Vorlesungen über darstellende geometrie, von Dr. F.v. Dalwigk.

~ 9. XXI. Abschnitt. Die wichtigsten zentralperspekt. Kartenprojektionen. 257 fläche auf der Sternkarte, indem sie rotiert. Damit ist das Prinzip der drehbaren, stereographischen Sternkarte mit Horizontausschnitt erläutert. Freilich sind die im Buchhandel befindlichen drehbaren Sternkarten oft nicht in stereographischer Projektion entworfen, sondern in einer anderen azimutalen Projektion. Dann ist das Bild der sichtbaren Halbkugel des Sternhimmels nicht kreisförmig, sondern es ist durch ein Oval begrenzt. Gute Wahl der Projektionsart kann zu geringeren Dehnungen in den äußeren Teilen der Karte führen als bei stereographischer Projektion. Im folgenden wird wieder nur von stereographischer Projektion gesprochen.l) Die Verzerrung der stereographischen Sternkarte macht sich erstens in den wechselnden Vergrößerungsverhältnissen fühlbar. Zwei Sternbilder, welche nahe über dem südlichen und dem nördlichen Horizont sichtbar sind, erscheinen in der Sternkarte in ganz unnatürlichem Größenverhältnis. Für ein Sternbild dicht am südlichen Horizont und ein dem Zenith nahes Sternbild sind die Größenverhältnisse in der Karte auch wesentlich verschieden, nur macht sich das nicht so fühlbar, weil wir überhaupt gleiche Größen in fast horizontaler und fast vertikaler Richtung verschieden schätzen. Ferner macht sich die Verzerrung geltend, indem größte Kreise am Himmel im allgemeinen keine geradlinigen Bilder haben. Punkte, die am Himmel in gerader Linie erscheinen, liegen in der Karte im allgemeinen auf Kreisbogen. Da man größte Kreise am Himmel gern zum Aufsuchen von Sternbildern verwendet (z. B. vom großen Bären oder der Cassiopeja aus), so ist es von einigem Interesse, zu wissen, nach welcher Seite hin ihre Bilder in der Sternkarte konkav sind und wie stark sie ungefähr gekrümmt sind. Die Bilder der Himmelsmeridiane sind geradlinig. Für die Bilder anderer größter Kreise der Himmelskugel geht man auf ~ 7 zurück. Das Bild des Bogens eines größten Kreises, der neben den Polen vorübergeht, ist immer gegen das Bild des Nordpols konkav und ist um so stärker gekrümmt, je weiter der Kreis vom Nordpol entfernt bleibt. In der Sternkarte des Stielerschen Schulatlas sind eine Anzahl von größten Kreisen der Kugel eingetragen, welche durch die Ekliptikpole gehen. Diese Kreislinien veranschaulichen das eben ausgesprochene gut und geben einigen Anhalt über die Radien der Bilder anderer größten Kreise. Selbst wenn an einer stereographischen Sternkarte ein einstellbarer Horizontkreis zur Kennzeichnung des sichtbaren Sternhimmels angebracht ist, so ist die Karte für den Anfänger eigentlich nur bei völlig freiem Ausblick gut zur Orientierung brauchbar. Ist das Gesichtsfeld durch Häuser, Bäume, Wolken eingeschränkt, dann treten wesentliche Schwierig1) Das Gesetz für die Radien der Bildkreise konstanter Poldistanz wurde im ~ 3 aufgestellt, es ermöglicht eine einfache Prüfung, ob eine Sternkarte in stereographischer Projektion entworfen ist. F. v. Dalwigk, darstellende Geometrie. I 17

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Title
Vorlesungen über darstellende geometrie, von Dr. F.v. Dalwigk.
Author
Dalwigk, F. von (Friedrich), 1864-
Canvas
Page 244
Publication
Leipzig,: B.G. Teubner,
1911-14.
Subject terms
Geometry, Descriptive
Perspective

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