Abhandlungen zur Geschichte der Mathematik.

94 Ferdinand Rosenberger: riebenen Schwefelkugel handeln.') Auch hier gebraucht Guericke die Wörter elektrisch oder Elektricität an keiner Stelle, sondern spricht nnr von den Virtutes Mundanae, die fast alle an der Schwefelkugel hervorzubringen seien, und betont ausdrücklich die Anwesenheit mehr rerr Kräfte in der Kugel. ~Item, so sagt er im ersten Briefe, es können gar viel andere wunderbare Dinge durch diese Kugel demonstriret werden, so dass man siehet, dass nicht eine, sondern einige viventes virtutes darinnen verborgen, gleichwie man vom Magnetstein siehet, in welchem die Virtus directiva Telluris, kein mehreres aber stäcket." Der Einheitsbegriff der Elektricität war eben auch bei Guericke noch nicht ausgebildet oder doch wenigstens noch nicht bewusst vollendet, wenn auch eine dunkle Ahnung von der Zusammengehörigkeit der Lichterscheinungen mit den elektrischen wohl vorhanden war. Dafür zeugen jedenfalls die folgenden Worte, mit denen Guericke die Uebersendung einer seiner Schwefelkugeln an Leibniz unter anderm begleitet: ~Wenn man nicht rächtt weiss, wie sie (die Kugel nehmlich) zu atteriren und zu perstringiren, so nehme man sie bey abends infs finstere vor, da wird man sehen vff welche art sie am besten schein von sich gibt, also will sie auch tractirt sein." Dass Guericke aber, trotz seiner Betonung des knisternden Geräusches in der Schwefelkugel und trotz der Abschätzung der Stärke der Elektricität nach der Stärke des Glimmlichts, niemals einen elektrischen Funken gesehen, das geht deutlich aus einem andern Briefe Guericke's hervor, in dem er Leibniz auf dessen Bemerkungen über die Experimente mit der erhaltenen Schwefelkugel antwortet: "Desselben gar angenehms vom 31. Jan., so heisst es da, hatt mich die Vberkunft der Schwäffelkugel verständigett und dass sie wegen andere geschöffte noch nicht probiret werden können; doch hette Er die Wärme und Funken gar wohl gesprühret etc. Nuhn weiss ich nicht, ob etwan ein missverstand hierbey, vielmehr von Wärme bey der Kugel nichts beweist, die Funken aber müssten etwa von dem leuchten zu verstehen sein, wan man Sie mit trucken henden bey der nachts oder im finstern gemach bestrichett, so gibbt sie, wie der Zucker, leüchtung von sich." Schade, dass gerade der hier angezogene Brief Leibnizens nicht mehr vorhanden, denn er müsste meiner Meinung nach beweisen, dass Leibniz der Erste gewesen, der einen elektrischen Funken 1) Guericke's Briefe sind in der Königlichen Bibliothek zu Hannover, wie es scheint, noch vollständig vorhanden, Leibnizens Briefe aber wohl bis auf zwei verloren. Die Briefe sind zum grössten Theile abgedruckt in den philosophischen Schriften von G. W. Leibniz, herausgegeben von C. J. Gerhardt, I. Band, Berlin 1875, S. 93-112.

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Title
Abhandlungen zur Geschichte der Mathematik.
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Publication
Leipzig,: B. G. Teubner,
1877-99.
Subject terms
Mathematics -- Periodicals.
Mathematics -- History.

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