Abhandlungen zur Geschichte der Mathematik.

166 Wilhelm Schmidt: der wärme, und zeucht also wieder inl) alle Winde, die durch die Wärme aufs gegangen wahren, gleich wie wir klarlich sehen, wan wir hangen eine ledige glaserne Retortam, mit dem mundt in ein Fas mit Wasser, unnd unter dem Bauch ein Warm Feuwer legen, wie diese Figur aufs weiset unnd mit bringt. So Werden Wir sehen, so baldt der Lufft im glas anfangt warm zu werden, das Winde steigen aufs dem mund der Retorten, und das das wasser voller blafsen2) wirdt, und dis wirdt wehren3), so lange der Lüfft je lenger je warmer wirdt, aber wan du die retort vom Feuwer nimbst, unnd der Lüfft anhebt zu erkalten, so wird der Lüft wieder in der Retort in einander gehen4), grob und dicke werden, also das das glas wirt mit Wasser erfullet werden, weil der Luft, der zu vor heifs, entschlossen unnd Rarificirt war durch das Feuwer, dan so fern du das glas sonder brechen gar heifs machen kanst, so wirdt die Retorta, wan sie kalt wirt, mit Wasser erfullet sein' u. s. w. Im vorigen Jahrhundert haben Holländer und Deutsche Cornelius Drebbel die Priorität der Erfindung des Thermoskops zugeschrieben. Sie werden das in gutem Glauben gethan haben, weil vermuthlich darüber aus Italien zu ihnen keine Kunde gedrungen war. Dagegen war dem Engländer Robert Flud d, welcher Frankreich, Deutschland und Italien bereiste, das Thermoskop wohl in Padua als eine neue Erfindung gepriesen worden. Fludd selbst ist später von einem Jesuitenpater als der erste Erfinder des Thermoskops (Nil primo inventore del termoscopio') namhaft gemacht, aber ohne Grund. Im Gegentheil weist Fludd in seiner Philosophia Moysaica5) Fol. Ir (Lib. I cap. II) darauf hin, dass das Thermoskop überhaupt keine neue Erfindung sei: Quod instrumentum vulgo speculum Calendarium dictum falso a quibusdam nostri seculi hominibus sibimet ipsis arrogatur, utpote qui illud propriam suam inventioner esse falso gloriantur. - neque jure mihi fabricam hujus instrumenti primariam arrogare aut vendicare6) queam, quamvis illo in naturali Macrocosmi mei historia et alibi ad veritatemr argumenti mei philosophici demonstrandam sum usus: et agnosco me illud in veteri quingentorum saltem annorum antiquitatis manuscripto graphice specificatum atque geometrice delineatum invenisse. 1) Druckfehler statt 'an' ('zieht - an'). 2) Blasen. 3) währen. 4) sich zusammenziehen. 5) Philosophia Moysaica, in qua sapientia et scientia creationis et creaturarum sacra vereque christiana ad amussim et enucleate explicatur Authore Rob. Fludd, alias de Fluetibus Armigero. Goudae 1638. 6) vindicare 'in Anspruch nehmen'.

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Title
Abhandlungen zur Geschichte der Mathematik.
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Publication
Leipzig,: B. G. Teubner,
1877-99.
Subject terms
Mathematics -- Periodicals.
Mathematics -- History.

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"Abhandlungen zur Geschichte der Mathematik." In the digital collection University of Michigan Historical Math Collection. https://name.umdl.umich.edu/acd4263.0003.001. University of Michigan Library Digital Collections. Accessed May 1, 2025.
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