Abhandlungen zur Geschichte der Mathematik.

Die erste EntwickIung der Elektrisirmaschine. 79 Mit der Entwickelung des Conduktors verband sich dann auch schon eine Verbesserung des Reibzeuges. Man fand es zweckmässig, die langen Glasröhren statt mit der Hand mit Wollen- oder Lederlappen zu reiben, die man mit verschiedenen Pulvern, wie Kreide, Tripel u. s. w. bestreut hatte; und mit diesem so vollendeten Apparate aus Glasstange, Reibzeug und Conduktor vermochte man in der That grössere Mengen von Elektricität auf einmal zu erhalten, so dass geschickte Experimentatoren empfindliche elektrische Schläge austheilen und Zündversuche schon mit Erfolg unternehmen konnten. Doch aber musste man bei der sich immer mehrenden Zahl und Bedeutung der elektrischen Untersuchungen die Unbequemlichkeit und Unsicherheit des zusammenzustellenden Apparates, bei dessen Gebrauch Gehilfen schwer zu verwenden waren, immer stärker empfinden und musste danach nothgedrungen sich der rotirenden Kugeln Guericke's und Hawksbee's erinnern und ihre Anwendung wieder versuchen. Der erste Physiker, von dem die Beschreibung einer solchen Kugelelektrisirmaschine veröffentlicht wurde, war der erwähnte Leipziger Professor Christian August Hausen, dessen betreffende Schrift Novi Profectus in Historia Electricitatis im Jahre 1743 kurze Zeit nach seinem Tode erschien. Wie die umstehende Abbildung, welche das Titelkupfer dieser Schrift wiedergiebt, erkennen lässt, enthielt Hausen's Apparat auch schon alle wesentlichen Theile der Elektrisirmaschine, nur in den alten, gewohnten Formen, nämlich erstens die Hawksbee'sche Glaskugel, welche wie bei diesem durch eine Schnurenübertragung mit Hilfe eines grossen Rades in schnelle Rotation versetzt werden konnte, aber der nur für das Studium der Lichterscheinungen nöthigen Vorrichtung für das Evacuiren entbehrte, dann zweitens die trockene Hand des Experimentators als Reibzeug und endlich drittens den Conduktor in Gestalt eines Knaben, der in Schnüren von Seide hängt oder auch auf einem mit Pech ausgegossenen Fasse steht. Da in der Einleitung zu Hausen's Schrift ausdrücklich bemerkt ist, dass er seine Experimente mit der Maschine erst kurz vor seinem Tode brauch mehr machen konnte, nahmen die Naturforscher zu einer leichteren und wohlfeileren Gerathschaft, welche in Glasröhren und Schwefel- oder Siegellackstangen bestand, ihre Zuflucht, und die ersten Leiter, deren sie sich bedienten, waren nichts weiter als hänfene Stricke, welche auf seidenen Schnuren ruhten. An deren Statt nahm man bald darauf metallene Stangen. Nachher nahm man abermals zu Kugeln seine Zuflucht, weil dieselben weit geschickter waren, diesen isolirten Leitern die elektrische Materie auf eine mehr einförmige Art zu überliefern."

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Title
Abhandlungen zur Geschichte der Mathematik.
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Publication
Leipzig,: B. G. Teubner,
1877-99.
Subject terms
Mathematics -- Periodicals.
Mathematics -- History.

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