for subsequent distribution in print or electronically. Please contact mpub-help@umich.edu for more information.

Source: Wolfgang Benz's Enzyklopdie des Nazionalsozialismus
Caroline Harth


vol. 4, no. 1, April 2001
Article Type: Site Review
URL: http://hdl.handle.net/2027/spo.3310410.0004.116

Wolfgang Benz's Enzyklopdie des Nazionalsozialismus

Caroline Harth

Edited by Wolfgang Benz, historian at the TU Berlin, Hermann Graml and Hermann Wei, scholars at the Institut fr Zeitgeschichte in Munich, with several illustrations, maps and diagrams. The CD-ROM "Enzyklopdie des Nationalsozialismus" is based on the printed version issued by Klett in 1998, Stuttgart, Klett-Cotta. First edition Verlag Klett-Cotta. 1997. Price:49, 90 DM/ 49,- sfr./379 S

PC system requirements: PC 486 upwards; 8 MB RAM (16 MB recommended) graphic cards from 640 times 480 upwards, 256 Colours, CD-ROM mechanism; MS Windows (3.11, 95, 98 or NT). ISBN: 3-932544-37-4

The set-up is simple. The interface is easy to navigate, the text is searchable by a fast, full- text search utility. Passages in the text can be marked in four colours and up to eight pages can be copied at one time.

The "Enzyklopdie des Nationalsozialismus" is made up of three parts: a handbook with 26 articles, a dictionary and an index of names, all written by 132 authors.

The editors demand a great deal on themselves by declaring the encyclopedia to be a comprehensive work of reference on National Socialism which is based on the latest research. Written in the form of essays, the handbook does not fulfil these claims. The index of names and the dictionary on the CD ROM are suitable references for a first orientation of the topic, but not suitable for further research.

Herausgegeben von Wolfgang Benz, Historiker an der TU Berlin, Hermann Graml und Hermann Wei, wissenschaftliche Mitarbeiter des Instituts fr Zeitgeschichte in Mnchen, mit zahlreichen Abbildungen, Karten und Grafiken. Die CD-ROM basiert auf der 3. korr. Auflage von 1998, Stuttgart, Klett-Cotta. Erste Auflage bei Verlag Klett-Cotta. 1997. Preis: 49, 90 DM/ 49,- sfr./379 S ISBN: 3-932544-37-4

Systemvoraussetzungen: PC ab 486; 8 MB RAM (16 MB empfohlen) Grafikkarte ab 640 mal 480, 256 Farben; CD- ROM Laufwerk; MS Windows (3.11, 95, 98 oder NT). Das Programm kann einfach geladen werden.

Die CD-ROM ist aus mehreren Gründen benutzerfreundlich. Ein Inhaltsbaum macht die einzelnen Teile übersichtlich. Mit Hilfe der sogenannten Hypertextfunktionalität sind Textstellen über Querverweise miteinander verbunden und können schnell aufgerufen werden. Auch die Suchmaske ermöglicht eine fixe Recherche von Begriffen im gesamten Text. Das Navigieren zwischen einzelnen Fundstellen ist auch für ungeübte Benutzer unproblematisch. Für die Permanent-Textmarkierung stehen vier Farben zur Verfügung. Mit jeder Markierung korrespondiert ein Datensatz, der bearbeitet, kommentiert, abgespeichert, sowie (jeweils bis zu acht Seiten) über die Zwischenablage herauskopiert werden kann. Zitatangabe erfolgt automatisch. Es gibt eine Seitenkonkordanz zur Printausgabe.

Die CD-ROM besteht aus drei Teilen: einem Handbuch, einem Lexikon und einem Personenverzeichnis. Zu den Autoren zählen auch renommierte Forscher wie Ian Kershaw, Marie-Luise Recker und Hermann Graml.

Wegen des vielversprechenden Titels „Enzyklopädie des Nationalsozialismus" muß das Werk an seinem Vollständigkeitsanspruch gemessen werden, d.h. eine Darstellung des gesicherten Gesamtwissens zu dem jeweiligen Gebiet darf erwartet werden. So verstehen auch die Herausgeber ihr Werk, wenn sie im Vorwort sagen: „ Als Sachlexikon mit etwa 1000 Stichworten, zugleich als Handbuch mit essayistischen Überblicksdarstellungen angelegt, möchte dieser enzyklopädische Versuch alle notwendigen Informationen über Institutionen und Organisationen, zu Ereignissen und Begriffen, über Fakten und Daten der nationalsozialistischen Ideologie und ihrer Verwirklichung im NS- Staat bieten.

132 Autoren haben sich bemüht, diesen Anspruch vom gegenwärtigen Stand der Forschung aus so lakonisch und objektiv wie möglich, aber auch so ausführlich und kritisch wie nötig zu erfüllen."

Der Lexikon-Teil wird diesem Anspruch gerecht. Begleitend zum Handbuch bietet das mehr als 1400 Eintragungen umfassende Lexikon zur NS-Zeit teilweise sehr ausführliche Erklärungen. Hier werden auch seltene Begriffe wie „Aviso Grille" und „Julleuchter" erklärt. Allerdings ist die Auswahl der Schwerpunkte unausgewogen. So wird der Frankfurter Auschwitz-Prozeß im Lexikon nicht erwähnt, und der Generalstaatsanwalt Fritz Bauer, der den Prozeß Anfang der sechziger Jahre in Gang brachte und als Ankläger leitete, fehlt im Personenverzeichnis. Karl Larenz ist hier aufgeführt, Ernst Rudolf Huber, Georg Dahm und Friedrich Schaffstein, wichtige Vertreter der „Kieler Schule", fehlen, diese ebenso. Manche Artikel sind leider nicht fehlerfrei, siehe nur:

Akademie für Deutsches Recht Am 26.6.1933 auf Initiative von Hans Frank gegründete Institution zur Verwirklichung des »nationalsozialistische(n) Programm(s) auf dem gesamten Gebiete des Rechts« in einem »Volksgesetzbuch« nach wissenschaftlichen Gesichtspunkten, seit 11.7.1934 eine öffentliche Körperschaft des Reichs.

[Teil II: Lexikon: Akademie für Deutsches Recht, S. 1. Digitale Bibliothek Band 25: Enzyklopädie des Nationalsozialismus, S. 871 (vgl. EdNS, S. 353-354) © Verlag Klett-Cotta]

Das Volksgesetzbuch war nicht das einzige Projekt der Akademie für Deutsches Recht, und die juristisch korrekte Bezeichnung ist nicht „öffentliche Körperschaft des Reiches", sondern „öffentlich-rechtliche Körperschaft des Reiches".

Das essayistisch verfaßte Handbuch besteht aus 22 Kapiteln zu Themen wie Wirtschaft, Wissenschaft, Kunst und Architektur, Frauen und Sport. Der Anspruch, mittels eines Handbuches in Form von Überblicksdarstellungen einen geschlossenen Gesamtüberblick zu bieten, kann schon aufgrund des hierin enthaltenen Widerspruchs nicht erfüllt werden. Die ausladende Schilderung ausgewählter Schwerpunkte auf Kosten anderer Aspekte, ein Hauptmerkmal eines Essays, ist für eine derartige Enzyklopädie ungeeignet.

Die unterschiedliche Begriffskennzeichnung — mal mit, mal ohne Klammer, mal mit, mal ohne Anführungsstriche — ist verwirrend. Allerdings wird diese Hürde durch die Suchmaschine der CD-ROM ausgeglichen.

Beispiel für eine Suche im Lexikon: Auf der Suche nach Angaben zur „Canaris-Oster-Gruppe" findet der Leser im Lexikon unter dem Buchstaben C dieselbe, versehen mit dem Hinweis: „s. Widerstand". Ob der Verweis sich auf das Kapitel „Widerstand" im Handbuch bezieht oder auf einen Lexikonartikel „Widerstand", ist nicht ersichtlich. Nach zeitaufwendigem Hin- und Herblättern stößt der Leser auf den Handbuchartikel Widerstand.

Beispiel für eine Suche in der CD-ROM: hier dauert das Ganze 3 Sekunden, allerdings nur, wenn „Canaris" eingetippt wird, da der zusammengesetzte Begriff „Canaris—Oster" im Handbuch nicht erscheint. Dann landet man im Lexikonartikel „Flossenbürg". Dort ist folgendes zu lesen:

Im letzten Kriegsjahr diente das abgelegene Lager auch als Hinrichtungsstätte für rund 1500 Gegner des Regimes, und am 9.4.1945 wurden nach einem Standgerichtverfahren in Flossenbürg noch sieben Beteiligte am mißglückten Attentat vom 20. Juli 1944, unter ihnen Wilhelm Canaris, Hans Oster und auch Dietrich Bonhoeffer, hingerichtet.

[Teil II: Lexikon: Flossenbürg, S. 2. Digitale Bibliothek Band 25: Enzyklopädie des Nationalsozialismus, S. 1371 (vgl. EdNS, S. 462) © Verlag Klett-Cotta]

Ein weiterer Nachteil ist, daß in den Handbuchkapiteln an manchen Stellen Zitate stehen, deren Urheber auch in Klammern genannt sind, jedoch das Werk, aus dem zitiert wurde, nicht im Literaturanhang aufgeführt wird. Zum Beispiel wird Ernst Fraenkel an zwei Stellen im Kapitel „Verwaltung und innere Justiz" zitiert, eine Fundstelle zu seinem wichtigsten Werk, „Der Doppelstaat" erscheint im Literaturanhang des Kapitels nicht, und auch im Personenverzeichnis gibt es keinen Literaturhinweis.

Es gibt viele gute Artikel, z.B. im Kapitel „Außenpolitik" der Abschnitt „Ribentropps Konzepte - Machtverlust des Auswärtigen Amtes". Die Beschreibung der deutschen Außenpolitik unter Ribentropp ist gut lesbar. Hilfreich für den Historiker ist das letzte Kapitel über Quellen zum Nationalsozialismus. Hier werden amtliche Druckschriften, Zeitungen, Editionen und nichtschriftliche Quellen sowie Archive aufgeführt.

Im Vorwort der Printausgabe, welches auch die digitale Ausgabe einführt, ist zu lesen: „Literaturhinweise erschienen den Herausgebern und dem Verlag notwendiger als üppige Illustrationen." [Einführung: Digitale Bibliothek Band 25: Enzyklopädie des Nationalsozialismus, S. 4 (vgl. EdNS, S. 7)© Verlag Klett Cotta] Das Handbuch der CD-ROM wird diesem Anspruch nicht immer gerecht. Im Kapitel „Wirtschaft" sind nur 6 Literaturhinweise zu finden, Klassiker wie „Behemoth" von Franz Neumann fehlen, und neuere Forschung (nach 1996) wird nicht berücksichtigt. Das gilt auch für das Kapitel „Justiz und innere Verwaltung" Hier fehlen M. Stolleis, „Recht im Unrecht", Frankfurt 1994, K. Marxen, „Das Volk und sein Gerichtshof", Frankfurt 1994 und I. Müller, „Furchtbare Juristen, Die unbewältigte Vergangenheit unserer Justiz", München 1987.

Im Personenverzeichnis werden in 1.100 Kurzbiographien die im Handbuch und im Text genannten Personen vorgestellt.

Die 66 Abbildungen können im Abbildungsverzeichnis durch Doppelklick aufgerufen werden. Unter ihnen sind auch hilfreiche Karten, zum Beispiel Abb. 63: „Das Reichssicherheits-Hauptamt und seine regionale Gliederung im Großdeutschen Reich (1943)" oder Abb. 56:"Militärische/ paramilitärische Ränge im Vergleich."

Die CD-ROM ist für Historiker zur ersten Orientierung als Nachschlagewerk geeignet. Aufgrund der beschriebenen Schwächen ist sie aber nur begrenzt für weiterführende wissenschaftliche Zwecke einsetzbar.

Caroline Harth

Harth@mpier.uni-frankfurt.de