Abhandlungen zur Geschichte der Mathematik.

_ 153 - Eigenschaften der Functionen, auf welcher jene mit dem paradoxen Titel beruht. Auch in dieser suchen wir vergebens nach einer greifbaren Definition dessen, was Ruffini unter einer Function, speciell unter einer einfachen Function versteht. Wir finden nur die beiläufige Bemerkung (art. 1), dass eine einfache Function durch eine einzige Rechnungsoperation zu Stande komme; als Beispiele werden dazu: P, cos ( arc cos P), log P aufgeführt. Es folgen lange Ketten von Schlüssen und Rechnungen, in welchen nun freilich mit vieldeutigen Functionen ohne Angabe des jedesmal zu wählenden Wertes, mit Iteration von Operationen zu gebrochenem oder gar zu irrationalem Index, mit Bestimmung von Functionen aus Functionalgleichungen, die noch unendlich viele andere Lösungen zulassen, und ähnlichen Dingen in so scrupelloser Weise manipulirt wird, dass man schon nach den ersten Sätzen jede Controle darüber verliert, in welcher Weise man die Voraussetzungen hätte einschränken müssen, wenn die Schlüsse zulässig sein sollten. Will man daher von dem ganzen Bau überhaupt etwas retten, so wird nichts übrig bleiben, als diejenigen Eigenschaften, welche Ruffini aus seiner unbestimmten Vorstellung von einer einfachen Function gefolgert zu haben glaubt, mit in die Definition aufzunehmen und zu sagen: Einfach heisst eine Function im Sinne Ruffini's dann, wenn von ihren zu demselben Werte des Arguments gehörenden Werten jeder eine rationale Function irgend eines unter ihnen ist, und wenn ferner alle diese rationalen Operationen sich durch Iteration einer einzigen unter ihnen darstellen lassen. Sind dann f, (x), f2 (x), f3 (x), g9 (x, y, z) einfache Functionen, so heissen f2 (fi (X)), (2 (f (f(x))), ( ( (), 2 (X), f3 (X)) u. s. w. zusammengesetzte Functionen, und stillschweigend werden nur solche Functionen in Betracht gezogen, welche in dieser Weise aus einfachen sich zusammensetzen lassen.') Dass durch Functionen dieser Art die Auflösung der algebraischen Gleichungen höherer Grade nicht geleistet werden könne, das ist der eigentliche Sinn, den man jener paradoxen Behauptung beizulegen hat. Nun ist aber mit den Mitteln der modernen Functionentheorie sofort zu 1) Die "einfachen" Functionen würden demnach in der Functionentheorie eine ähnliche Rolle zu spielen haben, wie in der Algebra die Radicale mit Primzahlexponenten. (Von Radicalen mit zusammengesetzten Exponenten sagt Ruffini, dass sie ebensowol als einfache, wie als zusammengesetzte Functionen betrachtet werden können.)

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Title
Abhandlungen zur Geschichte der Mathematik.
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Publication
Leipzig,: B. G. Teubner,
1877-99.
Subject terms
Mathematics -- Periodicals.
Mathematics -- History.

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"Abhandlungen zur Geschichte der Mathematik." In the digital collection University of Michigan Historical Math Collection. https://name.umdl.umich.edu/acd4263.0002.001. University of Michigan Library Digital Collections. Accessed April 30, 2025.
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