Vorlesungen über darstellende geometrie, von Dr. F.v. Dalwigk.

272 Zweiter Teil. Schiefe Parallelperspektive und Axonometrie. ~~ 11-12. Wollte man die volle wahre Länge abtragen, so erhielte man sehr stark verzerrte Bilder. Nimmt man statt der halben Größe nur ein Drittel, dann werden die Bilder freilich schöner, weniger verzerrt, aber die Drittelung ist unbequem, wenn man nicht einen besonderen Teilzirkel für Drittelung hat. Dieses Verfahren wird man deshalb meist nur da anwenden, wo die mit dem früheren Verfahren verbundene Verzerrung besonders lästig ist; tatsächlich werden krystallographische Zeichnungen häufig so entworfen. Setzt man unter Beibehaltung der Streckenhalbierung an die Stelle des Winkels von 300 einen Winkel von 45~, so ist man auf Halbierung mit dem Zirkel angewiesen, die Konstruktion wird damit umständlicher. Ein weiterer Nachteil ist die wesentlich stärkere Verzerrung der Bilder von Körpern. Andererseits freilich wird das Grundrißbild nicht so stark verzerrt und nicht so stark zusammengedrängt. Am Schluß von ~ 12 des XXIV. Abschnitts ist noch eine andere Projektionsrichtung besprochen. Für die meisten mathematischen Zeichnungen aber empfiehlt sich die bisher hauptsächlich behandelte Projektionsrichtung. Wenn dabei im Unterricht für Skizzen an der Tafel das Bedürfnis vorliegt, ein Grundrißbild deutlicher, breiter erscheinen zu lassen, dann wird man den Winkel von 300 übertreiben in solchen Grenzen, daß die Tafelskizze in den Grundzügen noch den Charakter behält, wie er dem Winkel von 300 und der Verkürzung auf die Hälfte entspricht. ~ 12. Über die Zeichnung von Krystallen in Parallelperspektive. Das Bild eines abgestumpften regelmäßigen Oktaeders ist leicht zu erhalten. Das vollständige Oktaeder hat drei zueinander rechtwinklige Achsen von gleicher Länge. Zwei davon nimmt man wagrecht und senkrecht und zwar zur Bildebene parallel. Dann hat man die sämtlichen Ecken und das Oktaeder selbst im Bilde sofort. Die Abstumpfung erfolgt durch die Flächen eines Würfels mit demselben Achsenkreuz. Dadurch werden die Achsen des vollständigen Oktaeders an ihren Enden überall um gleich viel gekürzt. Man sucht zunächst die neuen Endpunkte der Achsen. Diese Punkte sind die Mittelpunkte der quadratischen Flächen des abgestumpften Körpers. Von jedem Quadrat kennt man die Richtungen der Diagonalen, weiter liegen die Quadratecken auf den Kanten des ursprünglichen Oktaeders und die Quadratseiten sind zu solchen Kanten parallel. Die hiermit angegebenen Beziehungen reichen aber nicht aus, um die Bilder aller kleinen Quadrate gut zu erhalten; spitze Schnitte machen sich an manchen Stellen fühlbar, besonders bei den zur Bildebene parallelen Quadraten. Je zwei Quadrate, deren Ebenen nicht parallel sind, besitzen ein Paar paralleler Diagonalen, diese Diagonalen sind gleich lang und ihre Endpunkte liegen auf Parallelen zu einer Oktaederkante. So kann man durch Streckenübertragung mit dem Zirkel oder durch Ziehen von Parallelen die Ungenauigkeiten ausgleichen.

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Title
Vorlesungen über darstellende geometrie, von Dr. F.v. Dalwigk.
Author
Dalwigk, F. von (Friedrich), 1864-
Canvas
Page 264
Publication
Leipzig,: B.G. Teubner,
1911-14.
Subject terms
Geometry, Descriptive
Perspective

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"Vorlesungen über darstellende geometrie, von Dr. F.v. Dalwigk." In the digital collection University of Michigan Historical Math Collection. https://name.umdl.umich.edu/acv4838.0001.001. University of Michigan Library Digital Collections. Accessed May 21, 2025.
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