Abhandlungen zur Geschichte der Mathematik.

Franz Adolph Taurinus. 411 ich vermochte aber aus blofsen Andeutungen nicht, die Idee davon aufzufassen, bis ich vor vier Monaten eben jenen Beweis, den ich Euer Hochwohlgeboren mitzutheilen die Ehre hatte, auffand und so von selbst auf den Versuch geleitet wurde, ein geometrisches System, in welchem die Summe der Dreieckswinkel kleiner, als zwei Rechte wäre, zu entwickeln. Da ich hierbei auf unerwartete Schwierigkeiten stiefs, so gab ich den Versuch bald auf und habe mich seitdem nicht mehr damit beschäftigt. Ich konnte um so eher darauf verzichten, als mein genannter Onele mir bemerkt hatte, dafs Euer Hochwohlgeboren dieselbe Idee lange schon und weit verfolgt hätten. Indessen hat sich bei mir gleich anfangs die Ansicht gebildet, die ich in der beiliegenden Schrift auszusprechen gewagt habe. Höchst schätzbar und schmeichelhaft wäre es mir, wenn Euer Hochwohlgeboren die kleine Schrift einer Durchsicht und Critik würdig fänden und die Gewogenheit haben wollten, mir Ihre Einwendungen dagegen oder das ganze Resultat Ihrer Beurtheilung mitzutheilen. Die Schrift wird auf keinen Fall vor vierzehn Tagen irgend jemanden bekannt werden und ich bin bereit sie sogleich ganz zu unterdrücken, wenn es Euer Hochwohlgeboren im mindesten unangenehm wäre, dafs der gedachte Gegenstand zur Sprache käme. Mit der Versicherung der ausgezeichnetsten Hochachtung und Verehrung verharre ich Euer Hochwohlgeboren ergebenster Diener F. A. TAURINUS. Cöln a. Rh., den 20. März 1825. Aus dem später mitzuteilenden Briefe TAURINUS' an GAuss vom 29. Dezember 1829 geht hervor, dafs GAuss das Schreiben vom 20. März 1825 nicht beantwortet hat. Wenig ermutigend war auch die Antwort, die W. A. DIESTERWEG (1782-1835), damals Professor der Mathematik an der Universität Bonn, ihm auf die Zusendung der Theorie der Parallelen am 15. September 1825 zugehen liefs. Es heifst darin: "Ich halte es für eine äufserst bedenkliche Sache, einen Theil seines Lebens der Aufstellung einer neuen Parallelentheorie zu widmen. Was EUKLIDES nicht konnte, und alle grofsen Mathematiker nach ihm nicht konnten, ist gewifs eine sehr schwer zu leistende Sache. Und ohne einen neuen Grundsatz an die Stelle des elften Euklidischen zu setzen, dürfte es wohl unausführbar sein" 14). 14) Mitteilung von Pastor FÜREü, vergl. S. 402 dieser Abhandlung.

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Title
Abhandlungen zur Geschichte der Mathematik.
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Publication
Leipzig,: B. G. Teubner,
1877-99.
Subject terms
Mathematics -- Periodicals.
Mathematics -- History.

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"Abhandlungen zur Geschichte der Mathematik." In the digital collection University of Michigan Historical Math Collection. https://name.umdl.umich.edu/acd4263.0003.001. University of Michigan Library Digital Collections. Accessed April 30, 2025.
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