Abhandlungen zur Geschichte der Mathematik.

4 -mehr die früher ausdrücklich von der Betrachtung ausgeschlossenen Kettenreihen (aufsteigenden Kettenbrüche) diessmal zu ihrem vollen Rechte gelangen. Wenn aber sonach die gegenwärtige Tendenz in der einen Richtung eine ungleich allgemeinere ist, als diess ehedem der Fall war, so tritt auf der anderen Seite eine sehr wesentliche Inhalts-Beschränkung doch wieder dadurch ein, dass in jener älteren Schrift sämmtliche" Näherungsmethoden zur Sprache gelangten, sowohl diejenigen, welche sich auf die möglichst genaue Wiedergabe eines rationalen Zahlenverhältnisses in kleineren Zahlen beziehen, als auch diejenigen, deren man sich zur angenäherten Berechnung von Quadrat- und Kubikwurzeln bediente, während jetzt eben nur von den quadratischen Irrationalitäten die Rede sein soll. Was den Zeitraum anbelangt, innerhalb dessen unsere Untersuchung sich zu bewegen hat, so darf wohl das Wort,Alterthum" nicht in einem zu engen Sinne gemeint sein; dass Alles, was etwa von byzantinischer Mathematik für unsere Zwecke Interesse bieten könnte, herbeigezogen werden muss, versteht sich ganz von selbst, allein auch andere Kulturvölker des Mittelalters werden wir in Betracht nehmen müssen, wenn wir zu wirklich abschliessenden Ergebnissen zu gelangen hoffen. Wir wissen, dass Inder und Araber ihre Bildung grossentheils aus griechischen, die christlichen Abendländer die ihrige fast einzig und allein aus römischen Quellen schöpften, und wenn sie die überkommenen Wissenselemente auch durchweg mit Zuthaten von eigener Erfindung zu versetzen pflegten, so tritt in der Mehrzahl der Fälle doch der wahre Ursprung - wenn auch erst bei genauerem Zusehen - zu Tage, und jedenfalls muss, wer von mathematischen Dingen bei Griechen und Römern handelt, auch auf deren wissenschaftliche Epigonen Rücksicht nehmen. Die untere Grenze ist für den Occident wenigstens von selbst mit Leonardo Pisano gegeben, der nicht blos in dieser Angelegenheit die Neuzeit einleitet und seinen sämmtlichen Leistungen auf arithmetischem Gebiete einen wahrhaft modernen Geist einzuflössen verstanden hat. - Unserem Programme gemäss wird unsere Darlegung sich nach drei grossen Unterabtheilungen zu gliedern haben. Die erste derselben begreift in sich alles wirklich vorhandene Material, alle Angaben, die sich aus den zeitgenössischen Schriftstellern über angenäherte Werthe quadratischer Irrationalzahlen und deren Entwickelungsmethoden entnehmen lassen. Auf dieser sozusagen empirischen Grundlage fusst zunächst der zweite Abschnitt, in welchem sämmtliche ältere und neuere Versuche Platz finden sollen, die uns verborgenen Näherungsmethoden der Alten irgendwie mit den uns bekannten Darstellungen einer Quadratwurzel durch einen absteigenden Kettenbruch in Beziehung zu setzen. Die dritte und letzte Abtheilung endlich soll jener Klasse von Divinationsversuchen gewidmet sein, welche darauf

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Title
Abhandlungen zur Geschichte der Mathematik.
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Publication
Leipzig,: B. G. Teubner,
1877-99.
Subject terms
Mathematics -- Periodicals.
Mathematics -- History.

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"Abhandlungen zur Geschichte der Mathematik." In the digital collection University of Michigan Historical Math Collection. https://name.umdl.umich.edu/acd4263.0002.001. University of Michigan Library Digital Collections. Accessed May 1, 2025.
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