Vorlesungen über darstellende geometrie, von Dr. F.v. Dalwigk.

316 Anhang. ~~ 14-15.
feder, deren Schraubenmutter scheibenförmig und mit Teilung und Ziffern
versehen ist. Man kann dann immer rasch die gerade nötige Strichdicke
einstellen. - Die Reißfeder soll immer gut gefüllt gehalten werden; unter
stark abnehmender Füllung leidet die Gleichmäßigkeit der Strichdicke. Das
Einfüllen der flüssigen Tusche geht recht gut mit dem im Stöpsel festsitzenden Glasstab. Sorgfältige Reinigung der Feder ist nötig und ist
je nach der Konstruktion verschieden leicht.
Die Dicke der ausgezogenen Linien wird sehr verschieden gewählt. Bei ziemlich dünnen Linien hat man noch die Möglichkeit, Längen
aus der Figur einigermaßen scharf zu entnehmen oder weitere Konstruktionslinien in die Figur richtig einzutragen. Andrerseits geben dicke
ausgezogene Linien oft eine deutlichere, für manche Zwecke schönere
Figur. Unter diesem Gesichtspunkt können z. B. bei manchen Körperdarstellungen die Kanten stärker gezeichnet werden als hier im Buch.l)
Außerdem hängt die Strichdicke mit der Größe der Figur zusammen.
Große Figuren vertragen größere Strichdicke und sind nicht bloß schöner,
sondern auch weniger mühsam zu entwerfen als kleine. Besonders ist es
bei kleinen Figuren oft recht schwer, das Stimmen aller wesentlichen
Proben zu erreichen.
Farbige Hilfslinien haben manche Vorteile. Sie werden ununterbrochen ausgezogen und können bei leuchtenden Farben ziemlich fein gehalten werden. Mühe und Zeitaufwand werden durch farbige Hilfslinien
oft sehr gekürzt. In vielen Fällen wirkt auch eine Figur mit farbigen
Hilfslinien noch günstig, ja es tragen farbige Hilfslinien bei. verwickelten
Figuren oft zur Erhöhung der Übersichtlichkeit wesentlich bei.2) Ubrigens
entscheiden über die Anwendung von farbigen Hilfslinien überhaupt und
über die Benutzung einer oder mehrerer Farben sehr stark die gerade vorliegende Aufgabe, die aufzuwendende Zeit und der persönliche Geschmack.
~ 15. )as Anlegen von Flächen mit Tusche. Besonders bei Schattenkonstruktionen und bei der Darstellung der Beleuchtung einer Fläche hat
man Flächen anzutuschen. Vorher sind alle Spuren von Bleistiftlinien zu
entfernen, zuweilen wird auch noch die ganze Zeichnung abgewaschen.
Kleine Flächen tuscht man an, wenn sie ganz trocken sind. Dabei kann
man die Tusche gleich in der richtigen Stärke auftragen oder den gewünschten Ton durch Übereinanderlegen mehrerer Schichten erreichen,
wobei jedesmal ein Trocknen nötig ist. Hierdurch ist eher die Möglichkeit geboten, einmal entstandene Ungleichheiten beim Auflegen der nächsten
Farbschicht auszugleichen. Das gleichmäßige Anlegen von Flächen er1) Alle Figuren im Buch sind natürlich starke Verkleinerungen der Originale.
2) Eine vollständige Figur des Gradnetzes und der Hilfslinien bei stereographischer Projektion wird nur in Schwarz schwerlich so übersichtlich wie bei
farbigen Konstruktionslinien.