Abhandlungen zur Geschichte der Mathematik.

102 Ferdinand Rosenberger: Dabei kam er am Schlusse seiner Untersuchungen nochmals zu einer neuen Entdeckung, welche wieder auf einen ganz neuen Zusammenhang zwischen Elektricität und Licht hindeutete, die aber zu ihrer Zeit fast ganz ohne Beachtung blieb und die bis auf unsere Zeit nicht wieder discutirt worden ist. Er überzog nämlich seine Glaskugel im Innern zu beiden Seiten des Aequators mit einer dünnen Schicht Siegellack, machte dann die Kugel möglichst luftleer und berührte dieselbe, während sie rotirte, von aussen wie gewöhnlich leicht mit der Hand. Dann bemerkte er in der Dunkelheit, wenn er von den Polen her in die Kugel hineinsah, auf der inneren Seite des Siegellacks deutlich die Umrisse der aussen auf dem Glase liegenden Hand, ganz so, als ob das Siegellack wie das Glas durchsichtig wäre. Eine geringe Menge von Luft aber, die in die Kugel eingelassen wurde, zerstörte die ganze Erscheinung und machte das Siegellack wie gewöhnlich un — durchsichtig. Hawksbee wusste auch diese wunderbare Erscheinung, die an die modernen Röntgenstrahlen erinnert, noch ganz plausibel zu erklären. Die Elektricität und das Licht, sagt er, seien nach dem allgemeinen Dafürhalten beide durch körperliche Ausflüsse aus den elektrischen bezüglich leuchtenden Körpern bedingt. Wenn man nun zuzugeben vermöge, was an sich nicht unwahrscheinlich sei, dass ähnliche elektrische Körper, wie Glas und Siegellack, auch gleiche körperliche Ausflüsse hätten und wechselseitig einer die Ausflisse des andern aufzunehmen und wieder auszusenden vermöge, so sei es ganz von selbst klar und durch die Natur der Sache gefordert, dass auch ein undurchsichtiger Körper, wie Siegellack, sich den Ausflüssen eines elektrisch ähnlichen, aber durchsichtigen Körpers, wie Glas, gegenüber ganz wie dieser verhalten und also für die Strahlen, die durch den letzteren hindurch gegangen, selbst eine gewisse Durchsichtigkeit zeigen könne. Auch Hawksbee's schöne Entdeckungen fanden ihrer Zeit aus äussern und innern Gründen nicht die gebührende Beachtung. Zuerst wohl darum nicht, weil man die neuen Beobachtungsresultate noch nicht recht in dem System der physikalischen Disciplinen unterzubringen wusste und darum auch die Beschäftigung mit solchen Dingen noch nicht für voll berechtigt in der Wissenschaft anerkannte. Dann aber auch, weil die Interessen der damaligen Physiker in England vor allem der Ausbildung der Newton'schen mathematischen Physik zugewandt waren und jene elektrischen Erscheinungen nicht recht in das Spiel der Newton'schen Kräfte passen wollten. Vielleicht spricht für die starke Wirksamkeit dieser Ursache auch das geringe Interesse, das man zur Zeit an den Personen der elektrischen Arbeiter nahm. Hawksbee war Experimentator der Royal Society und also, inres der bekanntesten Glieder dieser Gesellschaft, aber

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Title
Abhandlungen zur Geschichte der Mathematik.
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Publication
Leipzig,: B. G. Teubner,
1877-99.
Subject terms
Mathematics -- Periodicals.
Mathematics -- History.

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