Abhandlungen zur Geschichte der Mathematik.

170 Wilhelm Schmidt: Angabe vermuthen muss, dem 12., ist wohl von geringerer Bedeutung. Er könnte sich ja über das Alter dieses Theiles der Handschrift geirrt haben, wie es auch heute noch vorkommt. Hätte Fludd trotz alledem den Philon benutzt, so zeigt er jedenfalls keine sklavische Abhängigkeit. Sollte ferner Galilei deswegen des Thermoskops in seinen Werken nicht gedacht haben, weil er etwa selbst durch eine solche antike Beschreibung angeregt war und demgemäss es nicht als seine Erfindung im eigentlichen Sinne betrachtete? Es ist zwar sicher, dass Galilei ausser Aristoteles von Schriftstellern des Alterthums noch Archimedes, Apollonius, Ptolemaeus, Fragmente des Heraclides Ponticus, Heron1) u. a. studiert hat und wohl auch Anregungen von ihnen empfangen haben mag, aber Philon's Namen haben wir in der neuen Galileiausgabe nicht finden können. Wenn man nun die Bestimmtheit von Sagredo's Worten: 'Das von Eurer Ierrlichkeit erfundene Instrument' ins Auge fasst und dazu aus einem späteren Briefe Sagredo's an Galilei die Worte nimmt: da, wie Sie mir schreiben, Sie der erste Verfertiger und Erfinder gewesen sind'2), so wird man Bedenken tragen, die Selbständigkeit der Galileischen Erfindung in Zweifel zu ziehen. Noch weniger sicher sind wir bei Porta. Schon bei der Camera obscura, welche gewöhnlich als Portas eigenthümliche Erfindung gilt, ist man im Zweifel, ob er sie zuerst erfunden oder nur vervollkommnet habe.3) Jedenfalls war er eifrig auf das Sammeln antiker Handschriften bedacht, um dieses oder jenes daraus für seine Zwecke zu verwerthen (requirenti mihi veterum in omni rerum genere quaedam manuscripta monumenta, ut arcani quid et abditi inde depromerem). So ist es z. B. sicher, dass Porta die Pneumatik und die Automatentheater Heron's kannte; er erwähnt ausser anderem4) Heron's Wasserorgel (Heron. op. I, 192ff. = p. 228 Th.) und bezeichnet einen Heronsbrunnen (Heron. op. I, 170ff. =p. 190 Th.) als Cpulcherrima fontis structura'. Es ist daher die Möglichkeit, dass Porta durch eine antike Beschreibung des Thermoskops angeregt sei, nicht ganz ausgeschlossen, aber Bestimmteres lasst sich nicht ermitteln. Nur 1) Bemerkenswerth ist, dass Galilei in einem Briefe vom 11. Januar 1594 an Alvise Mocenigo (Venturi a. a. O. I, 12) eine ausführliche Darstellung des in Herons Pneumatik (Heron. op. I, 266 = p. 222 Th.) beschriebenen Heronsbrunnens giebt, mit ausdrücklicher Beziehung auf Heron und in freier lateinischer Bearbeitung. (S. die Einleitung Heron. op. I zu Fig. 66.) Venturi I, 21 hält es für wahrscheinlich, dass Galilei die Idee seines Thermoskops von Heron empfing. 2) Vgl. Heller Geschichte der Physik I, 389. 3) Vgl. Heller Geschichte der Physik I, 308 u. Poggendorff Gesch. d. Phys. S. 135. 4) Vgl. noch J. L. Heiberg Nogle Eftervirkninger af graesk Mechanik in den Kongelige Danske Videnskabernes Selskabs Forhandlinger i Aaret 1886, S. 8.

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Abhandlungen zur Geschichte der Mathematik.
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Publication
Leipzig,: B. G. Teubner,
1877-99.
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Mathematics -- Periodicals.
Mathematics -- History.

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