Abhandlungen zur Geschichte der Mathematik.

164 F. Rudio: entwerfen, so kann ich mich darauf beschränken, auf diese Briefe zu verweisen und denselben noch einige wenige Daten hinzuzufügen. Es ist heute nicht mehr leicht, sich eine Vorstellung davon zu bilden, welch' ungeheures Aufsehen Eisenstein bei seinem Eintritte in die wissenschaftliche Welt erregte. Kaum hatte er das Maturitätsexamen absolviert, so folgten auch Schlag auf Schlag, in fast unheimlich kurzen Intervallen, die Publikationen, die ihn mit einem Male an die Seite der ersten Mathematiker des Jahrhunderts stellten. Brachte doch, um nur eines hervorzuheben, im Jahre 1844 der 27. Band des Crelle'schen Journals unter 27 mathematischen Beiträgen nicht weniger als 16, welche von stud. G. Eisenstein herrührten! Man muss alles dies im Auge behalten, um das unerhörte Ereignis zu verstehen, dass Eisenstein, bevor er nur das dritte Semester zurückgelegt hatte, von der philosophischen Fakultät der Breslauer Hochschule zum Doktor honoris causa ernannt wurde. Kein Geringerer als Jacobi war es gewesen, der hierzu die Anregung gegeben hatte.,Den 15. Februar 1845 erhielt der stud. phil. Eisenstein in Berlin wegen seiner ausgezeichneten mathematischen Arbeiten auf den Antrag der Professoren Kummer und Fischer das Ehrendiplom der Fakultät" - so lautet, wie mir Herr Prof. Sturm mitzuteilen die Güte hatte, die kurze aber inhaltsschwere Notiz in dem Fakultätsprotokolle. Dass ein junger, noch nicht 3 Semester zählender Student, der also, um einen drastischen akademischen Ausdruck zu gebrauchen, fast noch ein Fuchs war, von einer deutschen Universität zum Ehrendoktor ernannt wurde, dürfte in der Geschichte der Wissenschaft ohne Beispiel dastehen. Bei solchen wissenschaftlichen Erfolgen konnten materielle nicht ganz ausbleiben. Wie schon bemerkt, verdankte Eisenstein dieselben vornehmlich Gauss und Alexander von Humboldt. Dem, was Eisenstein hierüber in seinen Briefen Stern mitteilt, füge ich, der historischen Darstellung etwas vorgreifend, im Wortlaute bei, was mir neben anderen wertvollen Daten Herr Geh. Kanzleirat Skopnik aus den Akten der Berliner Universität gütigst zur Verfügung gestellt hat:,Mittelst allerhöchster Ordre vom 8. Juli 1846 war Eisenstein zu seiner Ausbildung im Lehrfache vom 1. April 1846 ab auf 3 Jahre eine jährliche Unterstützung von 500 Thalern aus allgemeinen Staatsfonds bewilligt worden. Am 14. September 1849 hat Eisenstein um Fortgewährung dieser Unterstützung gebeten, in Folge dessen der Minister die philosophische Fakultät zur gutachtlichen Aeusserung über den Erfolg seiner bisherigen Lehrwirksamkeit und seine sittliche Haltung aufforderte. Die Fakultät berichtet sehr günstig, umgeht aber eine Empfehlung zur weiteren Unterstützung, weil sie von dieser bisher nichts wusste, darin aber auch andern

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Title
Abhandlungen zur Geschichte der Mathematik.
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Publication
Leipzig,: B. G. Teubner,
1877-99.
Subject terms
Mathematics -- Periodicals.
Mathematics -- History.

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"Abhandlungen zur Geschichte der Mathematik." In the digital collection University of Michigan Historical Math Collection. https://name.umdl.umich.edu/acd4263.0002.001. University of Michigan Library Digital Collections. Accessed April 30, 2025.
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