Abhandlungen zur Geschichte der Mathematik.

186 Wilhelm Schmidt: Abgesondert lag vor dem ganzen Werke ein Himmelsglobus ) zur Darstellung der täglichen Drehung des gestirnten Himmels. Die Zahl der Fixsterne (1022) ist die Ptolemäische. Die Kugel drehte sich in 24 Stunden automatisch um sich selbst. Sie wurde getragen von einem nicht mehr vorhandenen Pelikan, welcher nach der Absicht des Dasypodius ein Abbild der Ewigkeit sein sollte, während er sonst das Sinnbild aufopfernder Liebe ist. Der Pelikan hatte aber noch den praktischen Zweck, einige innere Bewegungsvorrichtungen, nämlich Zahnräder und die Achsen des Himmelsglobus aufzunehmen und zu verbergen2). Wie die Verbindung mit dem übrigen Werke hergestellt wurde, ist im einzelnen nicht bekannt. Den Globus hatte Dasypodius selbst aus 'Tuch, Papier, Leym, Kreyd und anderer Materie' unter Beihilfe von Tobias Stimmer angefertigt. Der Durchmesser des Globus betrug drei Werkschuh, wobei er sich an eine entsprechende antike Vorschrift hielt3). Hinter dem Globus befand sich in der Mitte des Sockels der immerwährende Kalender, bestehend aus zwei beweglichen Ringen und einer unbeweglichen Scheibe, auf welch letzterer eine Karte von Strassburg und den benachbarten Rheingegenden dargestellt war. Der äussere Kalenderring gab die 365 Tage des Jahres an, welche rechts (in der Richtung nach dem Beschauer) Apollo mit einem Pfeile zeigte, während links gegenüber Diana den entsprechenden Tag nach einem halben Jahre andeutete. Der Kalenderring drehte sich einmal im Jahre von links nach rechts, sein Durchmesser betrug 10 Werkschuh, seine Breite einen. Ein (grosses) hölzernes Rad für die Bewegung des Kalenderreifens sowie eine Anzahl (kleinerer) nicht montirter Räder und Getriebe dazu sind noch im Frauenhause zu Strassburg vorhanden, wie Herr Miünsterbaumeister Arntz4) die Stimmers Malereien an der astronomischen Münsteruhr zu Strassburg. Strassb. 1898. Es wurde uns von der Verlagsfirma J. H. E. Heitz in Strassburg gütigst gestattet, sie zur Reproduction auf der am Schluss des Heftes beigefügten Tafel zu benutzen. Dafür wissen ihr Verleger und Verfasser nicht wenig Dank. 1) Er steht jetzt im Frauenhause zu Strassburg. Siehe Anm. 4. 2) Vgl. Heron mechanicus, Blatt Gv (Rückseite) letzte Zeile und N. Frischlin a. a. O. Blatt C IIIr (Vorderseite), Zeile 19. 3) Siehe Heron mechanicus Blatt G, Zeile 7-9: 'quam quidam ex antiquis et probatis seriptoribus volunt tantam esse debere, ut diameter eius ad minus trium sit pedum, quanta nostri globi magnitudo est.' 4) Ich fühle mich Herrn Arntz für seine werthvollen brieflichen Mittheilungen über den jetzigen Bestand und Befund der Uhr des Dasypodius zu grossem Danke verpflichtet, dem ich gern hiermit öffentlich Ausdruck gebe. Auch hatte Herr Arntz die Liebenswürdigkeit, mir für einige Zeit eine dem 'Stift Unser-FrauenWerk' gehörige photographische Aufnahme des noch vorhandenen montirten Räderwerks zur Benutzung zu überlassen.

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Title
Abhandlungen zur Geschichte der Mathematik.
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Publication
Leipzig,: B. G. Teubner,
1877-99.
Subject terms
Mathematics -- Periodicals.
Mathematics -- History.

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"Abhandlungen zur Geschichte der Mathematik." In the digital collection University of Michigan Historical Math Collection. https://name.umdl.umich.edu/acd4263.0003.001. University of Michigan Library Digital Collections. Accessed April 30, 2025.
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