Abhandlungen zur Geschichte der Mathematik.

Die Geschichte der exakten Wissenschaften und der Nutzen ihres Studiums. 369 sein, dafs er alle Wissenschaften systematisch durchstudiert, da eben der systematische Zusammenhang eine zweckmäfsige Begrenzung schwer gestattet, als vielmehr dadurch, dafs er das historische Werden und Wachsen der Kultur in grofsen Zügen verfolgt. Dazu soll allerdings der Universalhistoriker durch die allgemeine Kulturgeschichte in erster Linie behilflich fein, aber eben diese Pflicht wird er, in Bezug auf die Erfahrungswissenschaften vor allem, nie genügend erfüllen können, wenn nicht die Einzelwissenschaften ihr Material historisch bis zu einem gewissen Grade selbst verarbeitet und ihre Geschichte schon geschrieben haben. Es ist auch eine Pflicht der exakten Wissenschaften gegen sich selbst, die Bedeutung ihrer geschichtlichen Entwicklung für die Kultur möglichst weit verständlich darzulegen und dadurch das allgemeine Interesse wach zu erhalten. Die exakten Wissenschaften stehen der Allgemeinheit des schwierigen Zugangs und Verständnisses halber ungünstiger als andre Wissenschaften gegenüber. Das beeinflufst nicht blofs die Wertschätzung ihrer selbst, wie ihrer Bearbeiter, sondern übt zuletzt auch einen hemmenden Einflufs auf ihre Verbreitung und vielleicht auch auf ihr Wachstum aus. Die in manchen hochgebildeten Kreisen uns auch in der Gegenwart noch immer gegenübertretende geringe Bekanntschaft mit den exakten Wissenschaften könnte jedenfalls am ehesten durch eine passend geschriebene Geschichte der wissenschaftlichen Ideen und Prinzipien gebessert werden, die ein gutes, wenn nicht das beste Teil der Wissenschaften enthält. Einzelne erfolgreiche Versuche, wie z. B. die Geschichte der induktiven Wissenschaften von WHEWELL, sprechen stark dafür. Besonders auffällig und folgenreich ist die geringe Beachtung, welche der Geschichte der exakten Wissenschaften im Unterricht auf niederen wie höheren Schulen zu teil wird, während doch gerade hier auf dieses im guten Sinne populäre und allgemeiner verbindende Element ein besonderer Nachdruck gelegt werden sollte. In der Methode, wie in dem ganzen systematisch-theoretischen Aufbau sind die empirischen von den philologischen Wissenschaften der Schule weit getrennt; in der Geschichte aber berühren sie sich vielfach in verschiedenen Zeiten, Völkern und einzelnen Persönlichkeiten, so dafs durch die Geschichte der Wissenschaften vielfache Verbindungen und sogar eine gewisse Einheit im Unterrichte der Schule hergestellt werden könnten, die sonst vollständig fehlen, und die doch eine ganz allgemeine nützliche Überleitung des Interesses von einer Gruppe der Wissenschaften auf die andere sehr erleichtern. Wie schon angedeutet, kann man nicht behaupten, dafs die empirischen Wissenschaften in dieser Beziehung ihre Pflicht bis jetzt bereits voll erfüllt hätten. Von den wissenschaftlichen Akademien herab bis auf unsere Abh. zur Gesch. d. Mathem. IX. 24

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Title
Abhandlungen zur Geschichte der Mathematik.
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Publication
Leipzig,: B. G. Teubner,
1877-99.
Subject terms
Mathematics -- Periodicals.
Mathematics -- History.

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"Abhandlungen zur Geschichte der Mathematik." In the digital collection University of Michigan Historical Math Collection. https://name.umdl.umich.edu/acd4263.0003.001. University of Michigan Library Digital Collections. Accessed April 30, 2025.
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