Abhandlungen zur Geschichte der Mathematik.

Zur Geschichte und Philosophie der Differentialrechnung. 131 damit zugleich auch eigentlich den sog. ersten Mittelwerthsatz der Integralrechnung, wenigstens in dem speziellen Fall, wenn h (x) gleich 1 ist. Cauchy's bedeutendste Leistungen knüpfen an die Taylor'sche Reihe an, er gab 1826 die nach ihm benannte Form des Restes, Kiepert-Formel Nr. 49b, die in der Anmerkung gegebene Erweiterung rührt von Roche her (Montpellier 1858, bezw. Schlömilch, Handbuch der Diff. und Integr. 1847). Von Cauchy ist das erste "Monstrum" die Funktion e x~ behandelt, deren sämmtliche endliche Ableitungen verschwinden, deren Maclaurin'sche Entwickelung also für jedes x convergirt, ohne f(x) darzustellen. Cauchy hat zuerst die Nothwendigkeit allgemein plausibel gemacht, die Grundbegriffe der Analyse, das Unendlichkleine, die Kontinuität, die Convergenz genau zu unterscheiden und zu definiren, wenngleich ihm Gauss und Bolzano vorangingen und ihn an Strenge übertrafen, so drangen sie doch nicht in die Oeffentlichkeit. Cauchy hat auch die Theorie der Funktionen complexer Variabeln, wenn auch nicht geschaffen, das hat auch Gauss vor ihm gethan, aber als neuen wichtigen Zweig in die wissenschaftliche Welt eingeführt. Zu bemerken ist, dass Cauchy die komplexen Zahlen nie als Zahlen anerkannt hat, wie dies Gauss, cf. die Anzeigen zur Theorie der biquadratischen Reste, gethan hat. Cauchy hat 1814 (M6moire sur les int6grales d6finies) gezeigt, dass die Vertauschbarkeit der Reihenfolge der Integration nur gestattet ist, wenn keine innere Divergenz stattfindet; er hat die entsprechende Bedingung für die Differentiation unter dem f angegeben (Anc. exerc. Tom. II), die einfache Ableitung der Taylor'schen Reihe durch Integralrechnung gegeben und 1831 (Mem. sur le calc. des limites) den entscheidenden Satz gegeben: Dass die Taylor'sche Reihe convergirt im Innern eines Convergenzkreises, der durch den dem Entwicklungscentrum nächsten singulären Punkt geht. Dass die Reihe weiter convergiren kann, dann aber nicht die erzeugende Funktion, sondern die von der hebbaren Unstetigkeit befreite darstellt, hat wohl zuerst Riemann ausgesprochen. Abschliessend sind die Arbeiten von Pringsheim in den Berichten der Math.-Vereinigung von 1893. Als bedeutendste Leistung Cauchy's gilt das M6moire von 1825 sur les integrales definies prises entre des limites imaginaires, in welchem er die Abhängigkeit des bestimmten Integrales vom Integrationsweg nachwies (also komplexe Werthe der Variabeln zuliess) und damit den eigentlichen Grund für die Periodicität der aus den Integralen algebraischer Integranden entspringenden Funktionen aufdeckte. Sofort nach dem Erscheinen des Briefwechsels zwischen Gauss und Bessel wurde in der deutschen Litter.-Zeit. von 1881 Nr. 37 darauf hingewiesen, dass Gauss im Brief vom 18. Dez. 1811 sich bereits mit der komplexen Integration als Quelle der Periodicität völlig vertraut zeigt. Gauss hat auch den Beweis, dass 9*

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Title
Abhandlungen zur Geschichte der Mathematik.
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Publication
Leipzig,: B. G. Teubner,
1877-99.
Subject terms
Mathematics -- Periodicals.
Mathematics -- History.

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"Abhandlungen zur Geschichte der Mathematik." In the digital collection University of Michigan Historical Math Collection. https://name.umdl.umich.edu/acd4263.0003.001. University of Michigan Library Digital Collections. Accessed April 30, 2025.
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