Abhandlungen zur Geschichte der Mathematik.

Bei Gelegenheit der Herausgabe der Briefe Eisensteins an Stern, welche ich in Gemeinschaft mit meinem Freunde und Kollegen, Herrn Prof. Hurwitz, übernommen hatte1), empfand ich es als ein Bedürfnis, die Situationen, denen jene Briefe entsprungen waren, durch eine kurze Darstellung der äusseren Lebensverhältnisse Eisensteins zu erläutern. Es schien mir dies um so wünschenswerter, als merkwürdigerweise über den allerdings nur allzu kurzen Lebenslauf des grossen Mathematikers, der plötzlich wie ein hellstrahlendes Meteor auftauchte, um eben so rasch wieder zu verschwinden, nur äusserst wenig - und das Wenige noch vielfach entstellt - in die Oeffentlichkeit gedrungen ist. Den Ausgangspunkt meiner Nachforschungen boten mir die verschiedenen Legenden, welche sich an den Eintritt Eisensteins in das akademische Leben geknüpft haben. Nach der einen Version soll Eisenstein die Universität ohne Maturitätszeugnis bezogen haben; nach einer andern soll er zwar durch ein Maturitätsexamen hindurchgegangen sein, dabei aber in allen Fächern, mit Ausnahme der Mathematik, eine so unglaubliche Unwissenheit an den Tag gelegt haben, dass die Prüfungsbehörde, namentlich auch im Hinblick auf das angeblich wenig befriedigende sittliche Verhalten des Examinanden, die Abweisung desselben zu beschliessen im Begriffe war. Da habe sich im letzten Momente noch Schellbach erhoben und erklärt, man dürfe sich der Lächerlichkeit nicht aussetzen, einem jungen -Manne heute das Reifezeugnis zu verweigern, den vielleicht morgen schon die Berliner Akademie zu ihrem Mitgliede ernennen würde. Daraufhin habe Eisenstein das Zeugnis der Reife erhalten. Nachdem ich durch die gefälligen Bemühungen von Herrn Prof. Knoblauch in Erfahrung gebracht hatte, dass Eisenstein auf Grund eines Reifezeugnisses vom Friedrich-Wilhelms-Gymnasium an der Berliner Universität immatrikuliert worden war, wandte ich mich an meinen hochverehrten ehemaligen Lehrer, Herrn Stadtschulrat E. Fürstenau in Berlin, der sich mit dankenswertester Bereitwilligkeit der weiteren Nachforschungen annahm. Dieselben ergaben bald eine unerwartet reichhaltige Ausbeute. Am 21. Jan. d. J. schrieb mir Herr Fürstenau:,Der Direktor des hiesigen Friedrich-Wilhelms1) Siehe pag. 171 dieses Heftes. Abh. zur Gesch. der Mathem. VII. 10

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Title
Abhandlungen zur Geschichte der Mathematik.
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Publication
Leipzig,: B. G. Teubner,
1877-99.
Subject terms
Mathematics -- Periodicals.
Mathematics -- History.

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"Abhandlungen zur Geschichte der Mathematik." In the digital collection University of Michigan Historical Math Collection. https://name.umdl.umich.edu/acd4263.0002.001. University of Michigan Library Digital Collections. Accessed April 30, 2025.
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