Abhandlungen zur Geschichte der Mathematik.

356 Alfred Nagl: kein Volk diese Methode angenommen, insbesondere nicht das römische, oder irgend ein anderes Volk des Abendlandes im Mittelalter. Der Zweck jeder Rechenmethode, das Gedächtnis des Rechnenden zu entlasten, ihm durch graphische Hilfsmittel die geistige Vorstellung der Zahlenbewegungen nach Möglichkeit abzunehmen, wird durch die schriftliche Methode der Griechen in einer weit unvollkommeneren Weise erreicht, wie durch den Abakus. Es ist also nicht zu verwundern, dafs die Praxis des Abendlandes dem letzteren sich niemals abwandte. Noch möge schliefslich bemerkt werden, dafs die salaminische Tafel keineswegs das einzige Monument des griechischen Abakus ist. Dazu gehört auch ein anfangs der 70er Jahre auf Naxos gefundenes sog. 6ixcowa (Mefsvorrichtung) 25), eine Steintafel mit Flüssigkeitsmafsen, welche am Schmalrande rechts die Zahlzeichen: XPHPäPI-TIC hat (das T also hier ein Vielfaches des Obol, am wahrscheinlichsten ein Triobolion), augenscheinlich zu den Geldrechnungen bestimmt. Insbesondere aber kann hier nicht unerwähnt bleiben die Darstellung des rechnenden Tributeinnehmers auf der berühmten, in einem Grabe bei Canosa (Canusium, sw. von Barletta) gefundenen sog. Dariusvase.26) Derselbe hat den Abakus vor sich mit der Zeichenreihe an der rechten Seite. Die Darstellung ist nur rudimentär27), es fehlt das Linienschema, aber die Psephen sind darauf ersichtlich (HEYDEMrANN hält sie irrig für aufgezähltes Geld). Die Zeichen haben die böotische Form, ihre Reihe beginnt anstatt des Talentzeichens mit dem der Myriade, M, dem das böotische Tausenderzeichen folgt. Es fehlen die in der That überflüssigen pentadischen Zeichen und selbst das vorhandene P ist nur irrig anstatt des böotischen 25) Siehe A. DUMONT in Revue arch6ol. N. s. XXVI (1873), 43. In diese Klasse gehört wahrscheinlich auch das Fragment aus Thyrrheion in Akarnanien. Bull. de corr. hellen. X (1886), 179. - Siehe nun auch Anm. 2. Nach DUMONT a. a. 0. 45 soll die Tafel RANGABE'S sich damals (1873) im Museum des,Thurms der Winde" zu Athen befunden haben. 26) Jetzt im Museum zu Neapel. Abbildung in Monumnenti ined. pubbl. dall' ist. di corr. arch. IX (1869-1873) tav. LX. Vergl. H. HEYDEMANN in den Annali dieses Institutes, XLV (1873), 20 und über die böotischen Zahlzeichen: F. ASCHERON in GERHARDT's Arch. Ztg. 1857, Nr. 103 f. HEYDEMANN, Die Vasensammlung des Mus. naz. zu Neapel n. 3253 und p. 571, BOECKH in C. J. G. I, p. 74411, FRANZ, El. epig. gr. p. 348. 27) Ähnlich wie die Darstellung der Linienrechnung auf einem Kupferstiche bei VAN LooN, Hedendaagsche Penningkunde S. 152.

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Abhandlungen zur Geschichte der Mathematik.
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Publication
Leipzig,: B. G. Teubner,
1877-99.
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Mathematics -- Periodicals.
Mathematics -- History.

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"Abhandlungen zur Geschichte der Mathematik." In the digital collection University of Michigan Historical Math Collection. https://name.umdl.umich.edu/acd4263.0003.001. University of Michigan Library Digital Collections. Accessed April 30, 2025.
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