Abhandlungen zur Geschichte der Mathematik.

Zur Geschichte und Philosophie der Differentialrechnung. 123 1665, schon am 13. Nov. d. J. bestimmt er mittelst Fluxionen (Differentialquotienten) die Tangente und den Krümmungsradius ganz allgemein. Bereits 1671 war sein grosses Manuscript:,~Methodus fluxionuin et serierum infinitorum" fertig, Collins wollte es 1680 drucken, aber es ist erst 1736 englisch von Colson edirt worden, als es nichts Neues mehr enthielt. C. hat nachgewiesen, dass es inzwischen mehrfach überarbeitet wurde, aber C. berichtet auch, dass N. bereits in dem Brief vom 24. Oct. 1676 einen Hauptfall des sogen. binomischen Integrals faz9'(e +- fz-)Idz erledigt (den wenn ( +- 1): A eine ganze Zahl ist), das konnte doch nur Jemand, der sehr tief in den Algorithmus eingedrungen war. Newton ging wie sein Lehrer Barrow von der' Bewegung aus, er betrachtete die gewöhnlichen Grössen als im gleichmässigen Fluss der unabhängig variablen Zeit erzeugt, die Zeit wächst um unendlich kleine Grössen (Momente), die mit 0 bezeichnet werden und den Charakter als Null haben; die abhängigen Grössen wachsen in Folge dessen ebenfalls mit mehr oder minderer Geschwindigkeit um unendlich kleine Theilchen, ebenfalls Momente genannt. Sind x, y, z gewöhnliche Grössen, welche als von der Zeit abhängig fliessende,Fluentes" heissen, x, y', ' ihre Geschwindigkeiten oder Fluxionen, so sind Ox Oy', Oz' ihre Momente, so dass "post momentum temporis' die Grössen übergehen in x + Ox, etc. Lagrange sagt: Tout le monde a ou croit avoir une idee de la vitesse; fiir N. stand dieser Begriff durchaus fest, und er hatte damit die Ueberzeugung von der Existenz eines ersten Verhältnisses der entstehenden endlichen Grössen, welches auch, wenn man rückwärts von den gewordenen Grössen ausgeht, als das letzte Verhältniss aufgefasst werden kann, mit welchem sie verschwinden. Die Klarheit, mit welcher N. z. B. in den Briefen an Wallis von 1692 und in den 12 Sätzen des 1. Buches der,principia" 1684 die Grundgedanken dargestellt hat, ist von C. unterschätzt. N. ist in der Tiefe der Auffassung, in der vis mathematica des Geistes L. über, Gauss hat nie einem Andern das Prädikat ~summus" zugestanden. Dagegen übertrifft er N. in dem, was seine Stärke überhaupt bildet, in der Form; dass L. als der Erste die Bedeutung des Zeichens für die Mathematik erkannte, dass er ihr innerstes Wesen als Symbolik erfasste, darin liegt L's höchste Bedeutung. L. hat sich zuerst 1673 mit Infinitesimalbetrachtungen befasst, und zwar ganz sicher nach seinem ersten Aufenthalt in London, wo er Barrow's ~lectiones" an sich brachte, und vom Tangentenproblem ging er aus. Er selbst giebt wiederholt und fast gleichlautend an, dass ihn Pascal's Arbeiten auf die Erfindung gebracht haben; und wer seine Entwickelung betrachtet, die von der Combinatorik ausgeht und damit von den Differenzenreihen des Pascal'schen Dreiecks, bezw. der Binomialcoeffizienten, dem wird dies einleuchten. Aber ebenso sicher ist

/ 897
Pages

Actions

file_download Download Options Download this page PDF - Pages 116-135 Image - Page 116 Plain Text - Page 116

About this Item

Title
Abhandlungen zur Geschichte der Mathematik.
Canvas
Page 116
Publication
Leipzig,: B. G. Teubner,
1877-99.
Subject terms
Mathematics -- Periodicals.
Mathematics -- History.

Technical Details

Link to this Item
https://name.umdl.umich.edu/acd4263.0003.001
Link to this scan
https://quod.lib.umich.edu/u/umhistmath/acd4263.0003.001/128

Rights and Permissions

The University of Michigan Library provides access to these materials for educational and research purposes. These materials are in the public domain in the United States. If you have questions about the collection, please contact Historical Mathematics Digital Collection Help at [email protected]. If you have concerns about the inclusion of an item in this collection, please contact Library Information Technology at [email protected].

DPLA Rights Statement: No Copyright - United States

Manifest
https://quod.lib.umich.edu/cgi/t/text/api/manifest/umhistmath:acd4263.0003.001

Cite this Item

Full citation
"Abhandlungen zur Geschichte der Mathematik." In the digital collection University of Michigan Historical Math Collection. https://name.umdl.umich.edu/acd4263.0003.001. University of Michigan Library Digital Collections. Accessed April 30, 2025.
Do you have questions about this content? Need to report a problem? Please contact us.