Abhandlungen zur Geschichte der Mathematik.

490 Ambros Sturm: Bemerkungen zur Geschichte der altgriech. Mathematik. Man kann nicht umhin, die Einfachheit und Klarheit des Beispieles anzuerkennen, an welchem DEMOKRIT die Schwierigkeiten, die dem Begriffe der Stetigkeit anhaften, darstellt. Zugleich übertrifft es an Exaktheit weit die sogenannten Sophismen ZENO's. Ferner entnehmen wir dem Berichte PLUTARCH'S, dafs DEMOKRIT diese Schwierigkeiten nicht löste, ja vermutlich für unlösbar erklärte, da ihn CHRYsIPPUS deswegen als unwissend verspottet7). Es gewinnt vielmehr den Anschein, dafs er durch die aufgestellte Alternative die unbegrenzte Teilbarkeit der Raumgröfsen als ungereimt erweisen wollte, um so seine Atomenlehre fester zu begründen. Dafs er sich überhaupt mit dieser Aufgabe beschäftigte, beweist der Titel einer seiner Schriften: aeobl aX'oyov yqcaq4cüov xic vaovöcov (über irrationale Linien und das Volle), in welcher es sich wahrscheinlich um die Beseitigung der Schwierigkeiten handelte, die der Lehre von den Atomen (das Volle, vvc6arov) vom mathematischen Standpunkte erwuchsen. Denn sowohl die unendlich dünnen Platten, in welche der Kegel zerschnitten wird, als auch die Atome stellen jenes Mittelding zwischen deim öv und,'Y o'v dar, welches LEIBNIZ Differential genannt hat. Noch eine weitere Schrift DEMIOKRIT'S dürfte sich mit einschlägigen Fragen beschäftigt haben, deren Titel: 'EQgt? dacpQog yvcoSovog i >tee ipavjLog VxXcov iai 6cpQlcag (über das Hin- und Herbewegen des Gnomon oder über die Berührung eines Kreises und einer Kugbel) zu besagen scheint, dafs, falls ein Schenkel des Gnomon mit dem Durchmesser einer Kugel zusammenfällt, der andere Schenkel in verschiedenen Lagen stets Radius eines die Kugel berührenden Kreises ist. Dublin 1889, p. 81. -ZEUTHEN, Gesch. d. Math., Kopenhagen 1896, S. 68 fC. BLASS, De PLATONE mathematico, Bonnae 1861, p. 8 sq. 7) Bekanntlich griffen auch die späteren griechischen Mathematiker derartige Probleme nicht direkt an, sondern umgingen die Schwierigkeit durch eine indirekte Methode (Exhaustion). Sie vermieden die Annahme einer unendlichen Teilbarkeit und gebrauchten das sogenannte Axiom des ARCHIMEDES: Ist A < B, so gibt es stets ein Vielfaches von A, welches gröfser ist als B. ARCHIMEDES bezeugt, dafs schon EUDoxus sich dieses Axioms zur Berechnung des Volumens der Pyramide und des Kegels bediente. (ARCHIMEDIS op. ed. HEIBERG, Lips. 1880, vol. II, p. 297; vol. I, p. 11.)

/ 897
Pages

Actions

file_download Download Options Download this page PDF - Pages 482-501 Image - Page 482 Plain Text - Page 482

About this Item

Title
Abhandlungen zur Geschichte der Mathematik.
Canvas
Page 482
Publication
Leipzig,: B. G. Teubner,
1877-99.
Subject terms
Mathematics -- Periodicals.
Mathematics -- History.

Technical Details

Link to this Item
https://name.umdl.umich.edu/acd4263.0003.001
Link to this scan
https://quod.lib.umich.edu/u/umhistmath/acd4263.0003.001/729

Rights and Permissions

The University of Michigan Library provides access to these materials for educational and research purposes. These materials are in the public domain in the United States. If you have questions about the collection, please contact Historical Mathematics Digital Collection Help at [email protected]. If you have concerns about the inclusion of an item in this collection, please contact Library Information Technology at [email protected].

DPLA Rights Statement: No Copyright - United States

Manifest
https://quod.lib.umich.edu/cgi/t/text/api/manifest/umhistmath:acd4263.0003.001

Cite this Item

Full citation
"Abhandlungen zur Geschichte der Mathematik." In the digital collection University of Michigan Historical Math Collection. https://name.umdl.umich.edu/acd4263.0003.001. University of Michigan Library Digital Collections. Accessed May 1, 2025.
Do you have questions about this content? Need to report a problem? Please contact us.