Abhandlungen zur Geschichte der Mathematik.

Die Entdeckung der Parabelform der Wurflinie. 591 die letztere nicht erklärlich wäre, wenn nicht die Geschwindigkeiten im Absteigen in der gleichen Weise zunähmen, wie sie im Steigen abnehmen, rechtfertigt die Ergänzung nicht, man könnte mit gleichem Recht aus DAL MONTE'S Satze folgern, dafs er die unveränderte Erhaltung sowohl des horizontalen wie des vertikalen Teils der ~gewaltsamen Bewegung" annimmt, weil nur unter dieser Voraussetzung seine Behauptung richtig ist; und doch wird man so fundamentale neue Erkenntnisse nicht zwischen den Zeilen eines Satzes lesen wollen, der, ohne horizontalen und vertikalen Antrieb zu sondern, nur davon spricht, dafs die ~Gewalt`" sich, wenn auch allmählich abnehmend, doch bis zum Ende erhält. Inwiefern nun diese handschriftliche Aufzeichnung DAL MONTE'S ZU irgend einer Zeit für die Entwicklung der Wurflehre bedeutsam werden konnte, läfst sich nicht mehr ermitteln; es ist nicht bekannt, dafs irgend ein sachkundiges Auge vor LIBRI sie gesehen hat. Dafs ihr Inhalt Gegenstand mündlicher Unterredung oder brieflicher Erörterung zwischen DAL MONTE und GALILEI gewesen, ist nicht unwahrscheinlich. CAVALIERI erzählt, dafs etwa im Jahre 1622 der Ingenieur MuzIo ODDI ihm mitgeteilt, dafs GALILEI und DAL MONTE gemeinsam ein Experiment über die Form der Wurflinie angestellt hätten. Dies müfste vor dem Jahre 1607 geschehen sein; denn DAL MONTE ist im Januar 1607 gestorben. Es wäre denkbar, dafs der Versuch eben der gewesen ist, den DAL MONTE beschreibt, denn GALILEI führt in den Discorsi von 1638 einen ähnlichen an, allerdings als von ihm selbst erfunden und als ein Mittel, Parabeln zu zeichnen, während DAL MONTE nur von einer der Parabel und Hyperbel ähnlich sehenden Linie redet; auch der frei herabhängenden nur an den beiden Enden befestigten Kette wird bei gleicher Gelegenheit von GALILEI die Parabelform zugeschrieben. Versucht man ohne Voreingenommenheit aus diesen späten Angaben GALILEI'S, der Äufserung ODDI'S und dem Inhalt der handschriftlichen Aufzeichnung DAL MONTE'S kombinierend weiteres über einen Zusammenhang zwischen GALILEI'S und DAL MONTE'S Forschungen zur Wurflehre zu entnehmen, so ergiebt sich mancherlei mögliche Deutung, aber kein geschichtlicher Aufschlufs. Giebt man Erwägungen der Wahrscheinlichkeit raum, so ist es schwer, bei einem Zusammenwirken beider Männer - welcher Art es auch gewesen sei - die entscheidende Anregung dem älteren zuzuschreiben. DAL MONTE'S Verdienste liegen auf anderem Gebiet; auf die fragmentarische Notiz über die Wurflinie beschränkt sich, was wir von seiner Beschäftigung mit Problemen der Bewegungslehre wissen; dagegen konnte GALILEI, als DAL MONTE starb, auf beinahe zwei Jahrzehnte unausgesetzter und erfolgreichster, jenen Problemen gewidmeter Forschung zurück

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Title
Abhandlungen zur Geschichte der Mathematik.
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Publication
Leipzig,: B. G. Teubner,
1877-99.
Subject terms
Mathematics -- Periodicals.
Mathematics -- History.

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"Abhandlungen zur Geschichte der Mathematik." In the digital collection University of Michigan Historical Math Collection. https://name.umdl.umich.edu/acd4263.0003.001. University of Michigan Library Digital Collections. Accessed May 1, 2025.
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