Abhandlungen zur Geschichte der Mathematik.

Die von GERHARDT in den Monatsberichten der königl. Akademie der Wissenschaften zu Berlin*) behandelte Handschrift der königl. Hof- und Staatsbibliothek zu München No. ~14908 dürfte für die Geschichte der deutschen Algebra bei weitem wichtiger sein, als es aus der Abhandlung GERHAnRDT hervorzugehen scheint. Einestheils ist die Beschreibung, welche er von ihr giebt, nichts weniger als ausreichend, und darin liegt jedenfalls anderntheils der Grund, weshalb sehr wichtige und das Können des Verfassers in helles Licht stellende Stücke des Manuscriptes von ihm übersehen und deshalb auch noch nicht einmal erwähnt sind. Die Handschrift enthält nämlich aufser dem Bruchstück einer Algebra in deutscher Sprache, welches GEnHARDT hat abdrucken lassen, zunächst (freilich räumlich davon getrennt, aber auf dasselbe Bezug nehmend) eine ganze Reihe zu demselben gehörige Beispiele in lateinischer Sprache, dann aber, nur vier Seiten hinter demselben, eine vollständige Abhandlung über den nämlichen Gegenstand auch in deutscher Sprache, welche durch ihre ganze Fassung zeigt, dafs sie nach einer italienischen Vorlage gearbeitet sein mufs, während das von GERHARIDT herausgegebene Bruchstück aus dem Lateinischen geflossen zu sein scheint. Der Titel dieser Abhandlung:,,Regule delacose secZncdum 6 capitula" und die in ihr benutzten Namen für die Zahl, die Unbekannte und deren Potenzen ergeben den Ursprung unzweifelhaft. 3tNumeerus, cosa, censo, censo di censo, cubo di cubo sind Worte, welche nur aus dem Italienischen stammen können. Der unbekannte Verfasser - auch der Schreiber ist ein anderer als der der Algebra GERHARDTS - übersetzt numerus durch zal, cosa durch ding und benutzt für letzteres die auch sonst in späterer Zeit bekannte Abkürzung o. Censo behält er bei. Noch eine Abkürzung ist vorhanden für multiplicieren: ea. Sie ist aus der gewöhnlichern: Ja/ zusammengezogen und wird auch in den lateinischen Theilen der Handschrift, und zwar überall für jede Form des Wortes benutzt. Im Abdrucke ist dieselbe aufgelöst worden. Weil wir im Deutschen das Ding sagen, heifst es bei unserem Verfasser meistens auch das cosa; +- heifst ihm gner, -- mynder, an einigen Stellen auch mit minus unternmischt. Zwei Zahlen multiplicieren heifst: af 6 wider 8, dividieren heifst stets tailen, der Divisor steht dabei immer 25 6 -144 an letzter Stelle, z. B.: tail 6 in i, wo das Resultat - wird. *) Jahrgang 1870, S. 141 u. ff. Abh. zur Gesch. der Mathem. VII. 3

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Title
Abhandlungen zur Geschichte der Mathematik.
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Publication
Leipzig,: B. G. Teubner,
1877-99.
Subject terms
Mathematics -- Periodicals.
Mathematics -- History.

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"Abhandlungen zur Geschichte der Mathematik." In the digital collection University of Michigan Historical Math Collection. https://name.umdl.umich.edu/acd4263.0002.001. University of Michigan Library Digital Collections. Accessed April 30, 2025.
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