Vorlesungen über darstellende geometrie, von Dr. F.v. Dalwigk.

~ 16. Kotierte Projektion. 357 herab. Eine der im Gipfelpunkt beginnenden Linien größten Falles läuft dann in den Sattelpunkt hinein. Sie wird als Kammlinie oder Rückenlinie, auch als Wasserscheide definiert. Sie teilt den Bergrücken in zwei Hänge. Jeder Hang hat seine eigenen Gefällslinien, welche nicht über die Kammlinie hinübergreifen und auch nicht etwa unterhalb des Gipfels in die Kammlinie einmünden. Die Gefällslinien nähern sich im Steigen mehr und mehr der Kammlinie an, erreichen sie jedoch erst im Gipfelpunkt, wenigstens wenn die Kammlinie nicht den Charakter einer Kante, eines Grates hat. Die folgende Überlegung ist sehr wichtig.') Der Rücken senke sich quer vor dem Beschauer herab. Die Form seines oberen Teils (bis zu einer bestimmten Niveaulinie) werde starr festgehalten. Der untere Teil werde so deformiert, daß der Sattelpunkt seine Höhenlage beibehält und sich nach vorn schiebt. Eine dieser stetigen Formänderung entsprechende Umformung des unteren Teils der Horizontalkurven ist ziemlich leicht vorstellbar. Sie läßt erkennen, daß jetzt eine ganz andere vom Gipfel ausgehende Gefällslinie nach dem neuen Sattelpunkt läuft. (Nimmt man von der früheren Kammlinie den Teil im oberen, starr gebliebenen Stück des Rückens, und setzt man diese Linie im deformierten unteren Stück des Rückens als Gefallslinie fort, so geht sie hinter dem Sattelpunkt vorbei.) Das zeigt deutlich die Notwendigkeit der Annahmen, welche bei der Definition der Rückenlinie gemacht wurden. Ein Rücken, über dessen Einmündung in einen Sattel- oder über dessen sonstiges Auslaufen nach unten - man nichts weiß, hat keine eindeutig definierte Kammlinie oder Wasserscheide. Man kann die Kammlinie nicht vom Gipfel aus definieren. Ebenso ist die in einem Teil der älteren Literatur sich findende Angabe unhaltbar: die Kammlinie sei dadurch charakterisiert, daß sich an ihr die übrigen Gefällslinien besonders eng zusammendrängen. Die Oberfläche eines muldenförmigen, nach der einen Seite sich senkenden Tales entspricht dem Spiegelbild der Oberfläche eines Bergrückens für eine horizontale spiegelnde Ebene. Dadurch übertragen sich die beim Bergrücken angestellten Betrachtungen. Zieht das Tal von einem Sattel herab, so gibt es eine bestimmte im Sattelpunkt beginnende Gefällslinie. Man kann sie als Tallinie bezeichnen. Das in der Literatur vorkommende Wort Talweg, was sogar im Französischen als Fremdwort auftritt, ist schlecht gewählt.2) Die Tallinie ist das Gegenstück zur Kammlinie eines Bergrückens. Sie teilt die Oberfläche des Tals in zwei Hänge. Die von den Hängen herabziehenden Gefällslinien biegen mehr 1) Die nächsten Seiten erfordern z. T. ein gründliches Durchdenken und eine Unterstütznng durch selbst gezeichnete Figuren und durch gute Karten großen Maßstabs. 2) Wo man in der Natur stark ausgeprägte Bodenformen studieren kann, wird man finden, daß die wirklichen Talwege nichts mit den hier eingeführten Tallinien zu tun haben.

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Title
Vorlesungen über darstellende geometrie, von Dr. F.v. Dalwigk.
Author
Dalwigk, F. von (Friedrich), 1864-
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Page 344 - Comprehensive Index
Publication
Leipzig,: B.G. Teubner,
1911-14.
Subject terms
Geometry, Descriptive
Perspective

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