Abhandlungen zur Geschichte der Mathematik.

164 Wilhelm Schmidt: Fr. Sagredo vom 9. Mai 1613, in welcher er Galilei mittheilt, dass er verschiedene A enderungen daran vorgenommen habe. Die Stelle lautet: L' istrumento per misurare il Das Instrument zum Messen der Wärme, caldo inventato da VS. Eccellen- welches von Eurer Excellenten Herrlichtissima e stato da me ridotto in keit erfunden ist, ist von mir in verdiverse forme assai comode ed es- schiedene sehr bequeme und ausgesuchte quisite, intantochä la differenza Formen gebracht worden, so dass man die della temperie di una stanza all' Differenz der Temperatur von einem Zimmer altra si vede fin 100 gradi. zum andern bis auf 100 Grade sieht. Fig. 1. Existirte nun Galileis Thermoskop nach Sagredo vor 1613, nach Castelli wenigstens vor 1603, so bezeugt Vincenzio Vivianii), Galileis vertrauter Schüler und Biograph, dass Galilei das Thermometer in Padua zwischen 1593 und 1597 erfunden habe. Merkwürdig bleibt dabei allerdings, dass Galilei selber des Thermoskops in seinen Schriften nicht Erwähnung thut. Auch in der neuen, vortrefflich ausgestatteten Galileiausgabe2) haben wir keine Spur davon entdecken können. Nelli giebt in seiner Biographie S. 70 eine Figur von Galileis Thermoskop, welche wir unter Fig. 1 getreu nachgebildet haben. Wir können aber nicht umhin, darauf hinzuweisen, dass diese Figur vermuthlich von Nelli selbst entworfen ist und dass in dem Castellischen Briefe sich eine entsprechende Figur nicht vorzufinden scheint, wenn wenigstens auf Nellis Schweigen Verlass ist. Die Figur selbst bedarf keiner weiteren Erklärung. Dass das Röhrenende unten im Wasser offen sein muss, ist selbstverständlich. Ob das Gefass mit Wasser oben verschlossen war, geht aus Castellis Worten nicht hervor. Nelli scheint es anzunehmen, nach der Figur zu urtheilen; dagegen spricht er in der beigegebenen Erklärung richtiger von der Atmosphare, welche bei Abkühlung der Retorte auf den Wasserspiegel drücke. Daraus dürfte doch wohl folgen, dass das Gefäss mit Wasser oben offen war. Es könnte schliesslich jemand aus den zuletzt citirten Worten Sagredos entnehmen wollen, als habe dieser erst die Gradeintheilung eingeführt. Doch spricht auch Castelli schon von Graden. Sagredos Neuerung dürfte also lediglich darin bestanden haben, dass er die Grade verkleinerte und ihre Zahl erheblich vermehrte. 1) Die von ihm verfasste Lebensbeschreibung Galileis ist zwar erst 1718 gedruckt, aber schon 1654 verfasst. 2) Le opere di Galileo Galilei I-VL Firenze 1890ff.

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Title
Abhandlungen zur Geschichte der Mathematik.
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Publication
Leipzig,: B. G. Teubner,
1877-99.
Subject terms
Mathematics -- Periodicals.
Mathematics -- History.

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"Abhandlungen zur Geschichte der Mathematik." In the digital collection University of Michigan Historical Math Collection. https://name.umdl.umich.edu/acd4263.0003.001. University of Michigan Library Digital Collections. Accessed April 30, 2025.
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