Abhandlungen zur Geschichte der Mathematik.

- 186 - einmal darauf hinzuweisen, welche Hypothese es eigentlich-ist, die unter der Flagge der ~Elasticität" hier fast unvermerkt eingeschmuggelt wird. Nach Thomson fliegt das Projektil nach dem Stofse weg mit kleinerer translatorischer Geschwindigkeit, aufserdem aber rotiert und vibriert es. - Dafs es abfliegt mit irgend einer Geschwindigkeit und dafs es rotiert: beides läfst sich bekanntlich aus der Undurchdringlichkeit und der Trägheit der Materie in aller Strenge ableiten, auch ohne Elasticität - Warum aber vibriert es? Nehmen wir z. B. einen kreisförmigen T. Prestonschen Stahlring oder noch einfacher eine elastische Kugel und denken uns, diese sei infolge ihres Anstofses zu einem (Rotations-) Ellipsoid abgeplattet worden. Nach dem Abprallen vibriert sie nun, d. h. ihre Form wird abwechselnd ellipsoidisch, rundet sich wieder zur Kugel ab, wird darauf entgegengesetzt ellipsoidisch, rundet sich nochmals ab, und wechselt in dieser Weise ihr Thun unaufhörlich. - Fassen wir jetzt einmal den Moment ins Auge, wo die Hauptaxe des Ellipsoids eben ihre gröfste Ausdehnung hat. Was verhindert den Körper, grade so, wie er eben ist, zu bleiben?- Welche Ursache, welcher Kobold, könnte man fast sagen, steckt denn in diesem Ellipsoid und bewirkt, unzufrieden mit der augenblicklichen Form desselben, dafs die Endpartikel der längeren Axe einander sich wieder nähern müssen? - Paul du Bois-Reymond meint, diese Ursache könne nur wieder eine Fernkraft sein, und daher laufe die Benutzung der Elasticität bei der Konstruktion der Schwere lediglich darauf hinaus, dafs man eine Fernkraft durch eine andere Fernkraft erkläre. - Ich möchte nicht soweit gehen, aber ich sage, wenn die Ursache der Vibrationen auch vielleicht keine Fernkraft, keine,actio in distans" zu sein brauchte, wie die Gravitation, so ist sie doch erstens eine "qualitas occulta", grade wie die Gravitation, und zweitens eine v eränderliche Ursache', ebenfalls wie die Gravitation. - Letzteres könnte man zu bezweifeln geneigt sein, aber es folgt sofort aus dem Umstande, dafs bei der oscillierenden Kugel die Geschwindigkeitskomponenten der einzelnen Teile periodische Funktionen der Zeit sind. In den extremen Lagen nämlich ist die Geschwindigkeit all dieser Teile (bezogen auf ein mit dem Mittelpunkt fest verbundenes Koordinatensystem) gleich Null, kehrt daselbst ihr Vorzeichen um, wächst nachher so lange, bis die Kugelform erreicht ist, nimmt dann wieder ab etc. ) Es bleibt also für die 1) So würde es wenigstens den Bewegungsgesetzen der gewöhnlichen elastischen Körper entsprechen. Allein vielleicht nimmt ein Vertreter der elastischen Stofstheorie sich die Freiheit, über die vibrierende Bewegung seiner Projektile eine andere Hypothese zu ersinnen. Wie er sich die aber auch zurechtlegen mag:

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Title
Abhandlungen zur Geschichte der Mathematik.
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Publication
Leipzig,: B. G. Teubner,
1877-99.
Subject terms
Mathematics -- Periodicals.
Mathematics -- History.

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"Abhandlungen zur Geschichte der Mathematik." In the digital collection University of Michigan Historical Math Collection. https://name.umdl.umich.edu/acd4263.0002.001. University of Michigan Library Digital Collections. Accessed April 30, 2025.
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