Abhandlungen zur Geschichte der Mathematik.

Die ersten Beobachtnugen über elektrische Entladungen. 93 die Anziehungskraft der Schwefelkugel, die er hier auch als fortleitungsfähig von der magnetischen bestimmt unterscheidet, ausdrücklich als eine elektrische Erscheinung. Man hat danach vielfach geglaubt, ihm auch die Erkenntniss der Zusammengehörigkeit des Tönens und Leuchtens der geriebenen Schwefelkugel mit den elektrischen Kräften mit Sicherheit zuschreiben zu dürfen, meines Erachtens jedoch nicht mit vollem Recht. Die im vierten Buche erwähnten Weltkräfte gehören nur insofern zusammen, als sie alle unkörperliche Kräfte d. h. solche Kräfte sind, die durch das Ausströmen sehr feiner, nicht direkt wahrnehmbarer, alle körperliche Materie frei durchdringender Flüssigkeiten aus den betreffenden Körpern verursacht werden. Solcher subtilen Flüssigkeiten und damit solcher unkörperlicher Kräfte kann es sehr verschiedene geben; als elektrisch bezeichnet Guericke direkt nur die Anziehungs- und Absto ssungskraft (Virtus Conservativa & Expulsiva) 1) der geriebenen Schwefelkugel. Die im fünfzehnten Kapitel als erste unter den unkörperlichen Kräften erwähnte Beharrungskraft (v. impulsiva) ist sicher nicht elektrisch; ob die Kraft des Tönens (v. Soni) den elektrischen Erscheinungen zuzuzählen, bleibt mehr als zweifelhaft, da die Töne, welche Guericke hörte, wenn er die Schwefelkugel mit der Hand an's Ohr hielt, wohl nicht den elektrischen Funken, sondern vielmehr dem Zerreissen der erwärmten Schwefelkrystalle zuzuschreiben sind. So erscheint es zum mindesten unsicher, ob Guericke einen festen Zusammenhang zwischen dem von ihm entdeckten Leuchten der geriebenen Schwefelkugel mit der elektrischen Anziehung wirklich klar erkannt hat, wenn derselbe auch insofern wenigstens nicht zu übersehen war, als alle wirklich elektrischen Kräfte sichtlich gemeinsam durch Reiben der Schwefelkugel erzeugt wurden. Guericke hat mit Leibniz auf des Letzteren Anregung hin, während der Jahre 1671 und 1672, also kurz vor dem Erscheinen des Guericke'schen Werkes Briefe gewechselt, die vor allem von den Versuchen mit der ge1) Direkt im strengsten Sinne bezeichnet Guericke auch nicht einmal die Abstossungskraft als elektrisch, doch folgt dies von selbst aus dem erwähnten leichten Uebergehen der Attraction in Expulsion und umgekehrt. Auch bespricht Guericke die Leitungsfähigkeit, die er als bestes Merkmal der Elektricität bezeichnet, grade in dem Artikel des 15. Kaptils, der von der Virtus Expulsiva handelt. Seine Worte aber im 8. Kapitel über die elektrische Anziehung lauten:,Sed nos, qui, in antecedenti capite denominati globi Sulphurei attractionem, eandem cum Electrica assumimus & ex virtute Conservativa esse vel oriri pereipimus, non possumus concedere, hanc attractionem mediante aere fieri, quia experimenta oculariter monstrant, hunc Sulphureum Globum (attritione antea excitatum) suam quoque virtutem per filum lineum, ulnam & ultra longuni, posse excereere, & ibi aliquid attrahere."

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Title
Abhandlungen zur Geschichte der Mathematik.
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Publication
Leipzig,: B. G. Teubner,
1877-99.
Subject terms
Mathematics -- Periodicals.
Mathematics -- History.

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"Abhandlungen zur Geschichte der Mathematik." In the digital collection University of Michigan Historical Math Collection. https://name.umdl.umich.edu/acd4263.0003.001. University of Michigan Library Digital Collections. Accessed May 1, 2025.
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