Abhandlungen zur Geschichte der Mathematik.

- 51 - erproben können. Es ist somit an der Zeit, der geschichtlichen Abtheilung dieser unserer Untersuchung nunmehr den kritisch-mathematischen Theil nachfolgen zu lassen. Kapitel II. Ableitung der antiken Quadratwurzeln durch offene oder versteckte Kettenbruch- Algorithmen. ~. 1. Geschalh die VWurzelausziehung blos versuchsweise? Es hat nicht an Stimmen gefehlt, welche sich für diese Auffassung erhoben. In seiner Rathlosigkeit, sich über die bei Archimedes vorkommenden- Wurzeln ein Urtheil zu bilden, sah sich zuerst Nesselmann zu dem pessimistischen Ausspruche gedrängt 190): ~Es bleibt nur die Vermuthung übrig, dass die Alten ihre Wurzeln durch Versuche und Errathen gefunden haben, worauf namentlich die Multiplikationsproben bei Eutokius hindeuten. Die zunächst kleinere Zahl, welche der gesuchten Wurzel entsprach, konnten sie leicht aus einer Tabelle der Quadratzahlen entnehmen; und dass ähnliche Tafeln, die ihnen ihre mühsamen Rechnungen erleichterten, ihnen nicht fremd waren, beweist die Multiplikationstafel des Nikomachus." Friedlein billigt diese für den Geschichtsforscher freilich etwas trostlose Ansicht, ausdrücklich dabei betonend, dass die Theon'sche Methode allem Anscheine nach niemals auf Decimalzahlen, sondern ausschliesslich nur auf Sexagesimalzahlen angewandt worden sei 191). Er hätte sich, um die von Nesselmann beigebrachten Gründe noch zu verstärken, auch auf den sogenannten Calculus Victorii berufen können, der recht eigentlich als Rechenknecht zur bequemeren Ausführung weitläufiger Multiplikationen gedient haben muss 192). Nicht viel anders verhält es sich, wenn man den Alten eine,divinatorische" Thatigkeit, ein unerklärbares Geschick in der Auffindung der richtigen Wurzelwerthe beimessen will. Es ist wahr, eine Autorität wie Hultsch hat sich einmal eines solchen Ausdruckes bedient, indem er von einem gewissen Pheidon, der die allerdings sehr merkwürdige Näherung 3V/I/25 10 V 18 9 angab, Folgendes sagte 193): ~Diese dritte Wurzel hat er nun schwerlich ausgerechnet, wohl aber fast divinatorisch, wie so viele andere Männer des Alterthums noch viel schwierigere mathematische Probleme gelöst haben, gefunden, dass nach dem festgesetzten Verhältniss zwischen babylonischem und ägyptischem Hohlmaass, also aus dem System heraus, sich für das babylonische und griechische Ellenmaass der Werth 10: 9 ergebe." Wir 4 -I

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Title
Abhandlungen zur Geschichte der Mathematik.
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Publication
Leipzig,: B. G. Teubner,
1877-99.
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Mathematics -- Periodicals.
Mathematics -- History.

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