Abhandlungen zur Geschichte der Mathematik.

404 Paul Stäckel: Von seiner Entdeckung,,dafs unsere Geometrie nur eine relative Wahrheit habe, und dafs es eine höhere, welche ich die Astralgeometrie nenne, gebe", hat SCHWEIKART seinem Neffen TAURINUS, von dessen mathematischer Begabung er eine hohe Meinung gehabt zu haben scheint, in einem Briefe vom 1. October 1820 Mitteilung gemacht und ihn aufgefordert, er möge doch zu ihm kommen. Er wies ihn darauf hin, dafs GAuss auf demselben Wege sei, und schlofs mit den Worten:,In kurzer Zeit würde ich Dich in diese Ansicht einführen können und Deinem Erfindungstriebe ein weites Feld eröffnen"6). TAURINUS hat dieser Einladung nicht Folge geleistet. Er sagt in seiner Theorie der Parallellinien (S. 91), dafs er sich mit der Astralgeometrie seines Onkels nicht habe befreunden können7). Erst 1824, also zu einer Zeit, wo er bereits in Köln bei seinem Schwager lebte, hat er sich wieder geometrischen Studien zugewendet, veranlafst durch den Umstand, dafs ihm,die 1807 in Jena erschienene Schrift desselben SCHWEIKART in die Hände fiel". Er erkannte den Grundfehler von dessen Demonstrationen in dem Postulate von Quadraten und versuchte auf anderem Wege das elfte Axiom zu beweisen. Seinen Beweisversuch teilte er SCHWEIKART mit, der ihm in einem Briefe vom 12. November 1824 dessen Unzulänglichkeit darlegte und abermals auf seine Astralgeometrie hinwies, die GAuSS' Zustimmung gefunden habe8). Noch ehe diese Antwort eintraf, hatte TAURINUS, der inzwischen in seinen Untersuchungen weiter gerückt war und denselben Weg eingeschlagen hatte, auf dem SACCHERI und LAMBERT ihm vorangegangen waren, sich an GAUSS selbst gewendet. Sein Brief lautete folgendermafsen: ~Euer Hochwohlgeboren haben Sich durch die ausgezeichnetsten Verdienste um die Mathematik einen so hohen Ruhm begründet, dass ich keinen Augenblick zweifelhaft sein konnte, an wen ich mich mit einem Anliegen von höchstem Interesse mit dem grössten Vertrauen zu wenden hätte. Was so vieljährigen Bemühungen der besten Mathematiker nicht gelungen ist, eine befriedigende Theorie der Parallellinien aufzustellen, und so einem Mangel der Elementargeometrie abzuhelfen, den jeder Freund derGERLING vom 16. März 1819 in dem demnächst erscheinenden VIII. Bande von GAUSS' Werken abgedruckt werden wird. 6) P. Th. S. 249. 7) Vergleiche auch die Einleitung zu den Geometriae prima elementa, S. V, P. Th. S. 247. 8) P. Th. S. 245-246 sowie GAuss' Werke Bd. VIII.

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Title
Abhandlungen zur Geschichte der Mathematik.
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Publication
Leipzig,: B. G. Teubner,
1877-99.
Subject terms
Mathematics -- Periodicals.
Mathematics -- History.

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"Abhandlungen zur Geschichte der Mathematik." In the digital collection University of Michigan Historical Math Collection. https://name.umdl.umich.edu/acd4263.0003.001. University of Michigan Library Digital Collections. Accessed May 1, 2025.
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