Abhandlungen zur Geschichte der Mathematik.

- 190 - Weise die Grundlagen der Gravitationstheorie Lesages durch Tho~mson umgestaltet worden sind, so ist, wie mir scheint, zu sagen, dafs Letzterer den Hypothesen des Ersteren noch drei weitere beigefügt hat, nämlich erstens: es giebt eine unbekannte, veränderliche Ursache, welche die Ätheratome fortdauernd in Stand setzt, alle erlittenen Formveränderungen wieder auszumerzen; zweitens: die Ätheratome sind weicher als die Körperatome; drittens: die "mathematische Theorie" des Zusammenstofses elastischer Kugeln wird das Resultat ergeben, dafs der translatorische Teil ihrer Energie durchschnittlich einen kleineren Bruchteil der gesamten Energie ausmacht nach Zusammenstöfsen mit härteren, als nach Zusammenstöfsen mit weicheren Körpern. - Auf diesen Annahmen ruht der unterste Grundstein der Thomsonschen und To l v e r P r e s ton schen Gravitationstheorie, aber dieselben reichen doch noch nicht einmal aus, um unsere erste Hauptfrage: aus welcher Quelle stammt die Energie, die ein fallender Körper gewinnt? zu beantworten.Soviel ich weifs, hat L esage die Frage überhaupt nicht prägnant gestellt, aber die Antwort würde ihm, wie Allen, welche unelastische Stöfse zu Grunde legen, nicht schwer gefallen sein, weil ja nach dieser Theorie die Ätheratome aus den gravitierenden Massen mit Energieverlust heraustreten. Thomson aber hat sich diese Quelle ausdrücklich verstopft, indem er sagt, die austretenden Körperteilchen müfsten dieselbe Energie wieder mit herausnehmen, die sie auch hereingebracht haben (must carry away the same energy with them, as they brought. S. 329). - Unter diesen Umständen wird die Frage nach der Herkunft der Fallenergie sehr unbequem und in der That habe ich weder bei Thomson noch bei Tolver Preston eine Antwort darauf gefunden. Es ist aber ebenso interessant als wichtig zu untersuchen, auf welche Antwort eine konsequente Durchführung dieser Theorie hinauslaufen mufs. Wenn z. B. der vom Gipfel eines Felsens losgebröckelte Stein herabsaust, und wenn er die kinetische Energie, welche er während des Fallens erwirbt, nicht von der Anziehungskraft der Erde enthält, die ja per hypothiesin ausgeschlossen ist; wenn er sie zweitens nicht von dem Äther erhält, der ja ohne Energieverlust1) aus dem Steine wieder heraustritt; wenn drittens nach der Theorie Erde, Äther und Stein die einzigen bei 1) Hierdurch wird auch der etwa noch denkbaren Annahme, dafs die Fallenergie zwar nicht von der Anziehung, aber vielleicht von irgend einem anderen in der Erde steckenden geheimnisvollen Energiequantum herrühren und durch den Äther nach dem Steine transportiert würde, ein Riegel vorgeschoben. Der Äther soll ja seine gesamte in den Stein hineingebrachte und transportierte Energie auch wieder aus ihm mit hinwegnehmen.

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Title
Abhandlungen zur Geschichte der Mathematik.
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Publication
Leipzig,: B. G. Teubner,
1877-99.
Subject terms
Mathematics -- Periodicals.
Mathematics -- History.

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