Abhandlungen zur Geschichte der Mathematik.

186 August Heller: schaften jedweder Materie direkt widersprechen. Es giebt darinnen Schwierigkeiten, über die keine Künstelei der Theorie hinwegtäuschen kann. Die grofse Entdeckung ROBERT MAYER'S und seiner Zeitgenossen hat der Bedeutung der Materie einen rein mechanischen Begriff vorgeschoben, den der Energie, die vordem in der Mechanik als abgeleiteter Begriff bekannt war. Die wunderbaren Entdeckungen FARADAY'S und in unsern Tagen die von HEINRICH RUDOLF HERTZ haben, nachdem die grofsen Entdeckungen auf dem Gebiete der strömenden Elektrizität in der ersten Hälfte des Jahrhunderts den engen Zusammenhang zwischen Elektrizität und Magnetismus gezeigt, die nahe Beziehung zwischen den optischen und den elektrischmagnetischen Erscheinungen erwviesen, welche Beziehung FARADAY'S geniale Intuition schon ein halbes Jahrhundert vorher ahnte. Die Physik, wie die Philosophie, ja wie die ganze Wissenschaft strebt einer einheitlichen Weltanschauung zu, was jedem, der dem Entwicklungsgang mit offenen Augen folgt, auffallen mufs. Die sinnenfällige mechanische Theorie kann gegenwärtig nicht mehr als die die gesamte Physik beherrschende Theorie betrachtet werden Es besteht der Kampf zwischen der Energetik und der Atomistik, ein Kampf, der voraussichtlich noch lange andauern wird. Die Atomistik, eine in sich gefestigte, Jahrhunderte alte Theorie wird nur langsam den Platz räumen, sie hat den gewaltigen Vorzug für sich, daFs die ganze Theorie der Physik ihr auf den Leib zugeschnitten ist, während die neue Theorie der Energetik noch ihre Kinderkrankheiten nicht durchgemacht hat. Trotzdem scheint doch behauptet werden zu können, dafs die nächste Zukunft ihr gehöre. Werfen wir nun einen Blick über die Grenzpfähle der Physik, auf ein weiteres Gebiet, das Reich des Lebens. Könnte man es wohl für möglich halten, dafs für die physikalischen und für die darüber hinausliegenden Lebenserscheinungen zwei oder mehrere von einander ganz unabhängige, ja sich vielleicht sogar widersprechende Grundanschauungen aufgestellt werden könnten? Unser Denkvermögen würde sich gegen eine derartige Zumutung energisch verwahren, da die Welt eine ist, in deren ineinandergreifenden Gebieten nur ein Gesetz herrschen kann. Zwar wurde der Versuch gemacht die physiologischen Prozesse als physikalische und chemische aufzufassen. Die Physiologen der neuesten Zeit wissen es jedoch, wie wenig dieser Versuch gelungen ist. Die Physiologie sucht die Elemente des Organismus nicht in den physikalischen Atomen, sondern in der unsterblichen Zelle, deren geheimnisvolle I.ebenserscheinungen wohl noch lange die Forschung beschäftigen werden. Und wie soll sich die physikalische Auffassung zu den grofsen Rätseln unseres Daseins verhalten? Der krasse Materialismus hat immer zu

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Title
Abhandlungen zur Geschichte der Mathematik.
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Publication
Leipzig,: B. G. Teubner,
1877-99.
Subject terms
Mathematics -- Periodicals.
Mathematics -- History.

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