Vorlesungen über darstellende geometrie, von Dr. F.v. Dalwigk.

332 Anhang. ~ 2. ~ 2. Über Reflexbeleuchtung. In der Natur kommt zur unmitteIbaren Beleuchtung durch die Sonnenstrahlen stets eine Beleuchtung durch Licht hinzu, welches in der Atmosphäre zerstreut oder von anderen Gegenständen reflektiert wurde. Das ändert erstens die Beleuchtungsstärke der vom direkten Sonnenlicht getroffenen Flächenteile, zweitens bewirkt es, daß die Schlagschatten nicht absolut schwarz sind, und drittens bewirkt es dasselbe für die dunklen, vom Lichte abgekehrten Oberflächenteile der Körper (für die Selbstschatten oder Eigenschatten). Alle Flächen, die ohne Reflexbeleuchtung vollkommen schwarz wären, sind durch sie etwas aufgehellt, i. a. ungleichmäßig aufgehellt, also abgetönt.1) Beleuchtungskonstruktionen werden hauptsächlich für einen praktischen Zweck gemacht, zur Erzielung einer erhöhten plastischen Wirkung. Die Konstruktionen müssen einfach sein, und die Erreichung guten bildlichen Eindrucks ist wesentlicher als die genaue Wiedergabe der tatsächlichen Beleuchtungsverhältnisse. Hierin liegt die Rechtfertigung des folgenden Vorgehens, welches bei technischen Zeichnungen allgemein üblich ist. Das zerstreute Licht, welches die vom Licht abgekehrten Oberflächenteile aufhellt, wird durch ein Parallelbündel von Lichtstrahlen ersetzt. Dieses gedachte Reflexlicht nimmt man entgegengesetzt gerichtet an wie das ursprüngliche Beleuchtungslicht, natürlich muß es wesentlich schwächer sein als das ursprüngliche Licht. Für die Flächen, welche von direktem Licht getroffen werden, kann man entweder von Reflexlicht ganz absehen oder man denkt sich auch hier das Reflexlicht als ein einziges Parallelbündel und gibt ihm die gleiche Richtung wie dem ursprünglichen Licht. Dann summiert es sich einfach mit ihm. Wenn die Stärke des direkten Lichtes 1 ist und wenn man die Stärken des ihm entgegengesetzt gerichteten Reflexlichtes und des ihm gleichgerichteten Reflexlichtes beide als etwa 0,3 annimmt (mit Wiener), dann hat man in der ursprünglichen Lichtrichtung die Stärke 1,3, in der entgegengesetzten Richtung die Stärke 0,3. Das kommt auf dasselbe heraus, wie die Annahme eines direkten Lichtes von der Stärke 1 und eines Reflexlichtes, welches nur entgegengesetzt zum direkten Licht gerichtet ist und die Stärke 0,3:1,3 oder rund 0,25 hat. Diese Annahme (wobei übrigens auch andere Zahlenwerte vorkommen) ist die übliche. Dennoch wird man gelegentlich ein Reflexlicht in der Richtung des ursprünglichen Lichtes nicht entbehren 1) Der auf den Erdboden fallende Schatten eines freistehenden Hauses ist dicht am Haus am dunkelsten, weil dorthin nur ein kleinerer Teil der Himmelskugel zerstreutes Licht werfen kann. Diese Überlegung führt dazu, daß manchmal im Unterricht - auch bei bloßen Schattenkonstruktionen ohne Beleuchtungskonstruktionen - die auf die Projektionsebenen fallenden Schatten abgetönt, dicht am schattenwerfenden Körper am dunkelsten wiedergegeben werden. Darin liegt aber i. a. eine sehr starke Übertreibung einer an sich richtigen Beobachtung. Das Verfahren ist durchaus nicht zu empfehlen.

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Title
Vorlesungen über darstellende geometrie, von Dr. F.v. Dalwigk.
Author
Dalwigk, F. von (Friedrich), 1864-
Canvas
Page 324
Publication
Leipzig,: B.G. Teubner,
1911-14.
Subject terms
Geometry, Descriptive
Perspective

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"Vorlesungen über darstellende geometrie, von Dr. F.v. Dalwigk." In the digital collection University of Michigan Historical Math Collection. https://name.umdl.umich.edu/acv4838.0001.001. University of Michigan Library Digital Collections. Accessed May 21, 2025.
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