Abhandlungen zur Geschichte der Mathematik.

Eine Autobiographie von Gotthold Eisenstein. 163 mir hier an aller Geselligkeit, mit meinen Verwandten bin ich ganz zerfallen, denn dies sind Geldleute, die mich nicht verstehen und die ich nicht verstehe,....." Es sei noch hinzugefügt, dass die Eltern Eisensteins bis Ende 1869 in Berlin wohnten und dann nach Charlottenburg übersiedelten, wo beide hochbetagt starben, der Vater am 28. November 1875, die Mutter am 28. Juli 1876. Zu den Lehrern Eisensteins gehörte auch Schellbach, der, wie mir Herr Fürstenau mitteilte, bis Ostern 1842 den mathematischen Unterricht in den obersten Klassen des Friedrich-Werderschen Gymnasiums erteilte und dann an das Friedrich-Wilhelms-Gymnasium berufen wurde. Doch war wohl Eisenstein, der schon als Gymnasiast die Vorlesungen von Ohm und Dirichlet besuchte, dem Schellbach'schen Unterrichte damals längst entwachsen. Auf Grund des am 22. Sept. 1843 erhaltenen Reifezeugnisses wurde Eisenstein am 21. Oktober desselben Jahres an der Friedrich- WilhelmsUniversität zu Berlin unter dem Rektorate Lachmanns immatrikuliert. Seine ersten grösseren Ferien, Ostern 1844, benutzte er zur Erfüllung seines sehnlichsten Wunsches: die Bekanntschaft mit Gauss zu machen. Mit welcher Verehrung er an diesem hing, davon zeugen nicht nur alle seine wissenschaftlichen Arbeiten, sondern auch die zahlreichen Aussprüche, in denen er bei jedem sich bietenden Anlasse bewundernd auf Gauss hinweist. ~Durch Gauss habe ich nun einmal meine mathematische Bildung erlangt," schreibt er gelegentlich an Stern, und ein anderes Mal:,An Gauss brauche ich wohl keinen Gruss zu bestellen, denn zu dem lieben Gott kann man nur beten und bewundernd emporblicken." Umgekehrt brachte aber auch Gauss dem kaum 21jährigen Mathematiker eine hohe Wertschätzung entgegen. Und was noch mehr ist, er wusste dieselbe auch thatkräftig zu bekunden. Es ist das grosse Verdienst von Gauss, namentlich durch Vermittelung Alexanders von Humboldt Eisenstein die Wege geebnet und ihn vor den drückendsten Sorgen bewahrt zu haben. Während der in Göttingen zugebrachten Ferien trat Eisenstein auch in näheren Verkehr mit Stern, mit dem ihn bald eine herzliche Freundschaft vereinigte. Die Briefe, welche Eisenstein an Stern in den Jahren 1844 bis 1850 richtete, sind, abgesehen von ihrem wissenschaftlichen Inhalte, von um so höherem Interesse, als sie nicht nur eine Uebersicht über die Entwicklung der äusseren Lebensverhältnisse Eisensteins darbieten, sondern auch einen Einblick in die Seelenvorgänge dieses merkwürdigen Mannes gewähren, dem es durch eine verhängnissvolle Verkettung von Umständen und jedenfalls nicht durch eigne Schuld allein versagt war, zu einer seinen hohen Geistesgaben entsprechenden inneren Befriedigung zu gelangen. Da es nicht die Absicht dieser Zeilen ist, ein vollständiges Lebensbild Eisensteins zu 11*

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Title
Abhandlungen zur Geschichte der Mathematik.
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Publication
Leipzig,: B. G. Teubner,
1877-99.
Subject terms
Mathematics -- Periodicals.
Mathematics -- History.

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"Abhandlungen zur Geschichte der Mathematik." In the digital collection University of Michigan Historical Math Collection. https://name.umdl.umich.edu/acd4263.0002.001. University of Michigan Library Digital Collections. Accessed May 1, 2025.
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