Abhandlungen zur Geschichte der Mathematik.

144 Franz Schmidt: sein, den mit dem Wesen der Sache noch nicht Vertrauten, das vom k. k. Oberstlieutnant Freiherr von Vega am Ende des 2. Bandes seiner hochgeschätzten Vorlesungen über die Mathematik anempfohlene Werk unter dem Titel: Kritik der Parallel-Theorie von Joh. Jos. Jg. Hoffmann, Jena 1807, fleissig lesen; indem selbst sonst berühmte Mathematiker hinsichtlich dieses Gegenstandes nicht nur ganz befangen und im Dunkeln, sondern Anfangs sogar unempfänglich und gleichgültig sind - die sich jedoch dann niemals zur Classe der Geometer vom ersten Range bekennen dürfen." Es folgen dann zwei Blatt Schreibpapier: Auf dem ersten ist der Titel des Appendix, genau wie im Tentamen abgedruckt, von Johann Bolyai geschrieben. - Das nächste Blatt mit anderer Tinte von Wolfgang Bolyai geschrieben, enthält einen Titel lautend: Appendix prima. Scientia spatii absolute vera, nulli quoad parallelas supposito Axiomati (Euclideo vel alii simili) innixa. Auctore Johanne Bolyai de eadem Geometrarum in Exercitu Cesareo Regio Austriaco Castrensium Locumtenente Primario. Auctoris Filio; es scheint der vom Vater gewählte Titel zu sein. - Die Figurentafel ist gezeichnet und Fig. 23 bloss in Bleistift skizziert. - Im Texte sind am Rande meist unleserliche Bemerkungen gemacht. Das Exemplar scheint eine Art Correkturexemplar gewesen zu sein; dasselbe ist mehrfach durchstochen, wie diess bei Sendungen vorkommt, die aus mit Epidemien verseuchten Gegenden anlangen. Am 20. April 1835 schreibt Bolyai gelegentlich der Uebersendung der zwei Bände seines Tentamens an Gauss:,... Am Ende des 2. Bandes ist nebst der Erleuchtung mancher im ersten gegebenen Begriffe, auch eine gewisse Einigkeit bei der Trigonometrie nach dem Gedanken meines Sohnes. - Gerne hätte ich die Auflösung des Tetraeders drucken lassen, welche mein Sohn noch ein Jahr vor der Herausgabe seines Appendix fand, aber die Formeln, die ich sah, waren zu verwickelt, und ich weiss sie nicht. - Und über alles hätte ich den Beweis davon drucken lassen, dass es absolut unmöglich sei, dem menschlichen Auge es einzusehen, ob das XI. Axiom wahr sei, oder nicht: mein Sohn behauptet, den evidenten Beweis davon zu haben, - ich kann sonst nichts beweisen, als dass sowohl das Sein, als das Nichtsein dieses Satzes mit den übrigen euklidischen Axiomen gleich bestehen könne, und dadurch zwei verschiedene Systeme (jedes für sich insofern gleichbestehend) seien, welches ich schon seit vielen Jahren her weiss.".... Schon am Ende dieses Briefes klagt Bolyai seinem Freunde über die Herzlosigkeit seines Sohnes. Weiter findet sich im Briefwechsel zwischen Gauss und Bolyai nichts, ausser, dass das Verhaltnis zwischen Vater und Sohn unleidlich wurde und soweit ausartete, dass der Sohn den Vater zum Duell forderte.

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Title
Abhandlungen zur Geschichte der Mathematik.
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Publication
Leipzig,: B. G. Teubner,
1877-99.
Subject terms
Mathematics -- Periodicals.
Mathematics -- History.

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"Abhandlungen zur Geschichte der Mathematik." In the digital collection University of Michigan Historical Math Collection. https://name.umdl.umich.edu/acd4263.0003.001. University of Michigan Library Digital Collections. Accessed May 1, 2025.
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