Abhandlungen zur Geschichte der Mathematik.

Die Rechenmethoden auf dem griechischen Abakus. 345 beiden Formulierungen, wenn wir die Stellenzahl der beiden Faktoren durch a und b ausdrücken, für die Stelle des Produktes (nämlich für die Einerstelle desselben) die Formel: p == a -1. Treten wir nun mit dieser Operationsregel an den Abakus und zwar an die vorbezeichnete Stelle der Längsseite mit der längsten Zahlenreihe, so macht sich unverweilt ein weiterer hier wichtiger Umstand bemerkbar. Der Rechner hat dann die Zeichenreihe an der andern Längsseite umgekehrt vor sich, dieselbe kommt daher für ihn augenscheinlich aufser Betracht. Dagegen steht diejenige an seinem eigenen Standplatze aufrecht vor ihm und zwar in einer Lage, welche einem beständigen Im-Auge-behalten minder günstig ist. Wohl aber entspricht dieser letzteren Anforderung auf das beste die Zeichenreihe an der linken Schmalseite der Tafel und sie hat für diesen Zweck augenscheinlich dadurch noch eine besondere Eignung erhalten, dafs ihre Zeichen erheblich gröfser sind als diejenigen der beiden Längsseiten. Ohne Frage ist also diesen beiden Zeichenreihen nicht blofs eine explikative, die Bedeutung der Kolumnen anzeigende Bedeutung, sondern eine besondere Funktion in den Rechnungsoperationen selbst zugedacht, und welche diese Funktion sei, ist für den praktischen Kenner der Eigentümlichkeiten des Abakusrechnens unschwer zu erraten. In allen Formen des Abakus tritt nämlich beim Multiplizieren das Bedürfnis nach dem Festhalten der beiden Faktoren auf. Der chinesischjapanische hilft sich da durch eine starke Verlängerung seiner der antikrömischen sehr nahe kommenden Einrichtung, wobei dann mehrere Zahlen nebeneinander auf dem Abakus platzfinden, und durch eine sehr sinnreiche Technik des schrittweisen Verdrängens des Multiplikators. Aber der Abakus der Römer in den erhaltenen Stücken mit verschiebbaren Knöpfen 2) verlangt, dafs man die Faktoren entweder mit geschriebenen Zahlzeichen oder, wenigstens einen derselben, mit den Fingern notiere. Das bedingte also ein Mitwirken der Schrift oder auch des Gedächtnisses beim Rechnen, wodurch dieses noch umständlicher wurde. Die salaminische Tafel gestattet nun mit ihren Zahlenreihen ein Ansetzen der beiden F.aktoren, und es ist ganz handgreiflich, dafs die untere Zeichenreihe beim Rechnenden für die Aufnahme des Multiplikators bestimmt war, diejenige an der linken Seite aber, mit ihren gröfseren, 12) Sie entsprechen genau den sog. Körnern des ostasiatischen. Übrigens benutzten die Römer gleich den Griechen auch eine Tafel mit freibeweglich en Rechensteinen, wie dies in der Natur der Sache liegt und aus zahlreichen literarischen Andeutungen hervorgeht.

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Title
Abhandlungen zur Geschichte der Mathematik.
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Publication
Leipzig,: B. G. Teubner,
1877-99.
Subject terms
Mathematics -- Periodicals.
Mathematics -- History.

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