Abhandlungen zur Geschichte der Mathematik.

Johannes Scheubel, ein deutscher Algebraiker des XVI. Jahrhunderts. 435 matik die damals ganz Deutschland aufs Tiefste bewegenden religiösen Zeit- und Streitfragen SCHEUBEL in ihren Bannkreis zogen, und dafs hierbei SCHEUBEL sich der neuen Lehre zuneigte; nur dies kann ihn veranlafst haben, sich von Wien nach Wittenberg zu begeben17). Doch scheint SCHEUBEL sich nur vorübergehend in Wittenberg aufgehalten zu haben, wenigstens finde ich ihn nicht als Studierenden eingeschrieben18). Von Wittenberg begab sich SCHEUBEL zur Fortsetzung seiner mathematischen Studien an die Universität Leipzig19), die sich damals in den Fächern, welche für SCHEUBEL mafsgebend waren, eines nicht unbedeutenden Rufes erfreute, und zwar liefs er sich hier im Wintersemester 1532 immatrikulieren20). Doch war seines Bleibens in Leipzig nicht allzulange, schon im März 1535 finden wir SCHEUBEL als Studierenden21) in Tübingen22), und wohl waren es wiederum Gründe, welche mit der damaligen religiösen Bewegung23) zusammenhingen, die SCHEUBEL ZU diesem Wechsel bestimmten; ja dieser Schritt und die dadurch bedingte spätere Wirksamkeit SCHEUBEL'S in Tübingen beweisen uns, dafs derselbe nicht blofs zur neuen Lehre sich hinneigte, sondern ein entschiedener Anhänger derselben geworden war24). 17) Vergl. die Epigramme des CELLIUS: Leucorea = Wittenberg. 18) Vergl. Album Academiae Vitebergensis. Ed. FÖRSTEMANN, Lips. 1841. 19) Vergl. PANTALEON a. a. 0. 20) Vergl. Codex dipl. Sax. Reg. Zweiter Hauptteil, XVI. Bd. Die Immatr. von 1409-1559, p. 609: "1532 Wintersemester... Natio Bavarorum: JOANNES SCHEUBEL de Kirchhain... 21) Fällt uns die Erscheinung eines 41jährigen Studenten vom heutigen Standpunkte aus betrachtet zunächst auf, so liegt doch für die damaligen Zeiten nichts so ganz aufserordentliches darin. 22) Vergl. Urkunden zur Gesch. d. Univ. Tübingen aus den Jahren 1476 bis 1550. Tübingen 1877, und zwar Matr. Univ. Tub. 1477-1545, p. 658: "1535 Martii.. JOHANNES SCHEYBEL ex Kirchen sub Theckh.." Diese Urkunden, deren Vorrede mit einem R. unterzeichnet ist, wurden von dem damaligen Oberbibliothekar Professor Dr. RUDOLF VON ROTH veröffentlicht. 23) Während Herzog GEORG VON SACHSEN (f 1539) mit aller Macht die neue Lehre von seiner Hochschule Leipzig fern zu halten suchte, hatte der durch die Schlacht bei Lauffen wieder in den Besitz seines Landes gelangte Herzog ULRICH in den letzten Monaten des Jahres 1534 mit der Reformation der Universität Tübingen begonnen, in erster Linie unterstützt durch jenen GRYNAEUS, der auch in der Geschichte der Mathematik als Herausgeber des ersten griechischen EUKLID'S einen Ehrenplatz einnimmt. 24) Und zwar der streng lutherischen Richtung. Wie hätte er es auch sonst später zum Professor an der Universität Tübingen bringen und vor allem solcher bleiben können, jener Universität, welcher der noch neben SCHEUBEL wirkende Märtyrer der neuen Lehre, PHILIPP APIAN, nicht rechtgläubig genug war, und welche später aus demselben Grunde wie für APIAN, so auch für ihren gröfsten 28*

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Abhandlungen zur Geschichte der Mathematik.
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Publication
Leipzig,: B. G. Teubner,
1877-99.
Subject terms
Mathematics -- Periodicals.
Mathematics -- History.

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