Abhandlungen zur Geschichte der Mathematik.

Zur Geschichte des Thermoskops. 169 so steigt das Wasser durch die Röhre empor und fliesst bis in die Kugel. Stellt man die Kugel nachher wieder in die Sonne, so wird das Wasser in jenes Gefäss zurückfliessen. So oft man den Vorgang wiederholt, zeigt sich dieselbe Erscheinung. Dieselbe Wirkung erzielt man, wenn man die Kugel durch Feuer erhitzt oder heisses Wasser darauf giesst. Wird sie dagegen abgekühlt, so steigt das Wasser wieder auf9. Dass die eben beschriebene Vorrichtung ein Thermoskop ist, welches im Principe mit den erwähnten modernen, als Vorläufer des Thermometers geltenden Thermoskopen übereinstimmt, steht wohl ausser Zweifel. Ist dem aber wirklich so, so tritt nunmehr die Prioritätsfrage, die Nelli nicht mit Unrecht gegen Drebbel und andere1) zu Gunsten Galileis entschied, in ein anderes Stadium, insofern das erste Thermoskop um mehr als 2000 Jahre eher anzusetzen ist, als man bisher gethan hat. Es kann daher keine Frage sein, dass die Priorität der Erfindung dem Alterthume zukomit und dass die beginnende Neuzeit nur den Anspruch erheben darf, das Thermoskop durch die Gradeintheilung vervollkommnet und dadurch allerdings dem Thermometer vorgearbeitet zu haben. Ob nicht auch das Alterthum noch die doch sehr nahe liegende Graduirung2) vorgenommen hat, steht dahin. Ueberliefert ist davon nichts; aber man bedenke, wie viel Litteratur des Alterthums gerade üher die Gebiete der exakten Wissenschaften uns verloren gegangen ist! Es drängen sich nunmehr verschiedene Fragen von selbst auf, die man freilich nicht mit Sicherheit oder Wahrscheinlichkeit wird beantworten können. Zunächst die: Hatte Fludd etwa ein Manuscript von Philons 'liber de ingeniis spiritualibus'? Wer weiss, dass thatsächlich diese Schrift ausser in anderen in einer Londoner Handschrift, welche sich aus Stücken des 12. bis 14. Jahrhunderts zusammensetzt, überliefert ist, wird nicht abgeneigt sein, dies für möglich zu halten.3) Aber sicher ist das nicht. Denn im einzelnen weicht Fludd in seiner Beschreibung von Philon ab, auch hat Fludd schon die Gradeintheilung, wenigstens in seiner Figur. Dazu kommt, dass in der Londoner Handschrift irrthimlicherweise die Philonische Schrift dem Aristoteles zugeschrieben wird, dessen Namen Fludd doch vermuthlich erwähnt hätte. Dass der Philonische Abschnitt der Handschrift dem 14. Jahrhundert angehört und nicht, wie man nach Fludd's 1) Bacon von Verulam erwähnt die vitra calendaria erst 1620 und Sarpi nennt das Thermoskop erst 1617. Es kommen also beide nicht weiter in Betracht. 2) Graduirungen, wenn auch anderer Art, kommen z. B. in Herons Druckwerken wiederholt vor. Vgl. Heron. op. vol. I, 285. 295 = p. 215. 218 Thevenot. 3) Merkwürdig ist, dass Fludd noch einen anderen Philonischen Versuch (Kap. 8 = 308, 5- 309, 9 Rose) kennt.

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Title
Abhandlungen zur Geschichte der Mathematik.
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Publication
Leipzig,: B. G. Teubner,
1877-99.
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Mathematics -- Periodicals.
Mathematics -- History.

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